Passau
In Ostbayern fehlen Lkw-Fahrer: Bleiben die Brummis bald stehen?

15.07.2019 | Stand 25.10.2023, 11:12 Uhr

Wie viele tschechische Lkw-Fahrer ist auch Zdeněk Zatloukal zum Arbeiten nach Deutschland gekommen. Doch immer mehr Fahrer aus Osteuropa bleiben in ihrer Heimat. Auch dort herrscht mittlerweile Fachkräftemangel. −Foto: Süß

Die Speditionen klagen über akuten Mangel an Lkw-Fahrern – auch in Ostbayern. Gründe: schlechte Bezahlung, lange Arbeitszeiten und fehlende Wertschätzung.

Zdeněk Zatloukal ist einer von vielen tschechischen Fahrern, die den Fachkräftemangel bei den Speditionen in Ostbayern etwas abgemildert haben. Mittlerweile blieben aber viele tschechische Fahrer lieber zu Hause: Auch dort würden inzwischen Fahrer fehlen. Die Gründe dafür seien auf beiden Seiten der Grenze die gleichen: lange Arbeitszeiten und verhältnismäßig schlechte Bezahlung.

Sein Chef, der Passauer Spediteur und Vorsitzende des Verkehrsausschusses der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Niederbayern, Jürgen Pfeil, kann das ein Stück weit nachvollziehen: "Lkw-Fahrer verdienen nicht schlecht. Aber für das, was sie leisten, müssten wir eigentlich mehr bezahlen – wenn wir könnten." Allerdings müssten die Speditionen am Markt mit internationalen Mitbewerbern konkurrieren.

6000 Lkw-Fahrer fehlen allein in Bayern

Hochgerechnet dürften in Bayern etwa 6000 Lkw-Fahrer fehlen, schätzt Pfeil. "Unser Hauptproblem: Die größte Fahrschule Deutschlands hat ihren Dienst eingestellt: die Bundeswehr." Früher hätten viele Wehrpflichtige während ihrer Dienstzeit den Lkw-Führerschein gemacht. Seit der Aussetzung der Wehrpflicht 2011 müssten Lkw-Fahrer den teuren Führerschein meist selbst bezahlen. Das schrecke ab.

Vom "König der Landstraße" zum "Ärgernis"

Aber das sei längst nicht der einzige Grund, sagt Johann Ach, LBT-Präsident und Geschäftsführer der Spedition Niedermaier aus Landau an der Isar: Schlechte Arbeitsbedingungen und ein negatives Image machten den Beruf für junge Menschen unattraktiv. "Früher war man der Brummifahrer, der König der Landstraße." Und heute? "Heute ist man für viele ein Ärgernis."

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