Aldersbach
Zwei Jahre in drei Stunden

121 Aldersbacher bei der Bürgerversammlung im Bräustüberl – Jubel, dass 2023 wieder das Frühlingsfest stattfindet

17.11.2022 | Stand 19.09.2023, 5:09 Uhr

Volles Haus und – meist – volle Aufmerksamkeit: die Bürgerversammlung im Bräustüberl mit Bürgermeister Harald Mayrhofer (r.). −F.: Laux

Von Carmen A. Laux

Aldersbach ist sich treu geblieben – auch bei der Bürgerversammlung. 121 Interessierte sind gekommen, das Bräustüberl war voll. Die Sitzung begann pünktlich. Bürgermeister Harald Mayrhofer war gut vorbereitet, hatte einen Packen an Unterlagen dabei, die er vortrug. Dazu spielte Kämmerer Reiner Feldl Fotos ein. Gut zwei Stunden lang. Aber immerhin waren auch zwei Jahre an Informationen, Rückblick, Ausblick, Problemstellungen zusammengekommen. Und wer weiß, was danach noch von den Aldersbachern kommt an Fragen, Wünschen, Kritik? Es war nicht viel. Das schon mal vorneweg.

Applaus für den Bürgermeister

Eine erste Reaktion im Saal gab es nach gut einer Stunde: Applaus für den Bürgermeister. Der war gerade mit den Informationen aus den letzten zwei Jahren, angefangen vom Breitbandausbau bis zum Wertstoffhof, auf der Zielgeraden, als seine Stimme immer wieder wegbrach. „Wir machen zehn Minuten Pause. Ich trinke jetzt mal was“, beendete er das Kapitel.

Weiter ging‘s danach mit fester Stimme und dem Rückblick. Auch hier zeigten die Aldersbacher, dass sie den Ausführungen folgen – mit einem Raunen. Nicht wegen der ganzen Städtebauförderungsmaßnahmen, nicht wegen der Kanal-, Schul- oder Kindergartensanierungen, nicht wegen Feuerwehr- oder Bauhofangelegenheiten, nicht wegen Wasserversorgung, Kläranlage oder Baugebieten. Nein. Es war wegen den letzten 7000 Quadratmeter Klosterareal, die die Gemeinde 2021 der Brauerei abgekauft hat und dem abschließenden Satz des Bürgermeisters dazu: „Über den Kaufpreis wurde mit dem Verkäufer Stillschweigen vereinbart.“

Eine nächste Reaktion aus dem Publikum war ein Rüffel – für den Nebentisch. Inzwischen waren zwei Stunden Vortrag durch, der Bürgermeister gerade bei seinem Ausblick für 2023 und am Nachbartisch hatte sich ein internes Gespräch verselbstständigt. Auf die Aufforderung, ruhig zu sein oder rauszugehen, entschied sich der Gemaßregelte für Ersteres. Vermutlich ging durch den Zwischenfall die Information verloren, wie es mit den geplanten Radwegen weitergeht. Hier die Kurzzusammenfassung: Als 1. Bauabschnitt soll der Radweg Uttigkofen-Freundorf entlang der Staatsstraße verwirklicht werden. Nachdem diverse Grundstückskäufe funktioniert haben, sind die erforderlichen Bebauungsplanänderungen – es wird auch eine Linksabbiegerspur bei der Firma Haslinger und eine Querungshilfe für den Geh- und Radweg über die Staatsstraße integriert samt Tempo 70-Beschränkung – in die Wege geleitet. Weniger gut sieht es für die Radwege Aldersbach-Freundorf und Freundorf-Pörndorf aus: „Die Gemeinde wird seit 2019 im Fördertopf des Staatlichen Bauamtes mit mehreren Radwegen entlang der Staatsstraße berücksichtigt“, sagte der Bürgermeister. Doch in beiden Fällen scheiterten die Grundstücksverhandlungen. „Aus meiner Sicht und aus Sicht der Verwaltung ist es für die vielen Radfahrer sehr schade, wenn diese zu 100 Prozent geförderten Radwege nicht verwirklicht werden und die doch erheblichen Fördergelder und diese einmalige Möglichkeit somit nicht abgerufen werden können“, bedauerte Harald Mayrhofer.

