Salvatorprobe in Untergriesbach
Tradition, Gemeinschaftssinn und Genuss

22.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:37 Uhr

Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Hermann Duschl (2.v.l.) wurde bei der Salvatorprobe beim Lanz in Untergriesbach bei Bier und Brotzeit kräftig angestoßen. −Fotos: Pree

Jedes Jahr um „Josefi“ herum, dem Namenstag des heiligen Josef, vollzieht sich in der Gemeinde Untergriesbach (Landkreis Passau) ein Ritual, das nun schon fast vier Jahrzehnte lang als Tradition gepflegt wird: Die Salvatorprobe der Gemeinde beim Lanz.

Eingeführt wurde sie 1984 unter Bürgermeister Günther Kohl. Dieser schlug vor, nach der Sitzung des Gemeinderates nahe oder am 19. März, gemeinsam Einkehr im Gasthaus Lanz zu halten und dort die aktuelle Ausgabe des Fastenstarkbiers Salvator zu verkosten. Anfangs nahm jeder seine Brotzeit selbst mit, es wurde untereinander ausgetauscht, vom Hering über das Geräucherte und diverse Käsespezialitäten reichte die Auswahl, die man sich zum dunklen Bier munden ließ. Dazu gab es auch einen lebhafter Diskurs und musikalisch sorgte Zithermusik für gute Stimmung.

Später kam das „Derblecken“ dazu



Zu späterer Zeit kam dann das „Derblecken“ dazu, zuerst am Tisch, dann in Form einer Fastenrede mit Predigt. Hier wurde verbal teils deftig ausgeteilt. Redakteur Ernst Hauzenberger, später Max Mauritz waren zwei der bekanntesten Starkbierrhetoriker beim Lanz. In den ersten Jahren hatte die Salvatorprobe beim Lanz nahezu Alleinstellungscharakter in der Region, nur in Pocking gab es ähnliches. Aber über die Jahre hin wurden die Nachahmer immer mehr, Starkbierfeste schossen wie Pilze aus dem Boden und wurden zu Mega-Events ausgebaut. Schließlich hatte man kapiert, dass starkes Bier und starke Sprüche auch eine starke Einnahmequelle waren. Auch beim Lanz wurde der Andrang der Besucher für die Starkbierprobe immer heftiger, der Schützensaal und das Gastzimmer proppenvoll, Prominenz aus der gesamten Region gab sich die Ehre. Das währte so lange, so lange man einen Fastenprediger hatte, der das gemeinliche und auch gemeinderätliche Geschehen eines Jahres humorvoll und teils auch kritisch glossierte.

Jetzt feiert man wieder wie zu „Urzeiten“



Seitens der Verantwortlichen im Rathaus hieß es „Back to the Roots“. Man feiert wieder wie zu „Urzeiten“ der Starkbierprobe unter sich, mit dem Unterschied, dass zum Gemeinderat auch Verwaltung und Bauhof eingeladen sind, quasi eine gemeindliche „Familienfeier“ abgehalten wird. So auch am Montag: Nach der Sitzung im Rathaus kamen Rätinnen und Räte mit Bürgermeister Hermann Duschl zum Lanz, wo sie schon von den Mitgliedern von Verwaltung und Bauhof erwartet wurden. Duschl freute sich über den guten Besuch und stellte die Salvatorprobe als Zeichen des guten Zusammengehörigkeitsgefühls und auch der Pflege der Tradition durch die Gemeinde Untergriesbach heraus. Dann wurde mit dem dunklen Fastenbier angestoßen, das Duo „Er & Ich“ spielte zünftig auf, Wirtin Isolde servierte eine deftige Brotzeit und Daniel Holzhacker unterhielt mit einer lusteigen Geschichte, in der ein siebenjähriger Junge – „a Preiss“ – seine Sichtweise über einen Urlaubsaufenthalt im tiefsten Bayern darlegte.

− np