Südostbayern
"Weißes Gold": In Bayern nur drei Muttermilchbanken - mehr gefordert

04.04.2019 | Stand 21.09.2023, 22:21 Uhr
Ann-Kristin Wenzel

An der Milchannahme: Elisabeth Fischer-Ging (v.l.), Fachkraft für Infektionsprävention und Hygiene im Krankenhaus, und Margit Schuster, Pflegedienstleitung und Still- und Laktationsberaterin, sind vom Konzept Humanmilchbank überzeugt. Auch in der Kinderklinik Dritter Orden Passau sei es nun etabliert. −Fotos: Wenzel

Das "weiße Gold" lagert in Passau im Tiefgeschoss der Kinderklinik Dritter Orden. Milch von Müttern, die vor allem frühgeborenen Babys die nötige Energie liefert. "Humanmilch ist für Kinder am verträglichsten, mit ihr treten wesentlich weniger Komplikationen in der Versorgung von Frühgeborenen auf", erklärt Pflegedienstleiterin Margit Schuster. Sie leitet die Humanmilchbank in Passau. Obwohl der Nutzen wissenschaftlich erwiesen ist, gibt es davon in Deutschland nur zwei Dutzend – drei davon in Bayern. Eine bundesweite Initiative will die Zahl erhöhen.

In Passau wurde die Einrichtung im Februar 2017 eröffnet. Mütter, die selbst ein Frühchen in der Kinderklinik und genug Milch haben, können hier überschüssige Milch spenden. Diese wird dann zur Ernährung von kleinen Frühgeborenen verwendet, wenn die Milch der eigenen Mutter nicht ausreicht. Elisabeth Fischer-Ging, Fachkraft für Infektionsprävention und Hygiene im Krankenhaus, hat die Milchbank mit aufgebaut. Sie erklärt: "Meist ist es nur ein kurzer Zeitraum von 24 bis 48 Stunden, bis die Mama genug Milch hat. Die Spendermilch wird nur vorübergehend benötigt." Und ist besonders wertvoll, eben "weißes Gold": Wenn die Spenderin selbst vor Kurzem ein Frühchen auf die Welt gebracht hat, ist die Zusammensetzung der Milch anders. "Der Eiweiß-Fett-Gehalt ist höher, denn das Frühchen muss mehr wachsen am Anfang und braucht mehr für die Energie", erklärt Fischer-Ging.

In Deutschland sind Muttermilchbanken derzeit eine Ausnahmeerscheinung. Bis zum Zweiten Weltkrieg waren sie weit verbreitet, danach nur noch in der DDR. Ein Grund: "das Unpopulär-werden von Stillen in den frühen 70er-Jahren in Westdeutschland", so Passaus Milchbank-Chefin Schuster. In München entstand 2012 die erste neue westdeutsche Frauenmilchbank, berichtet Prof. Dr. Andreas Flemmer, Leiter der Neonatologie (Neugeborenen-Station) am Klinikum der Universität München. "Aus diesem Grund mussten wir bei der Beantragung der Betriebsgenehmigung in Bayern erst einmal definieren, was Frauenmilch eigentlich ist." Diese zähle nun als Nahrungsmittel und die Milchbank am Kinderspital als Herstellungsbetrieb für Lebensmittel, für die entsprechende Auflagen gelten.

Mehr zu diesem Thema lesen Sie kostenlos auf PNP Plus und in der Donnerstagsausgabe Ihrer Passauer Neuen Presse.