Alternative Radwege?

Und das wiederum ruft Gemeinderat Josef Eidinger auf den Plan. Er war – trotz 100-prozentiger Förderung – mit der Streckenführung in dem vorgegebenen 300-Meter-Korridor neben der Staatsstraße nie einverstanden. Denn: „Das ist eine unnötige Versiegelung der Fläche.“ Vor allem, weil man den Radweg aus seiner Sicht auch – 450 Meter entfernt von der Staatsstraße – auf bereits bestehenden Feldwegen verwirklichen könnte, die schnell zu ertüchtigen wären.

Aber das war kein Thema, das die Bürger an diesem Abend vertiefen wollten.

Nachdem der Bürgermeister noch im Schnelldurchlauf auf Problembereiche wie Hunde- und Pferdedreck, Parken auf Bürgersteigen, Zurückschneiden von Sträuchern und Bäumen sowie Grenzabstände bei der Bepflanzung eingegangen war und sich bei Gemeinderat, Verwaltung, Feuerwehren, Bauhof, Wasserwart und Klärwärter, dem Kollegium an Kindergärten und Schule sowie den Ehrenamtlichen in Organisationen und Vereinen bedankt hat, gehörte das Mikrofon den Bürgern.

Nachfragen

Seniorenbeauftragte Heidy Rabs bat darum, die LED-Straßenbeleuchtung höher zu drehen, denn „viele Ecken sind sehr dunkel.“ Der Bürgermeister versprach, die Anregung weiterzugeben.

Gerhard Welack monierte das Parkverhalten in einer Siedlungsstraße – der Bürgermeister versprach einen Vor-Ort-Termin.

August Deragisch, Mesner von Walchsing, hatte zwei Fragen: Die eine bezog sich auf die Begehung des Friedhofs mit Verwaltung, Planer und Statiker. Denn die Mauer dort hat Risse, der Putz platzt ab. „Was ist denn da eigentlich herausgekommen?“ „Das wird eine größere Maßnahme, die unser Bauhof nicht machen kann“, so der Bürgermeister. Planer und Statiker würden ein Sanierungskonzept erstellen, die Gemeinde klärt zwischenzeitlich die Zuständigkeiten beziehungsweise eine Kostenbeteiligung seitens der Pfarrkirchenstiftung. Das andere Anliegen von August Deragisch ist dagegen schon geklärt: „Manche Kirchen haben ein WC für Gottesdienst- oder Friedhofsbesucher. Wir nicht“, monierte er. Und weiß jetzt: „Wir haben mit dem neuen Pächter der Gaststätte gesprochen und vereinbart, dass die Besucher das dortige WC benutzen können“, so Harald Mayrhofer.

Einen Zettel voller Anliegen hatte Michael Schwarz vorbereitet. Zum einen seien die Geschwindigkeitsblocker auf der Straße zwischen Aldersbach und Gumperting so hoch, dass man nur in Schritttempo darüber fahren kann, ohne mit dem Auto aufzusitzen. Auch das aufgestellte Schild, das vor der Bodenwelle warne, sei mit zwei Meter Abstand zu kurz gesetzt. „Das entspricht alles der Norm. Allerdings lösen sich teilweise die erhöhten Steine, wir sind noch in der Gewährleistung. Da muss man mal schauen, was man nachbessern kann“, antwortete der Bürgermeister. Keine Lösung hatte er dagegen parat, als es um den zunehmenden Staub in der Ritter-Ortolf-Straße ging, mutmaßlich verursacht von Lkw. Was dem Aldersbacher außerdem aufgefallen ist und nicht gefallen hat: Im Juni sollen die Grünstreifen beim neuen Feuerwehrhaus in Richtung Walchsing so schön geblüht haben, einen Monat später waren sie radikal abgemäht. „Das ist nicht unsere Zuständigkeit, sondern die vom Wasserwirtschaftsamt. Wir können mal nachfragen“, bot der Bürgermeister an.

