Passau
Zwischen Feuer und Eis

Abgesang am Christkindlmarkt: Nach 35 Jahren hinterm Grill hört der ehemalige Eismeister Eduard Greis auf

29.11.2022 | Stand 19.09.2023, 0:54 Uhr

Herzhaft beißt Eduard Greis an seinem Imbiss-Stand in eine Halbmeter-Wurst. Der 63-Jährige blickt auf ein buntes Berufsleben zurück, hat Maler und Bodenleger gelernt, arbeitete schon als Wirt, selbständiger Eismeister und betreibt drei Imbisswägen: Fisch, Grillhendl und eben den Würstlstand am Christkindlmarkt. −Foto: Danninger

Von Franz Danninger

Unterschiedlicher könnten Arbeitsplätze kaum sein: Eduard Greis kennt man hinterm glühenden Grill genauso wie auf blankem Eis. Am Christkindlmarkt 2022 nimmt er nach 35 Jahren Schaustellerleben seinen Abschied, Eduard Greis geht in Rente.

Obwohl... na ja, so ganz kann er‘s nicht lassen, denn dreimal in der Woche will er in der nächsten Zeit noch ausrücken mit seinem Grillhendl-Wagen nach Grubweg, Salzweg und Neustift. Auf den Dulten und anderen Volksfesten wird man ihn aber nicht mehr sehen, denn den Imbisswagen übernimmt Tochter Melanie und den Stand mit Steckerl- und Bratfischen betreibt künftig komplett seine Schwiegertochter Romana Plank, kündigt Greis an... „außer die Kinder brauchen mich mal.“

Dieses interne Hintertürchen braucht er für sich selbst, denn ins Imbissgeschäft ist er hineingeboren. Der Grill wurde ihm förmlich in die Wiege gelegt, als er im September 1959 in der Pfaffengasse zur Welt kam: Sein Onkel Rudolf Greis betrieb zu dieser Zeit schon einen Imbiss und zog von Wochenmarkt zu Wochenmarkt und von Volksfest zu Volksfest. „Da bin ich halt reingewachsen ins Geschäft“, erklärt Eduard Greis in seiner offenen, sachlichen Art.

Dass er ein Leben hinterm Grill verbracht hat, ständig in Versuchung, in kundenarmen Momenten mal hier reinzubeißen und dann mal dort, das sieht man dem 63-Jährigen Greis nicht an: schlank steht er da, die obligatorische Schürze muss vorne keinen unnatürlichen Umweg machen.

Aber klar, Imbiss heißt ja beileibe nicht, einen ganzen Tag lang Semmeln aufschneiden und Grillgut wenden; Ware besorgen, einlagern, Imbisswagen warten und einwintern und auswintern und und und... In Walding hat Eduard Greis einen Betriebs-Standort gefunden, an dem er seine Betriebsausstattung unterbringen kann. Die Familie selbst wohnt in einem Bungalow in der Liegnitzer Straße, also ziemlich im Westen.

Aufgewachsen ist der kleine Eduard zentraler, nämlich in der Höllgasse. Die Donau war also zum Greifen nah und ihr ist er bis heute treu geblieben, denn in seiner Freizeit zieht‘s ihn mit Angelzeug und Zille hinaus aufs Wasser. Dabei beschränkt sich der passionierte Fischer nicht auf sein Pachtwasser an der unteren Donau, wie er selbst bekennt.

Sein liebster Fisch? „Der Zander, ganz klar.“ Der ist für ihn der edelste Bewohner der Donau. Diese Haltung ist umso bemerkenswerter, als der Zander ihm beruflich die meiste Arbeit bereitet, denn als Steckerlfisch ist die Lachsforelle genauso pflegeleicht wie die Makrele, „die halten sich locker eine Stunde ohne Probleme. Der Zander aber hat ganz wenig Eigenfett, den machen wir immer nur ganz frisch auf Bestellung, weil er sonst trocken wird.“ Und dass die Kundschaft dann auch schon mal zehn Minuten am Stand warten muss, das macht die Sache nicht einfacher, „aber da gibt‘s keine Beschwerden, alle haben Verständnis und Geduld.“

Überhaupt findet Greis nur gute Worte über die Kundschaft, auch aktuell am Christkindlmarkt: „Man spürt noch keine Hektik von wegen Vorweihnacht und so; lauter freundliche Leut‘. Und sie verstehen auch, dass wir ein bisserl raufgehen haben müssen mit den Preisen.“ Seiner Erfahrung nach überwiegt im Winter 2022 die Freude, dass man wieder ungehindert leben kann.

„Ja ja, mit‘m Edi gibt‘s kein Problem, der ist immer freundlich und gut drauf“, bestätigen Volksfest-Insider. Und dass er jetzt allmählich rübergleitet in den Ruhestand, das gönnt man ihm von Herzen.

Denn gearbeitet hat er schon einiges in seinem Leben. Beim Maler Zankl ging er einst in die Lehre als Maler und Bodenleger und ging dann als Betriebsmaler zur Peschl-Brauerei. Über diese Schiene rutschte er ins Gastro-Gewerbe, übernahm bald das „Parkstüberl“ in der Sailerwöhr als Wirt. Dann ging‘s ab in den Imbisswagen, den er aber nicht geerbt hat, sondern von einem Bekannten übernahm.

Und im Winter? Da kam ihm einst ein Angebot der Stadt genau recht, die einen Betreuer suchte für den Eisplatz in der Westerburger Straße. Als Eismeister wechselte er dann später ins neue Eislauf-Mekka der Stadt, als die in Kohlbruck die heutige Eis-Arena baute.

In den vergangenen Jahren konzentriert er sich aber ganz auf Rehbratwurst, Grillhendl und Steckerlfisch. Und bald kann er sich warm anziehen, der Zander in der Donau...