Passau
In Passauer Schule festgenommen: Afghane soll abgeschoben werden

27.09.2018 | Stand 19.09.2023, 21:14 Uhr

Ohne Vorwarnung holten zwei Polizeibeamte Ahmad A. aus der Karl-Peter-Obermaier-Schule. −Foto: Jäger

Niemand hatte Bescheid gewusst. Nicht Eduard Weidenbeck, Leiter der Karl-Peter-Obermaier-Schule in Passau, nicht die Lehrkräfte an der Nebenstelle der Schule in der Innstraße. Und Ahmad A. natürlich auch nicht. Am Donnerstagmorgen betraten Polizeibeamte die Schule, nahmen den 18-jährigen Afghanen in Gewahrsam und brachten ihn weg. Jetzt soll er abgeschoben werden.

"Wir hatten eigentlich ein Prozedere von der Polizei zugesichert bekommen, dass man zuerst bei der Schulleitung vorspricht", sagt Weidenbeck. Doch die beiden Polizeibeamten, die am Donnerstagmorgen Ahmad A. aus der Berufsschule holten, kamen unangemeldet. Die Polizei habe ihn "auf der Treppe erkannt und gleich mitgenommen". An der Schule herrsche seither "Betroffenheit und Panik". Rund 100 Asylbewerber lernen dort, und "die fürchten natürlich, dass es ihnen ähnlich ergehen wird".

Am Montag hätte er eine Ausbildung beginnen können

Florence Choffat, Mitarbeiterin beim Fachdienst Integrationsbegleitung der Caritas, kennt den Afghanen und beschreibt ihn als "ruhigen, schüchternen jungen Mann", der nie strafrechtlich in Erscheinung getreten sei. 2015 sei er nach Deutschland gekommen und erst kürzlich von Abensberg nach Passau verlegt worden. Am kommenden Montag hätte er eine neue Ausbildung in Vilshofen beginnen können, sagt Choffat.

Ahmad A. sitzt jetzt in Abschiebehaft in Eichstätt

Stefanie Eilers, die ehrenamtlich für den Bayerischen Flüchtlingsrat tätig ist, fürchtet nun um das Leben des Afghanen. Seine Heimat ist Ghazni. Erst im August waren hier bei einem Angriff der Taliban Dutzende Menschen getötet worden. Eine Abschiebung dorthin käme einem Todesurteil gleich, denkt Eilers: "Die fliegen ihn nach Kabul, drücken ihm 300 Euro in die Hand - und Wiedersehen. Das ist in meinen Augen Mord. Gerade die Rückkehrer sind ja besonders ,beliebt‘ bei den Taliban."

Wie die Passauer Polizei bestätigt, wurde Ahmad A. nach seiner Festnahme nach Eichstätt gebracht, wo er nun in Abschiebehaft sitzt.

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