Mit seiner letzten Frage hatte Michael Schwarz dann ganz Aldersbach hinter sich: „Gibt es wieder unser Frühlingsfest?“ Als der Bürgermeister den Termin dafür nannte – 12. bis 15. Mai –, beendeten Bravo-Rufe die Versammlung.

Daten, Zahlen, fakten

Die hier gemachten Angaben beziehen sich jeweils auf den Stichtag 31. Oktober.

Einwohnermeldeamt: 4626 Einwohner – davon sind 2324 männlich, 2302 weiblich, 0 divers. 187 Aldersbacher sind mit Nebenwohnsitz gemeldet; 2022 gab es 251 Zuzüge, 234 Wegzüge und 69 Umzüge innerhalb der Kommune.

Ausweise, Pässe, Fischereischeine: 505 Personalausweise, 176 Reisepässe, 39 vorläufige Personalausweise, vier vorläufige Reisepässe, 46 Kinderreisepässe, 29 verlängert, sechs neu erteilte und neun verlängerte Fischereischeine, drei Jugendfischereischeine. Einen Jahresfischereischein hat niemand beantragt.

Standesamt: Es gab 44 Geburten (2021: 39), 35 Sterbefälle (2021: 51) und 26 Eheschließungen (2021: 24).

Bauamt: Insgesamt wurden heuer bis Ende Oktober 53 Bauanträge gestellt, 2021 waren es 61.

Herstellungsbeiträge für Wasser und Kanal: 0,75 Euro pro Quadratmeter Grundstücksfläche und 6,18 Euro pro Quadratmeter Geschoßfläche für die Wasserversorgung; für die Entsorgung sind es 0,95 Euro pro Quadratmeter Grundstücksfläche und 13,93 pro Quadratmeter Geschoßfläche. Die Gebühren belaufen sich – je Kubikmeter – bei Wasser auf 1,55 Euro (plus Steuer), beim Kanal auf 2,11 Euro. Die Grundgebühr richtet sich nach dem Verbrauch, liegt zwischen 30 und 90 Euro. Die Beseitigung von Fäkalschlamm aus Hauskläranlagen kostet 60,83 Euro pro Kubikmeter.

Gewerbebetriebe: 462 aktuell gemeldete Industriebetriebe sowie Groß- und Kleingewerbe, davon wurden 38 neu angemeldet in diesem Jahr. Demgegenüber stehen 42 Abmeldungen.

Sozialamt: 97 Rentenanträge (2021: 105), acht Anträge auf Grundsicherung (2021: 12), 21 Anträge auf Sozialhilfe (2021: 18), vier Anträge auf Wohngeld (2021: 5).

Haushalt

Mehr als zufrieden ist Bürgermeister Harald Mayrhofer mit dem, wie das Jahr für die Gemeinde gelaufen ist. „Immer wieder gibt es Wünsche, Vorstellungen und Visionen, dies oder das noch zu machen, zu bauen, zu planen. Doch hier stehen Notwendigkeit und ganz besonders die Finanzierung im Vordergrund – oder aber unabdingbare Umsetzungen, die überörtlich durch Behörden festgelegt werden“, warnt er vor zu viel Euphorie angesichts des Haushalts. Der sieht seit Jahren sehr gut aus: Die Gemeinde ist schuldenfrei, hat keinerlei Verbindlichkeiten, die Ansparrücklage liegt bei 12 Millionen Euro. Der Gesamthaushalt hat 2022 ein Volumen 31026400 Euro, im Vorjahr waren es 25509000 Euro. Der größte Posten im Haushalt 2021 war eine Ausgabe: die Kreisumlage in Höhe von 3335000 Euro. Ein Jahr später war der größte Posten eine Einnahme: 9 Millionen Euro Gewerbesteuer. 2021 lag sie – vor allem wegen Corona – bei 1 Million Euro.

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