Landestheater Niederbayern in Passau
Standing Ovations für Puppen-Musical "Avenue Q" + Video

18.03.2019 | Stand 20.09.2023, 0:29 Uhr

Die gemeinsame Nacht war berauschend, aber muss man deswegen gleich heiraten? Princeton (Julian Ricker) und Kate (Catherine Chikosi) müssen sich über ihre Zukunft klar werden. −Foto: Peter Litvai

Selbst nach der packendsten Oper, nach dem intensivsten Schauspiel kommt das kaum vor in Passau: Fast kollektiv erhebt sich das Publikum im Parkett und feiert eine Inszenierung des Landestheaters Niederbayern. Da braucht es schon einen "Jesus Christ Superstar", eine "Rocky Horror Show" – oder neuerdings eine "Avenue Q". Das politisch unkorrekte und doch so warmherzige Puppen-Musical von Robert Lopez, Jeff Marx und Jeff Whitty sorgte bei der Premiere am Samstagabend für Popkonzertstimmung im Saal.



Dieses Musical sorgt für ansteckend gute Laune! Was zuallererst an den Ohrwurm-Melodien liegt (Robert Lopez bekam für die Titelsongs von "Die Eiskönigin" und "Coco" zwei Oscars). Die kleine Combo um Generalmusikdirektor Basil Coleman mit Keyboards, Gitarre, Bass, Drums und Holzblasinstrumenten begleitet – versteckt hinter den Kulissen – den unverhohlen epigonalen Stilmix aus Pop, Jazz, Soul, Rock ’n’ Roll und West-Side-Story-mäßiger Klavierballade.

Erst im Nachhinein wird einem klar, welche Glanzleistung die Schauspieler, die allesamt die Kunst des Puppenspiels in einem zweiwöchigen Workshop erst lernen mussten, hier vollbringen: Mitunter entsteht der Eindruck, eine zum Beispiel gerade traurige Puppe habe ihre Mimik geändert. Irrtum. Die Puppe ist immer dieselbe, aber der Zuschauer überträgt, ohne es zu merken, die Mimik des Schauspielers auf das Gesicht der Puppe . . .
Stefan Tilch kommt das Verdienst zu, die Puppen genauso ernst zu nehmen wie Menschen, er lässt wunderschöne wahrhaftige Momente entstehen: Wenn die Puppen lieben, freuen wir uns mit. Wenn sie trauern, möchten wir mit ihnen weinen. Am Ende jubeln alle für diese Alltagshelden, die es irgendwie schaffen, mit dem Leben klarzukommen, egal, ob es im Moment gerade gut ist. So geht man gleich viel gelassener aus dem Theater.
• In Passau nur noch zweimal am 3.5. und 4.5., je 19.30 Uhr, Karten gibt es unter 0851/9291913

Mehr zum Thema lesen Sie am 18. März im Feuilleton der Passauer Neuen Presse.