Lyriker Reiner Kunze
Wechsel im Vorstand: Zukunft der Kunze-Stiftung ist gesichert

28.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:20 Uhr

Reiner und Elisabeth Kunze haben den Vorstand ihrer Stiftung an Linda von Keyserlingk-Rehbein (l.) und Renate Braun abgegeben. −F.: Klaffenböck

Stiftungen wirken über die Zeit der Stifter hinaus und haben ein langfristiges Ziel. 2006 entschlossen sich der Lyriker Reiner Kunze und seine Frau Elisabeth Kunze (geb. Mifková) zur Gründung einer Stiftung, welche die „Geschichten hinter den Geschichten“ in Kunzes Poesie erkennbar machen soll. Jetzt hat das Ehepaar den Vorstand der Stiftung an Renate Braun und Linda von Keyserlingk-Rehbein abgegeben.

Die Gedichte des in Erlau bei Passau lebenden Schriftstellers sind kontextgebunden und wirken dennoch zeitlos in dem Bemühen, Diktaturen etwas Humanes entgegenzusetzen und sich gegenüber totalitären Systemen resistent zu zeigen. Sowohl Reiner als auch Elisabeth Kunze haben die Drangsal verschiedener Diktaturen erlebt. Sie sind 1933 geboren – er im Erzgebirge in Sachsen, sie in der Tschechoslowakei. Ihre Kindheit war geprägt durch die NS-Diktatur und den Zweiten Weltkrieg, das Wirken als Schriftsteller bzw. als Ärztin fand lange Jahre unter kommunistischer Herrschaft statt. Bis zur erzwungenen Ausreise aus der DDR 1977 erlebten die Kunzes Überwachung und Schikanen des SED-Machtapparats.

Mit seinem Vers „wir haben immer eine wahl, /und sei’s, uns denen nicht zu beugen, /die sie uns nahmen“ spricht Reiner Kunze Mut zu, Unfreiheit zu erkennen und dagegen aufzustehen. Hierzu soll die Stiftung in dem Wohnhaus der Kunzes künftig zeitgeschichtlich belangvolle Materialien ausstellen und Forschungen wider den Totalitarismus ermöglichen.

Ab dem 1. April 2023 werden Renate Braun und Linda von Keyserlingk-Rehbein die Geschicke der Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung im Sinne der Stifter lenken. Bei dieser Gelegenheit dankten die Stifter auch ihrem Enkel Felix Wintsch, der in den letzten zweieinhalb Jahren gemeinsam mit seiner Großmutter den Stiftungsvorstand bildete. Künftig kümmert sich Braun als ehemalige Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Passau um die Finanzen und Stiftungsfragen. Von Keyserlingk-Rehbein, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Passau, ist mit inhaltlichen Fragen betraut. Sie hat sich in ihrer Forschung bereits intensiv mit dem Thema Widerstand in Diktaturen befasst und die Erschließung des Stiftungsarchivs von Seiten der Universität verantwortlich mitbetreut. Aktuell arbeitet sie zu Kunzes engen Verbindungen zu tschechischen Dichtern und Dissidenten.

− pnp