Passau
Mutter wollte Sohn von Passauer Klinikdach stoßen - Prozessbeginn

25.02.2019 | Stand 20.09.2023, 22:03 Uhr

Prozessauftakt: die Mutter mit ihrem Rechtsanwalt Bruno Fuhs. −Foto: Pierach

Wollte eine Witwe (heute 45) letzten Sommer wirklich mit ihrem Sohn (11) vom Dach der Kinderklinik in Passau zwölf Meter in den Tod springen? Der Staatsanwalt meint ja. Er will die schuldunfähige Frau wegen versuchten Totschlags am Kind auf Dauer in der Psychiatrie sehen. Darüber muss das Landgericht seit gestern entscheiden. Ein Urteil ist gegen Ende März geplant.

Zwei Mütter aus dem Landkreis stehen im Mittelpunkt dieses Prozesses um die Einweisung der Witwe in eine psychiatrische Klinik. Die eine ist diese selbst. Die andere (48) ist eine Mitarbeiterin der Klinik, die gerade auf der Dachterasse eine Pause machte, als die Angeklagte ihren Sohn vom selbigen stoßen wollte. Die Mutter habe gesagt: "Die wollen nur deine Organe", berichtet die Zeugin. Die Mutter sei mit ihrem Sohn immer immer weiter nach vorne zum Rand gegangen. "Sie zog, der Bub wehrte sich. Da fing ich das Hinlaufen an", so die Zeugin. Für die Zeugin war "unendliche Verzweiflung" der anderen spürbar, "es war eindeutig, die Mutter will das Kind runterschmeißen und dann selbst springen".

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Die Beschuldigte sagt heute: "Ich war da wie ein anderer Mensch. Ich verstehe mich selber nicht mehr. Ich war verzweifelt, einfach überfordert mit meinem ganzen Leben. Ich überlegte schon, soll ich runterspringen? Aber ich konnte den Jungen nicht da lassen. Er ist mein Ein und Alles. Ich habe mit dem Gedanken gespielt. Ich sagte, spielen wir Spiderman, vielleicht springen wir runter, das wolltest du doch. Springen wir runter?" Sie leidet an einer Psychose, bekommt nun, in einer Klinik, Medikamente. Das Kind ist in einer Pflegefamilie. Der Prozess wird am 15. März fortgesetzt.

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