Mit rund 200 Bewohnern ist die Fraueninsel (gehört zum Landkreis Rosenheim) die kleinste Gemeinde Bayerns. Doch auch hier ist nun die Energiewende endgültig angekommen: Die Chiemseefischerei Lex, ein Familienbetrieb in sechster Generation, erhielt die erste gewerbliche PV-Anlage. Dass es bisher keine solche Anlage auf der Insel gab, hat schlicht den Grund, dass ganz Frauenchiemsee unter Ensembleschutz steht.
Dass es dennoch gelungen ist, ist Thomas Schießl, Geschäftsführer von „freeEtech“ aus Neukirchen am Teisenberg (Berchtesgadener Land), zu verdanken. Bei einem Ortstermin auf der Insel diese Woche berichtet er von einer Balance, zum Umwelt- und Klimaschutz beizutragen, ohne das kulturelle Erbe zu beeinträchtigen.
Die mit dem Denkmalamt getroffene Lösung sieht so aus: Auf den sichtbaren Dachflächen wurden die Module als Teil der Dacheindeckung installiert bzw. eingeblecht. „Dieses Projektmanagement dient als Blaupause für weitere Projekte", freut sich Schießl, dessen Unternehmen sich auf ganzheitliche Energiekonzepte für Privathaushalte und mittelständische Unternehmen spezialisiert hat.
Konkret entstand eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 29,44 kWp am Dach. Die jährliche CO2-Einsparung beträgt fast 15 Tonnen. Die Warmwasseraufbereitung hat einen Heizwert von 3,5 kW. Am Schiffanlagesteg sind fünf Anschlussstellen zur Betankung künftiger elektrischer Fischerboote vormontiert. Zwei von diesen sind bereits in Auftrag gegeben. Die Fischverarbeitung erfolgt schon jetzt mit eigenem Solarstrom, wenn die Boote umgerüstet sind, wird die gesamte Fischerei CO2-neutral gesamtheitlich erfolgen.
Fischermeister Florian Lex betont, wie wichtig ihm Nachhaltigkeit beim Fischen ist. „Deshalb haben wir in eine neue Steganlage mit Stromanschlüssen und in eine Photovoltaikanlage mit Speicher investiert, arbeiten bereits jetzt in der Fischverarbeitung nachhaltig und fahren zukünftig auch unsere Boote elektrisch“. Derzeit werden zwei Boote vom Schiffsbauer auf der Insel „elektrifiziert“. Für diesen ist dies ebenfalls neu und nach einem erfolgreichen Probebetrieb werden weitere Boote umgestellt. Es gibt zwar viele Elektroboote, aber im professionellen Bereich ist dies Neuland, denn die Boote dürfen trotz Batterien nicht zu schwer sein. Das Vorhaben wird kofinanziert von der Europäischen Union und mitfinanziert durch den Freistaat Bayern.
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