Protest der Bürgerinitiativen
Demos im Kreis Rosenheim: Mit Mahnstäben gegen den Brenner-Nordzulauf

04.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:31 Uhr

Gegner der geplanten Bahntrasse stehen mit Schildern auf einem Sportplatz, welcher der Strecke weichen müsste. −Foto: Uwe Lein/dpa

Mit einer Aktion an mehreren Orten im Inntal protestierten Bürgerinitiativen am Samstag erneut gegen den Neubau einer zweigleisigen Bahnstrecke. Mit Fackeln und Manifesten demonstrierten Anwohner an der rund 60 Kilometer langen Strecke des geplanten Brenner Nordzulaufs von Grafing bis Kiefersfelden im Kreis Rosenheim.



Rund 1000 rote Mahnstäbe entlang der geplanten Trasse sollen die Dimension des Bauwerks verdeutlichen, wie der Brennerdialog Rosenheimer Land als Zusammenschluss von Bürgerinitiativen aus der Region mitteilte. Gut ein Dutzend Bürgerinitiativen wehren sich insgesamt gegen den Bau.

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Drei parallele Kundgebungen in Ostermünchen, Lauterbach und Oberaudorf begleiten die Aktion. In Ostermünchen gab eine Aktion, die darauf hinwies, dass der dortige Sportplatz weichen müsste, sofern die Trasse gebaut wird.

Die Gegner haben eine neue Petition gestartet. Unter dem Motto „Klimabahn statt Tempowahn“ werben sie für einen Verzicht auf neue Gleise, die für Personenzüge Tempo 230 ermöglichen würden. Sie bereiten Klagen gegen das Milliardenprojekt vor. „Wir werden in Kürze eine Entscheidung über das weitere Vorgehen treffen“, sagt Lothar Thaler, Brennerdialog-Vorsitzender. Durch die Produktion von Beton und Stahl für die Neubaustrecke werde ein Unmenge CO2 ausgestoßen. „Selbst mit dem heutigen CO2-Ausstoß von Lastwagen wäre das in hundert Jahren nicht zu egalisieren“, argumentiert Thaler.

Der Trend gehe zu Regionalisierung und De-Globalisierung - und es gebe nicht mehr die Wachstumszahlen, die dem Projekt zugrunde gelegt wurden, heißt es weiter bei den Bürgerinitiativen. In weiterer Zukunft würden auch Lastwagen mehr mit Diesel fahren. „Vor Jahrzehnten hat man sich das Projekt ausgedacht, aber die Voraussetzungen stimmen nicht mehr“, sagt Thaler.

Die Neubaustrecke soll Zubringer zum Brenner Basistunnel sein, an dem in Österreich und Italien gebaut wird und der in etwa zehn Jahren fertig sein soll. Die deutsche Strecke könnte nach derzeitigem Stand 2040 in Betrieb gehen. Auch ein Südzulauf von Italien her ist geplant. Dort sei man weiter als in Bayern, sagte ein Bahnsprecher. Teile könnten sogar vor dem Brenner Basistunnel selbst fertig werden.

Die Gegner gehen davon aus, dass ein Ausbau und eine Modernisierung der bestehenden Strecke ausreicht, selbst wenn die von der Bahn und vom Bundesverkehrsministerium prognostizierte Zahl von 400 Zügen täglich tatsächlich erreicht wird. Die Deutsche Bahn argumentiert hingegen, mit der Eröffnung des Brennerbasis Tunnels werde der Schienengüterverkehr ansteigen. Nur ein Neubau von zwei neuen Gleisen könne langfristig die dafür nötigen Kapazitäten schaffen.

Die Bahn hat den Trassenverlauf von Kiefersfelden bis Grafing schon weitgehend festgelegt. Dieses Jahr will sie die Planungen vorantreiben und die Trassen optimieren. Es gibt auch geologische Erkundungen. „Unsere Planer sind dazu in der Region unterwegs und sprechen persönlich mit den Anwohnerinnen und Anwohner“, sagte ein Bahnsprecher. Die Ergebnisse sollten in die Planungen einfließen.

Dieses Jahr stehe auch die Prüfung des Bedarfsplans für Projekte des Bundesverkehrswegeplans an, zu denen auch der Brenner Nordzulauf gehöre, sagte ein Bahnsprecher. Mehrfach wurde von Politikern aus der Region gefordert, dass zuvor der Bedarf nachgewiesen werden muss. 2025 soll der Bundestag über das Projekt entscheiden.

− dpa