Verständnis und Ärger
Warnstreik im ÖPNV: Über die Hälfte aller Passauer Busse blieb stehen

19.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:53 Uhr

Viel Zeit mussten am Freitag alle mitbringen, die mit den Bussen in Passau fahren wollten. Weniger als die Hälfte konnten aufgrund des Streiks regulär fahren. −Foto: Arbinger

Wer am Freitag mit dem Bus fahren wollte, musste Geduld mitbringen. „Es kommt wegen Streik im Linienverkehr zu erheblichen Ausfällen“, läuft über die Anzeigetafeln am Passauer ZOB.



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Wo normal im Minutentakt Busse fahren, standen am Freitag den ganzen Tag über wartende Menschen. Wegen des Streiks im Linienverkehr konnten lediglich 40 Prozent aller Busse fahren.

Stadtwerke konnten sich kaum vorbereiten



Erst am Donnerstagnachmittag wurde der Streik für Passau bekannt gegeben – viel Zeit hatten die Stadtwerke folglich nicht, sich darauf einzustellen. In so einem Fall greift laut Stadtwerken ein Standard-Streikplan, der über die Website und die App „Wohin-Du-Willst“ unmittelbar bekannt gegeben werden kann. Nichtsdestotrotz: „Je frühzeitiger den Stadtwerken Streiks bekannt werden, umso besser sind Ersatzmaßnahmen planbar und umso mehr Linien- beziehungsweise Pendelfahrten können trotz des Streiks sichergestellt werden.“

Die Reaktionen der Fahrgäste auf den Streik sind gemischt: Verständnis für die Busfahrer einerseits und Ärger über die Verspätungen und lange Wartezeiten andrerseits. „Ich habe Verständnis für jeden, der streikt. Aber natürlich nervt es schon, dass man jetzt länger hier stehen und warten muss“, sagt Dominik Geier. Er müsse zu keinem wichtigen Termin, da könne er das auch entspannter sehen.

Wenige Busse fuhren regulär.



Einige wenige Busse fahren regulär. Laut den Stadtwerken sind das primär die Fahrten von privaten Unternehmern. „Zirka 60 Prozent der Fahrten im Linienverkehr der Verkehrsbetriebsgesellschaft Passau können aufgrund des Warnstreiks nicht durchgeführt werden“, teilten die Stadtwerke auf Nachfrage mit.

„Wir haben kurzfristig umgeplant und haben mehr Zeit mitgebracht“, erzählt Theresa Fieger. Gemeinsam mit ihrer Familie wartet sie – wie alle anderen auch. „Es hilft ja ohnehin nichts.“ Wer auf das Auto oder Fahrrad umsteigen kann, hat laut Elfriede Schmidhammer Glück. Die Seniorin ist auf den Bus angewiesen, muss damit zum Arzt fahren. „Es ist mühsam“, sagt sie. Trotzdem könne sie die Streikenden verstehen. „Das ist bestimmt auch keine einfache Arbeit. Das mit dem Streik passt schon so.“

Mehr unangekündigten Streiks möglich



Trotz fünf Verhandlungsrunden zum Tarifvertrag Nahverkehr Bayern war es laut Verdi bislang nicht möglich, mit den Arbeitgebern ein Verhandlungsergebnis zu erzielen. „Die logische Folge sind diese Warnstreiks“, erklärt Sinan Öztürk, Verhandlungsführer und stellvertretender Landesbezirksleiter von Verdi Bayern. Dass es in Zukunft zu mehr unangekündigten Streiks im Nahverkehr kommen wird, begründet Christoph Kittel, der für Niederbayern zuständige Gewerkschaftssekretär, mit einer „Blockadehaltung der bayerischen Arbeitgeber.“ Ziel der Streiks sind ein finanzieller Ausgleich zur Inflation und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen.