Bad Füssing
Rückenspezialist: Darum ist eine OP oft der falsche Weg

25.01.2018 | Stand 20.09.2023, 22:46 Uhr

Dr. Oliver Wolf ist Rücken- und Schmerzspezialist. − Foto: Augustin

Wenn der Rücken schmerzt, suchen viele ihr Heil in einer Operation. Warum er das oft für den falschen Weg hält und was die Alternativen sind, erklärt Dr. Oliver Wolf, Leiter des Schmerz- und Rückenzentrums in der Johannesbad-Klinik in Bad Füssing (Landkreis Passau) im Interview mit der Heimatzeitung.

Herr Wolf, laut aktuellen Statistiken leiden etwa 17 Prozent der Deutschen an chronischen Schmerzen. Das sind 14 Millionen Menschen, Tendenz: steigend. Was läuft falsch in der Gesellschaft?
Dr. Oliver Wolf: Drei Gründe sind hierfür verantwortlich zu machen:
Erstens: Die Menschen werden älter. Und im Alter ist die Anfälligkeit für Schmerz höher. Dies stellt eine wachsende Herausforderung für uns behandelnde Ärzte dar. Zweitens: Die moderne digitale Gesellschaft mit ihrer Leistungsorientierung führt zu Überbelastung, Burn Out und psychischen Erkrankungen. Dies spielt eine wesentliche Rolle bei chronischen Schmerzen und muss in der Behandlung berücksichtigt werden. Und drittens: Die medizinische Ausbildung bezüglich chronischer Schmerzen ist nach wie vor unzureichend.

Wie läuft ein Erstkontakt mit Ihren Patienten ab?
Wolf: Der erste Kontakt, beziehungsweise die Erstuntersuchung beim chronischen Schmerzpatienten ist extrem wichtig. Es gilt eine Beziehung und Vertrauen aufzubauen. In meiner unfallchirurgischen Zeit habe ich das nie so wahrgenommen. Heute erlebe ich – auch bei äußerlich unerschütterlich erscheinenden Menschen – wie viele Verletzungen, Traumata, Enttäuschungen und persönliche Schicksalsschläge eine wesentliche Mit-Ursache von Schmerzen darstellen und auch, wie häufig das vorkommt. Eine umfängliche Erst-Untersuchung beim chronischen Schmerzpatienten unter einer Stunde ist nicht möglich.

Verursacht dann das psychische Trauma den chronischen Schmerz?
Wolf: Chronischer Schmerz ist immer psychisch und körperlich, nie psychisch oder körperlich. Dies ist ein Paradigma in der Schmerztherapie. Dies wird am Rücken- und Schmerzzentrum tagtäglich gelebt und umgesetzt. Der ganzheitliche Therapieansatz mit schulmedizinischen, alternativmedizinischen und psychologischen Anteilen unter Berücksichtigung des sozialen Umfelds ist hier die Lösung.

Und wenn das alles nicht weiterhilft, dann geht es unters Messer?
Wolf: Operationen im Bereich der Wirbelsäule sind häufig nicht notwendig und oft erst der Beginn eines langen Leidenswegs mit dann nicht vermeidbaren Folge-Eingriffen. Dies gilt es unbedingt zu vermeiden. Hierzu gibt es oft gute Alternativen.
Interview: Alexander Augustin

Das gesamte Interview, in dem der Rückenspezialist auch über die Alternativen zur OP spricht, lesen Sie am Donnerstag in Ihrer Heimatzeitung (Online-Kiosk) oder nach kurzer Registrierung kostenlos bei PNP Plus:
- "Die Psyche spielt eine große Rolle"
- Fachwissen und Zeit gegen den Schmerz