Durchsuchungen
Fahrlässige Tötung? Staatsanwaltschaft Regensburg ermittelt gegen zwei Feuerwehren

10.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:52 Uhr

Symbolbild: Philipp von Ditfurth/dpa

Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei Regensburg haben gegen acht Angehörige der Freiwilligen Feuerwehren Lappersdorf und Kleinprüfening (Gemeinde Sinzing) im Landkreis Regensburg Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung aufgenommen.



Es geht um einen Feuerwehreinsatz im Juli 2022. Bei dem Einsatz kam eine 75-jährige Seniorin ums Leben. Sie war bei einer Seilrettung durch die Einsatzkräfte fünf Meter in die Tiefe gestürzt und gestorben. Am Dienstagmorgen durchsuchten laut einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft Regensburg Polizeibeamte Gebäude und Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehren Lappersdorf und Kleinprüfening sowie die Anwesen zweier Beschuldigten, um Beweismittel zu sichern.

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Wie berichtet kam es am 29. Juli vergangenen Jahres im Sinzinger Ortsteil Riegling zu dem Feuerwehreinsatz. Wegen gesundheitlicher Probleme sollte die 75-Jährige mittels einer Seilrettung aus dem zweiten Obergeschoss eines Anwesens verbracht werden. Hierbei waren sowohl Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Lappersdorf als auch der Freiwilligen Feuerwehr Kleinprüfening vor Ort. Um die Patientin abzuseilen, wurde diese im Obergeschoss des Hauses von Feuerwehrmitgliedern und Notfallsanitätern in eine Schleifkorbtrage verbracht, die im Anschluss abgeseilt werden sollte.

Bilder und Videos ausgewertet



Unmittelbar nachdem die Schleifkorbtrage an der Drehleiter freischwebend hängend das Dachfenster des Anwesens verlassen hatte, kippte die Schleifkorbtrage und die Geschädigte stürzte den Ermittlungen zufolge etwa fünf Meter tief zu Boden, wobei sie sich tödliche Verletzungen zuzog. Im Rahmen erster Vorermittlungen der Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei Regensburg sei insbesondere ein technisches Sachverständigengutachten eingeholt worden, im Rahmen dessen auch vorhandenes Bild- und Videomaterial ausgewertet wurde, so die Ermittlungsbehörde. Laut diesem Sachverständigengutachten bestehe der Anfangsverdacht, dass die Geschädigte bei der Rettung in falscher Position in die Schleifkorbtrage verbracht wurde, sodass sich der Kopf am Fußteil der Trage befand. Dies habe dazu geführt, dass sich der Schwerpunkt der Schleifkorbtrage an der Drehleiter hängend verlagerte, so dass die Geschädigte aus der Trage glitt und zu Boden stürzte. Zudem seien vier vorhandene quer verlaufende Sicherungsgurte nicht verwendet worden.

Ermittlungen gegen acht Feuerwehrleute



Aufgrund des Ergebnisses der Vorermittlungen wurden von der Staatsanwaltschaft Regensburg ein Ermittlungsverfahren gegen acht beteiligte Feuerwehrangehörige eingeleitet und beim Amtsgericht Regensburg die am Dienstag vollzogenen Durchsuchungsbeschlüsse erwirkt. Ziel der Durchsuchungen sei die Abklärung der Ausbildung der beteiligten Feuerwehrangehörigen und der Kommandostrukturen. Die weiterhin laufenden Ermittlungen sollen klären, ob und inwieweit einzelnen Beteiligten fahrlässiges Handeln zur Last gelegt werden kann.

Die Staatsanwaltschaft weist in der Pressemitteilung ausdrücklich darauf hin, dass für alle beschuldigten Feuerwehrleute uneingeschränkt die Unschuldsvermutung gelte.

red