Mehr Standbeine für das Werk
Karosseriebau kehrt zurück: BMW in Wackersdorf fertigt die Türen für Rolls-Royce

16.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:25 Uhr

Das Werk Wackersdorf: BMW siedelt hier weitere Technologien an. Foto: BMW Group

Das BMW Werk Wackersdorf überrascht zum Jahresbeginn 2023 mit grundlegenden Veränderungen: Zwei neue Technologien werden sich in den kommenden Monaten auf dem Gelände des Wackersdorfer Werks ansiedeln teilte das Unternehmen am Montag mit.



Das BMW Werk Wackersdorf überrascht zum Jahresbeginn 2023 mit erheblichen Veränderungen: Zwei neue Technologien werden sich in den kommenden Monaten auf dem Gelände des Wackersdorfer Werks ansiedeln, Mit der exklusiven Türenfertigung für die Luxus-Konzernmarke Rolls-Royce kehrt die Karosseriebau-Tradition an den Standort zurück. Zudem entsteht im Werk Wackersdorf ein Batterie-Testzentrum für alle Hochvoltkomponenten des Unternehmens. Diese Strom-Komponenten werden woanders entwickelt, in Wackersdorf dann auf einwandfreie Qualität und Serientauglichkeit geprüft.

Standortleiter Christoph Peters wird dazu wie folgt zitiert: „In den vergangenen Monaten haben wir entscheidende Weichen für die erfolgreiche Zukunft des Standorts gestellt. Die neuen Technologien sind eine hochwertige Bereicherung für unser Werk und bedeuten ein starkes Stück Zukunftsfähigkeit.“

Türen für Rolls-Royce

Türen für die Modelle von Rolls-Royce kommen künftig ausschließlich aus Wackersdorf. Der dafür notwendige neue Karosseriebau-Bereich werde in diesem Jahr vorbereitet, ab 2024 würden dann die Tür-Produktionsanlagen für den Rolls-Royce Ghost und für den kürzlich vorgestellten RR Spectre aufgebaut und in Betrieb genommen.

Hintergrund: BMW fertigt die Karosserien für Rolls-Royce in Unterhollerau, einige Hundert Meter vom Werk Dingolfing entfernt. Dort werden die Kapazitäten knapp, erklärte BMW-Sprecher Dominik Hämmerl in Regensburg gegenüber unserer Zeitung. Der Absatz von Rolls-Royce wächst. Im Jahr 2022 wurden mehr als 6000 Fahrzeuge der britische Luxusmarke gebaut – ein Rekord. Mit den Modellen Ghost und Spectre deckt Wackersdorf zunächst zwei Baureihen ab. Der Ghost ist das Basismodell der Briten mit einem Einstandspreis von 320.000 Euro. Der Spectre kommt Ende des Jahres auf den Markt und ist das erste Elektroauto von Rolls-Royce. Der Preis soll bei 380.000 Euro und damit etwa im Mittelfeld der RR-Modelle liegen. Eine Besonderheit: die zwei Türen des mächtigen Coupés sind hinten angeschlagen, öffnen also andersherum als bei gewöhnlichen Autos.

Mit der Türenfertigung kehrt das Werk zur Karosseriebautradition aus der Gründungszeit des Standorts zurück. Seinerzeit, Anfang der 1990er Jahre, fertigte BMW in Wackersdorf bereits die kompletten Karosserien für BMW 3er Cabrios.

Ersatz für Carbon-Fertigung

Mit dem Batterie-Testzentrum siedele sich in Wackersdorf erstmalig ein Bereich mit BMW-Entwicklungsumfängen an – das sei ein Garant für hochwertige Arbeitsplätze. Ab 2025 führt BMW in Wackersdorf umfangreiche Tests an Speichern, Batteriemodulen und elektrifizierten Fahrzeugen durch. Bereits im Herbst 2023 sollen die benötigten Prüfstände eingebaut und der Serienbetrieb vorbereitet werden. Dazu nutze das Werk Wackersdorf bestehende Strukturen. Ort des Geschehens sei das Gebäude 80: Eine Halle mit Geschichte und 100 Zentimeter dicken Außenwänden. Errichtet wurde sie in den 1980er Jahren für die damals geplante atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA). Jetzt leiste sie auf dem BMW-Gelände gute Dienste, unter anderem mit einer konstanten Innentemperatur von 15 Grad Celsius und damit perfekten Testbedingungen.

Mit diesen neuen Aufgaben ersetzt BMW auch ein Stück weit weggefallene Produktionsumfänge. Im vergangenen Jahr war die Fertigung von Carbongelegen ausgelaufen. Diese waren gemeinsam mit dem Zulieferer SGL für das erste Elektroauto von BMW, den i3, hergestellt worden. Der i3 wird nicht mehr produziert, die Carbon-Strategie wurde in dieser Form aufgegeben. Die Carbon-Konstruktion hatte dem Auto zwar viel Gewicht erspart, war aber teuer.

Plan für die Zukunft

Die Rolls-Royce-Türenfertigung und das Batterie-Testzentrum ergänzen die bestehenden Standort-Technologien Auslandsversorgung, Materialsteuerung und Cockpitfertigung. Bereits im Sommer 2022 hatte sich die Cockpitfertigung einen wichtigen Folgeauftrag für die Produktion von Instrumententafeln der BMW 3er Baureihe gesichert, der die Fertigung in der Oberpfalz bis in die 2030er Jahre hinein absichert. BMW bezeichnet die Neuansiedlungen wie auch den Folgeauftrag für die Cockpitfertigung als „klaren Plan für die Zukunft“ des Werks Wackersdorf. Man setze als diverser Standort auch künftig auf mehrere Standbeine.

Zugeknöpft ist BMW bei konkreten Aussagen zur Personalstärke. Traditionell nennt der Autohersteller lediglich die Zahl 9000 im Verbund mit dem Werk Regensburg, zu dem der Standort Wackersdorf gehört. Zudem wir die Zahl der Beschäftigten im Innovationspark Wackersdorf inclusive Zulieferern auf 2500 Menschen beziffert. Wie viele davon allein bei BMW tätig sind, diese Zahl wird nicht genannt.