Neukirchen vorm Wald
Wie Ostern in Indien gefeiert wird

21.04.2019 | Stand 21.09.2023, 22:22 Uhr

Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten im indischen Bundesstaat Andhrapradesh ist der Kreuzweg Jesu am Karfreitag. Ein Freiwilliger spielt Jesus, mehrere verkleiden sich als Römer. Drei Stunden dauert der Umzug. An jeder Station werden Jesus die Füße von Gläubigen gewaschen. −Foto: Naidu

Schokohasen in Indien? Da lacht Pater Thomas Naidu. "Die würden schmelzen bei 45 Grad Celsius", sagt er. So heiß ist es jedes Jahr zu Ostern im südindischen Bundesstaat Andhrapradesh, wo er herkommt. Die fehlenden Schokohasen sind aber noch der kleinste Unterschied. Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten in Indien ist jedes Jahr der Karfreitagsumzug, bei dem sich ein Freiwilliger als Jesus verkleidet und das Kreuz trägt. Gläubige waschen ihm an jeder Station die Füße. Das erzählt Pater Thomas 7000 Kilometer von seiner Heimat entfernt, im Pfarrhof von Neukirchen vorm Wald (Landkreis Passau).

"In Indien wird die Fastenzeit sehr ernst genommen", erzählt er. In seiner Heimatpfarrei Yernagudem, einer Pfarrei mit etwa 8000 gläubigen Katholiken, finden in der Fastenzeit und verstärkt in der Karwoche Exerzitien statt, mit Gebeten und Wortgottesdiensten den ganzen Tag über. Die Gläubigen kommen morgens um 6 Uhr zum ersten Gottesdienst in die Kirche und bleiben oft bis nachts. Viele von ihnen tragen das typische braun-violette Fastengewand und laufen während der gesamten Fastenzeit barfuß herum. Die Männer rasieren sich nicht mehr. Sie essen tagsüber nichts – erst abends gibt es ein gemeinsames Mahl. "Reis mit Curry und Yoghurt", sagt Pater Thomas. Die Gläubigen setzen sich dazu nach dem letzten Gottesdienst vor der Kirche in einer Reihe in den Sand oder auf Decken und halten Einweggeschirr bereit. Helfer von der Pfarrgemeinde verteilen Reis und Yoghurt aus großen Eimern. Manchmal gibt es noch Kartoffeln dazu – die Katholiken ernähren sich in Indien in der Fastenzeit streng vegetarisch.

− san



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