Aufruf zur Besonnenheit
130 Professoren und Uni-Angestellte nehmen Passauer Klima-Aktivisten in Schutz

21.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:32 Uhr

Polizisten zerrten bei einer Protestaktion vier Klimaaktivisten von der Straße. −Foto: Fischer

130 Beschäftige der Universität, darunter 26 Professoren, haben in einer Offenen Stellungnahme zu Besonnenheit im Umgang mit den Aktionen der „Letzten Generation“ aufgerufen, an denen sich auch Studierende der Universität Passau beteiligt hatten.



„Wir befürworten einige dieser Aktionen nicht und erkennen die besondere Beanspruchung insbesondere der Ordnungskräfte an. Allerdings veranlasst uns als Beschäftigte der Universität Passau die Hitze der derzeit in den sozialen und konventionellen Medien geführten Debatte zu einer Klarstellung.

Viele von uns kennen die engagierten Studierenden. Sie als Extremisten oder Radikale zu bezeichnen stimmt nicht mit unseren persönlichen Eindrücken überein“, so die Stellungnahme, für die Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff, Véronique Coiffet, Prof. Dr. Jan-Philipp Ahrens, Prof. Dr. Karsten Fitz, Prof. Dr. Werner Gamerith, Prof. Dr. Michael Grimm, Prof. Dr. Andreas König, Prof. Dr. Malte Rehbein, Prof. Dr. Wolfram Schaffar , Prof. Dr. Christine B. Schmitt und Prof. Dr. Bernhard Stahl verantwortlich zeichnen.

Aktivisten verfolgten Ziele, „die wir alle teilen“



Die Protestierenden seien junge Studierende, die weitgehend als besonnen und friedliebend zu bezeichnen sind. „Neben ihrem Curriculum verfolgen sie mit großem zivilgesellschaftlichen Engagement gemeinnützige Ziele, die wir alle teilen: im Angesicht der nahenden Klimakatastrophe die CO2-Emissionen in Deutschland drastisch zu verringern und die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zu beenden“, so die Autoren.
„Einschlägigen Studien zufolge deutet der derzeitige Trend bei den Treibhausgasemissionen auf einen Temperaturanstieg von etwa 3,0 °C im Jahr 2100 hin, wobei verstärkende Effekte durch das Überschreiten von Kipppunkten noch nicht berücksichtigt sind. Vor diesem Hintergrund warnte der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) letztes Jahr, dass sich das Zeitfenster für die Anpassung an den Klimawandel schnell schließt. Wie viele andere Gruppierungen und Individuen fordert auf dieser Grundlage die ’Letzte Generation’ ein rasches, zielgerichtetes und konkretes politisches Handeln.

Dank der Mitarbeiter an besonnene Reaktion



Diese Forderung steht im Einklang mit einem langen demokratischen und rechtsstaatlichen Prozess, in dessen Folge sich die Bundesrepublik zu einer massiven Reduktion der Emission von Treibhausgasen verpflichtet hat. Laut Expertenrat der Bundesregierung verfehlt Deutschland diese Ziele deutlich. Diese Verfehlung ist unter anderem durch anhaltende staatliche Subventionen für klimabelastenden Konsum und Produktion begründet“, so die Stellungnahme weiter.

Und: „Die öffentlichkeitswirksamen Aktionen der ‘Letzten Generation‘ sind manchen Menschen ein Ärgernis. Wir danken denjenigen, die dennoch mit Sanftmut und Besonnenheit reagieren. Die Protestierenden machen sich große Sorgen und geben diesen einen politischen Ausdruck in sichtbaren Aktionen. Sie fordern uns damit zum Nachdenken und zum Handeln auf. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen es: Wir benötigen unsere Energie nicht für ein Gegeneinander, sondern zur Lösung einer existenziellen Krise“.

− red