Windorf/Passau
Wenn der Koch-Nachwuchs Schlange steht

15.06.2019 | Stand 20.09.2023, 6:53 Uhr

Die erste von vier Nachwuchskräften am Herd ist schon da: Eva Holzinger lernt bei Hans Feilmeier Köchin. Die Nachfrage in seinem "Landleben" nach Ausbildungsstellen war so groß, dass der Chef über Bedarf ausbildet – sein Rezept gegen Fachkräftemangel.(Foto: ek)

Ob es an den Kochshows mit ihren hippen Profis am Herd liegt, am guten Ruf des Restaurants, am "Bib Gourmand" von Michelin? Hans Feilmeier (38), Chef des renommierten Gasthofs "Feilmeiers Landleben" in Schwarzhöring (Lkr. Passau), weiß es nicht. Aber er hat sich über "auffallende viele" junge Leute gewundert, die in diesem Jahr bei ihm Koch/Köchin lernen wollten. Elf Kandidatinnen und Kandidaten gaben ihre Bewerbung ab – sieben musste er absagen.

So viel Interesse erstaunt auch die IHK. Denn: "Die Ausbildungen in Hotellerie und Gastronomie gehören auf dem Ausbildungsmarkt definitiv zu den Sorgenkindern", sagt Thomas Graupe, Bereichsleiter Berufsausbildung bei der IHK. Zwar steigt die Zahl der Neulinge an niederbayerischen Herden im Ausbildungsjahr 2019 auf 64 (2018: 55). Doch in Anbetracht von insgesamt 226 Koch-Azubis in allen drei Ausbildungsjahren ist deren Zahl gegenüber dem Vorjahr schon wieder gesunken (2018: 234).

Fünf davon haben "Feilmeiers Landleben" als Ausbildungsbetrieb. Statt wie geplant einen Lehrling pro Ausbildungsjahr einzustellen, entschloss sich der Küchen- und Restaurantchef angesichts der Nachfrage vier jungen Leuten zuzusagen, auch wenn das Improvisationsgabe verlangt: Eva Holzinger (19) hat bereits im März angefangen, zwei starten zum klassischen Datum 1. August ins Berufsleben, weil dann ein Kollege ins dritte Lehrjahr kommt, einer folgt im November.

Mit dieser Aufgliederung hat Josef Feilmeier die Ausbildung und den Ausbildungsstand etwas entzerrt. Denn er will keine günstigen Arbeitskräfte im Team, das aus vier Köchen (inklusive Chef) und sechs Servicekräften besteht, sondern: "Wenn wir Fachkräfte haben wollen, müssen wir sie selbst ausbilden", ruft er auch die Branche zu diesem "nachhaltigen Schritt" auf. –ek
Mehr zum Thema lesen Sie in der PNP-Heimatwirtschaft vom 15. Juni 2019