Krieg in der Ukraine
„Winterwelle“: Landkreis Passau muss Notunterkunft für Flüchtlinge eröffnen

07.12.2022 | Stand 17.09.2023, 21:19 Uhr

Vor allem Familien mit Kindern aus der Ukraine sind am Mittwoch in Obernzell angekommen. Der Landkreis hat im ehemaligen Krankenhaus eine Notunterkunft für sie eingerichtet, 100 Menschen können hier unterkommen. −Foto: Landratsamt/Schwarz

50 Menschen aus der Ukraine, vor allem Familien mit Kindern, sind am Mittwoch in Obernzell an- und untergekommen: Der Landkreis Passau hat dort im ehemaligen Krankenhaus eine Notunterkunft für sie eingerichtet, 100 Menschen können hier übergangsweise bleiben. Wichtig ist, dass diese Menschen schnell in langfristige Unterkünfte vermittelt werden, denn die nächsten 50 kommen schon im Januar.

Es ist ein Dilemma: Die Flüchtlingsunterkünfte in Bayern füllen sich derzeit enorm, auch weil die Zuwanderer auf dem Wohnungsmarkt wenig Chancen haben. Gleichzeitig hat nun nach einem ruhigeren Sommer die Welle der „Winterflüchtlinge“ vor allem aus der Ukraine eingesetzt. Konnten die Ankömmlinge im Passauer Land im Frühjahr in einem Hotel unterkommen und privat in Wohnungen vermittelt werden, ist das jetzt nicht mehr möglich: Das Landratsamt hat am Mittwoch im ehemaligen Krankenhaus Obernzell eine Notunterkunft eröffnet, 50 Menschen sind hier fürs Erste untergekommen. Das Problem: Bald kommen die nächsten und die Kapazität ist nicht besonders groß.

1900 Geflüchtete leben aktuell im Landkreis

Rückblick: Am 24. Februar hat der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine begonnen, im März setzte die erste Flüchtlingswelle ein. „Bis zu 400 Menschen kamen da täglich im Landkreis über die Grenze, die meisten von ihnen jedoch waren auf der Durchreise“, erinnert sich Landratsamtssprecher Werner Windpassinger. Seitdem sind gut eine Million Menschen bis Anfang November nach Deutschland geflohen, mehr als 150000 sind inzwischen in Bayern registriert. „Knapp 1900 Geflüchtete leben aktuell im Landkreis Passau und sind hier registriert“, sagt Windpassinger. Am 19. März waren dem Passauer Land die ersten Flüchtlinge aus Osteuropa zugeteilt worden, 43 Menschen kamen damals per Bus nach Sonnen und wurden dort in einem vorübergehend geschlossenen Hotel untergebracht. Schnell wuchs die Zahl auf 330 Menschen, der Strom riss nicht ab. Eine Notunterkunft musste der Landkreis da aber nicht eröffnen: Über private Vermittlung und eine Wohnungsbörse des Landkreises kamen die Menschen nach und nach unter. Im Sommer wurde es dann ruhiger, „einige Ukrainer sind auch in ihre Heimat zurückgekehrt“, sagt Windpassinger. Jetzt hat die zweite Flüchtlingswelle den Landkreis erreicht. Der Grund: Es ist Winter, die Infrastruktur in der Ukraine bricht zusammen, es gibt großflächige Stromausfälle – das trifft die Zivilbevölkerung hart.

Dauerhafte Unterkünfte dringend gesucht

„Schon für die erste Welle im März war das ehemalige Krankenhaus in Obernzell als Unterkunft angedacht gewesen, wurde dann zum Glück aber nicht gebraucht“, sagt Windpassinger. „Im Oktober, als das Innenministerium auf die kommende Welle der Winterflüchtlinge aufmerksam gemacht hat, haben wir es bezugsfertig gemacht“, sagt der Sprecher.

Am Mittwoch nun kam die Notunterkunft erstmals zum Einsatz: Rund 50 Menschen, fast ausschließlich Familien mit Kindern, kamen gegen Mittag in Obernzell an. „Sie wurden per Bus aus der Erstanlaufstelle der Regierung von Niederbayern in Ergolding in den Landkreis gebracht“, erklärt Windpassinger. „Kräfte der Feuerwehr und Mitarbeiter des Landratsamtes nahmen die Ukrainer in Empfang und organisierten die Unterbringung.“

Künftig werden nach den derzeitigen Verteilungsvorgaben monatlich mindestens rund 50 Flüchtlinge hier ankommen, weiß der Sprecher. Die Notunterkunft Obernzell diene als erste Aufnahmestation für sie im Landkreis, die Kapazität liege bei knapp 100 Personen. „Es ist daher wichtig, für die dort untergebrachten Menschen so schnell wie möglich dauerhafte Unterkünfte zu finden“, sagt Windpassinger – sonst hat der Landkreis spätestens nach zwei Monaten keine Kapazitäten mehr, weitere Flüchtlinge aus Osteuropa hier aufzunehmen.

Wohnungen gesucht

Daher erneuert das Landratsamt den Aufruf vom Frühjahr, Wohnungen und Unterkünfte an ein zentrales Register zu melden. Speziell für Wohnraumangebote steht unter www.landkreis-passau.de/ukraine-hilfe ein Formular zur Verfügung, mit dem alle benötigten Informationen abgefragt werden.