Passau
Influencer Gottes: Priesteranwärter teilt sein Leben in sozialen Medien

11.07.2018 | Stand 20.09.2023, 1:37 Uhr

"derboivomseminar" ist auf Youtube und Instagram aktiv, − Foto: Jäger

An einem warmen Abend im Juli sitzt Josef Wagner (19) mit seinen Spezln in einem Biergarten in Passau. Sie reden über die Uni, über Gott und die Welt. Nichts an ihnen unterscheidet sie von den Studenten an den Nachbartischen. Wenn die letzte Halbe getrunken ist und alle heimgehen, in ihre WGs und Studentenbuden, dann geht Josef, schwarze Jeans, schwarzes T-Shirt, Skaterschuhe, zurück ins Priesterseminar. Seit gut einem Jahr bereitet er sich auf eine Zukunft als Geistlicher vor. Seinen Alltag teilt er in den sozialen Medien.

Auf Youtube und Instagram nennt er sich "derboivomseminar", teilt mit seinen rund 1000 Abonnenten Fotos und Videos. Josef spricht über Nächstenliebe, Berufung und Zölibat. Nicht wie ein Geistlicher, sondern wie ein 19-Jähriger. Über den Himmel sagt er dann: "Wenn ich antanzen muss beim Chef." Beim Warten auf einen verspäteten Zug: "Ich könnte jetzt ein paar Rosenkränze raushauen. Aber ich nehme mir lieber bewusst Zeit zum Gebet." Und über das erste Jahr der Priesterausbildung: "Es ist es bald rum. Das ist schon krass, Leute."

"In Sozialen Medien streust du zehn mal mehr Samen aus als in der Kirche"

Was er mit der Welt teilt, kommt meist frei von Leber weg. Mal jammert er, weil es mit dem Griechischlernen an dem Tag zäh voran geht: "Digga". Zu einem Jesus-Bild schreibt er "Yea bro" und zu einem Foto mit dem Papst bei der Audienz in Rom: "Alter, der redet mit mir #papafrancesco". Mal läuft Hip-Hop, dann wieder Orgelmusik. Oft filmt sich Josef auch beim Üben an seinem Lieblingsinstrument.

Das Bistum Passau findet das cool: Das Online-Team der Bischöflichen Pressestelle hat mit ihm die Videoreihe für Youtube produziert und streut sie auch über den Bistumskanal. Seinen Instagram-Account betreibt Josef privat. "Mir war von Anfang an klar, dass ich das machen will"; sagt er, "die Kirche ist in den Sozialen Medien quasi gar nicht präsent." Das wollte er ändern. "Das ist wie beim Gleichnis vom Sämann", erklärt er. "Und in den Sozialen Medien streust du einfach zehn mal mehr Samen aus, als wenn du am Sonntag in der Kirche predigst", erklärt der Seminarist "ich sehe da so viel Potenzial!"

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