Als Florian Heller vor eineinhalb Jahren den TSV Wasserburg übernahm, steckte dieser in der Fußball-Landesliga Südost im Abstiegskampf. Durch eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Vereinsführung und Trainer gelang die Wende und die Mannschaft entwickelte sich seither stetig weiter. Der Aufwärtstrend führte die Innstädter dank ansehnlichem Fußball zur Vizemeisterschaft und damit sogar bis in die Aufstiegsrelegation zur Bayernliga. Hier spielten die Löwen den Nord-Bayernligisten SV Fortuna Regensburg in Hin- und Rückspiel in Summe 145 Minuten an die Wand, führten komfortabel mit 5:1 und schieden am Ende trotzdem aus. Erst in der 7. Minute der Nachspielzeit erzwangen die Oberpfälzer die Verlängerung, die Partie war an Dramatik nicht zu überbieten.
Auch Tage später schmerzt diese Niederlage immer noch und wird die Wasserburger auch noch eine Zeit lang begleiten. Die Frage ist nun, wie der Verein, der Trainer und die Spieler auf den Schmerz reagieren. Im Interview mit heimatsport.de sprechen Abteilungsleiter Kevin Klammer und Coach Florian Heller über das Verarbeiten dieses Niederschlags, die Erkenntnisse aus der Relegation und darüber, was sie in die neue Saison mitnehmen.
Herr Klammer, Herr Heller, mittlerweile sind nach dem 2:6 in Regensburg ein paar Tage vergangen. Konnten Sie schon verarbeiten, was sich ab der 55. Minute ereignet hat?
Kevin Klammer: Es tut noch immer weh. Wir haben vor allem am Samstag und am Sonntag gelitten. Seit Montag schauen wir wieder nach vorne. Der Verein wird nicht in Schockstarre verfallen. Es gibt zu viele bei uns, die antreiben.
Florian Heller: Es ist auch heute noch schwer zu begreifen, dass eine halbe Stunde Spielzeit ausreicht, um einer tollen Saison einen faden Beigeschmack zuzumischen.
Haben Sie schon eine Erklärung, wieso das Spiel noch so kippen konnte?
Klammer: Es gibt viele Kleinigkeiten, die sich am Ende addierten und das Spiel auf die Regensburger Seite kippen ließen. Sei es, dass wir das dritte Tor nicht gemacht haben oder viele Spieler angeschlagen waren und raus mussten. Entscheidend war wohl, dass wir im Zentrum den Zugriff verloren haben, dann konnte Regensburg ungehindert auf unsere Abwehr zulaufen. Vielleicht waren wir in Gedanken auch schon beim nächsten Spiel, das jetzt ohne uns stattfindet.
Heller: Wir haben unsere DNA verloren. Wir konnten keine Energie mehr erzeugen.
Was nehmen Sie aus der Relegation mit und wie bewerten Sie die gesamte Saison?
Klammer: Wir haben attraktiven Fußball gespielt und waren nah dran, einen Bayernligisten auszuschalten, haben es jedoch nicht geschafft. Daher wissen wir jetzt auch, welches Niveau es weiter oben braucht. Darüber hinaus hat man im Hinspiel gesehen, dass die Region hinter uns steht. Die 1200 Zuschauer in der Altstadt sind ein klares Zeichen. Wir hatten eine Euphorie entfacht, so viele Anfragen von freiwilligen Helfern hatten wir noch nie.
Heller: Es war für uns eine Riesenerfahrung, aus der wir stärker herauskommen werden, als wir reingegangen sind. Die Saison hat gezeigt, dass die Entwicklung stimmt. Wir hatten einen schwarzen März und sind danach gestärkt in den Endspurt der Saison eingetaucht. Wir waren über das ganze Jahr bei den Top-3-Teams dabei. So bitter dieses Rückspiel war, dürfen wir die guten Momente nicht vergessen – und davon gab es viele.
Klammer: Die Fans haben sich an diese Momente erinnert. Auch sie waren geschockt, sind jedoch nach dem Spiel nicht einfach gegangen, sondern haben auf unsere Mannschaft gewartet und sie beklatscht. Der Zusammenhalt ist entscheidend.
Die neue Saison ist noch weit weg, allerdings doch so nah. Wie blicken Sie darauf?
Klammer: Wir können jetzt ständig Trübsal blasen und uns bemitleiden lassen, dann wird sich nichts ändern. Oder wir arbeiten alles auf und ziehen unsere Lehren aus der Relegation und auch aus der ganzen letzten Saison. Das werden wir tun. Unsere Sinne sind geschärft, wir geben Gas.
Heller: Wichtig ist erst einmal, das Vergangene sachlich zu analysieren und ehrlich zu reflektieren, um dann wieder an den richtigen Schrauben drehen zu können.
− jah
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