Fürstenzell
Tradition „immer wenn es Weihnacht wird“

Christkindl-Ansingen nach Corona-Pause willkommene Einstimmung auf das Fest – Erstmals freie Plätze

26.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:48 Uhr
Bernhard Brunner

Das Christkindlansingen im „Dom des Rottals“ hat nach zweijähriger Corona-Pause eine wunderbare Fortsetzung erlebt. −Fotos: Scholz

Eine wunderbare Fortsetzung erlebt haben die Freunde des Christkindl-Ansingens im „Dom des Rottals“ in Fürstenzell (Landkreis Passau) am Vorabend der Heiligen Nacht nach zweijähriger Corona-Pause. Aus allen Himmelsrichtungen waren Besucher gekommen, um sich durch die anspruchsvollen Musikdarbietungen regionaler Interpreten aufs Fest einstimmen zu lassen. Helmut Rührl zog daraus gedankliche Parallelen zur Weihnachtsgeschichte, in der vor über 2000 Jahren ebenfalls Gläubige aufgebrochen waren, um dem Stern von Bethlehem zu folgen. Die Botschaft des Erzählers: „Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt.“

Die Geschehnisse rund um die Geburt Jesu beschrieb der Kreisheimatpfleger und frühere Bürgermeister von Breitenberg diesmal mit den Worten des Heimatdichters Ludwig Gruber, der sich „Ponzauner Wigg“ nannte. Also war „Rottalerisch“ angesagt, wie Helmut Rührl den zwischen Musikblöcke eingestreuten Textpassagen vorausschickte.

Spenden für PNP-Aktion „Ein Licht im Advent“

Auch die Menschen der Gegenwart hätten die Verheißung des Advents, was bekanntlich Ankunft bedeutet, gab der Rezitator eingangs zu bedenken und machte damit deutlich, dass sich daran über zwei Jahrtausende hinweg nichts geändert hat.

Eine wesentlich jüngere Tradition, aber doch auch über mehrere Jahrzehnte hinweg, weist das Christkindl-Ansingen in Fürstenzell auf, wie Landrat Raimund Kneidinger – erstmals in dieser Rolle Sprecher des Landratsamtes als Veranstalter – hervorhob. Er hieß das Publikum zur 44. Auflage dieses vorweihnachtlichen Besuchermagneten in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt willkommen, darunter regionale Mandatsträger, die Altlandräte Hanns Dorfner und Franz Meyer sowie den Fürstenzeller Bürgermeister Manfred Hammer. Kneidingers besonderer Dank galt Pfarrer Christian Böck für die Überlassung des einzigartigen Gotteshauses für die Veranstaltung. Überlieferter Brauch ist es auch, dass der Landrat mit dem örtlichen Bürgermeister gegen Spenden Weihnachtskerzen an die Zuhörer verteilt. Es handelt sich um eine Benefiz-Aktion, deren Erlös zu gleichen Teilen der PNP-Weihnachtsaktion „Ein Licht im Advent“ – diesmal für die Arbeit der Hilfsorganisation „CARE Deutschland e.V.“ in der Ukraine – und dem Förderverein der Heimvolksschule St. Maria in Fürstenzell zufließt. Das Christkindl-Ansingen selbst geht auf die Initiative des unvergessenen Passauer Landrats Baptist Kitzlinger aus dem Jahr 1977 zurück.

Nach den besten Wünschen für ein frohes Weihnachtsfest überließ Kneidinger die Gestaltung des knapp eineinhalbstündigen Programms den Mitwirkenden, die vom Kulturreferat ausgewählt worden waren – darunter die Kulturpreisträger „Meßnerschläger Sängerinnen“, instrumental begleitet von Brigitte Orttenburger, und die Gesangsgruppe „PompADur“, ebenfalls mit dem Kulturpreis des Landkreises prämiert.

Den raumfüllenden Auftakt setzten eindrucksvoll die „Ulrichsbläser Büchlberg“ mit der Feuerwerksmusik von Georg Friedrich Händel von der Empore hinter dem Hochaltar aus. Ihrem späteren Aufruf „Hört der Engel helle Lieder“ folgte das Publikum sehr gern und aufmerksam. Einmal mehr faszinierend war der Gesang von Alfons Riesinger, schon mehrmals Mitwirkender beim Christkindl-Ansingen, in der Dreier-Männerstimmen-Gruppe mit der originellen Bezeichnung „Perlbach3Xang“.

Zuhörer spenden Akteuren langanhaltenden Applaus

Weitere Akteure waren die „Hoabergmusi“, die „Luftknopfsait’n“ und der Fürstenzeller Organist Walter Heimerl. Ihnen galt nach dem Andachtsjodler der „Meßnerschläger Sängerinnen“, der nahtlos in das gemeinsam gesungene „O du fröhliche“ überging, der langanhaltende Schlussapplaus der Zuhörer.

Einziger Wermutstropfen beim 44. Christkindl-Ansingen war die Tatsache, dass erstmals seit Jahren der „Dom des Rottals“ nicht bis auf den letzten Platz besetzt gewesen ist, wie in der Vergangenheit oft der Fall. Sowohl Landrat als auch Bürgermeister und Landkreis-Kulturreferent Christian Eberle fehlte eine plausible Erklärung dafür. Mutmaßungen zielten in Richtung der Angst vor nach wie vor präsenter Covid-19-Infektionsgefahr sowie der aktuell grassierenden Erkältungs- und Grippewelle. „Ich habe schon drei Wochen lang Husten und Schnupfen“, berichtete eine Mitarbeiterin aus dem Organisationsteam.