„Wollen normaler Fußballverein sein“
Titelkampf, Trainerfrage, Kaderplanung: Der 1. FC Passau steht vor entscheidenden Wochen

31.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:12 Uhr

Betretene Mienen gab es bei den Verantwortlichen des 1.FC Passau vor einer Woche bei der Niederlage in Schöfweg. Die sportlichen Leiter Christian Wolf (v.l.) und Stefan Kurz sowie die Coaches Christian Nusshardt (von rechts) und Johannes Hofer hoffen, dass der Patzer gegen TG Straubing ausgebügelt wird. −Foto: Alex Escher

Der Frühjahrsstart ging schief: Mit 1:2 hat der 1.FC Passau sein erstes Bezirksligaspiel im neuen Jahr verloren, beim SV Schöfweg konnte der Spitzenreiter nach sechs Wochen Vorbereitung nicht überzeugen und ließ die Konkurrenz in der Tabelle wieder herankommen. Im Heimspiel am Samstag gegen TG Straubing (14 Uhr) muss der Primus nun eine Reaktion zeigen, um nicht unnötige Unruhe aufkommen zu lassen.

Im Hintergrund laufen beim Traditionsverein derweil die Zukunftsplanungen, auch einige personelle Veränderungen stehen an. Grund genug, mit Christian Wolf, sportlicher Leiter des Bezirksligisten, über die aktuelle Lage, offene Baustellen und den FC Passau allgemein zu sprechen.

Die aktuelle Situation



Die Auftaktpleite analysiert Christian Wolf relativ schonungslos – und ehrlich. „Es war ein sehr schwacher Auftritt von uns. Schöfweg war besser, hat uns nicht ins Spiel kommen lassen und am Ende völlig verdient gewonnen“, sagt der Sportchef. Einen konkreten Grund für die maue Leistung gebe es nicht. Die Vorbereitung sei solide gewesen, „es gab jetzt nichts, was einem Sorgen machen müsste“, so Wolf, der hofft, dass die Niederlage ein „einmaliger Ausrutscher“ und eine Art „Warnschuss zur rechten Zeit“ gewesen sei. „Die Liga ist für uns alles andere als ein Spaziergang. Wir müssen jeden Samstag ans Limit gehen, das muss jedem bewusst sein“, sagt er auch mit Blick auf die kommenden, vermeintlich leichteren Gegner: Diese heißen TG Straubing, Oberpolling, Salzweg, Kirchroth sowie Perlesreut und stehen tief im Tabellenkeller. „Die kämpfen alle um den Ligaerhalt und werden sich entsprechend reinhauen“, sagt Wolf, der noch eine weitere Erkenntnis aus dem Auftaktspiel mitnimmt: „Ganz wichtig ist, dass wir hinten stabil stehen. Vorne schießen wir immer ein oder zwei Tore. Wir müssen den Fokus auf der Defensive haben, der Rest kommt dann von alleine.“

Kader-Planungen



In Sachen Kaderplanung sei man bereits weit fortgeschritten. Mit Noah Aklassou (SV Schalding) und Stefan Lohberger (Spielertrainer SV Winzer) stehen zwei Abgänge fest. „Ansonsten wird die Truppe weitgehend zusammenbleiben. Wir haben von rund 95 Prozent der Spieler schon eine Zusage, beim ein oder anderen gibt es noch ein Fragezeichen, aber das ist ganz normal“, sagt Wolf. Auch drei Neuzugänge seien bereits fix, zwei weitere sollen in den nächsten Tagen folgen. Die Namen will der FCP „demnächst“ bekannt geben. Nur so viel verrät Wolf: „Wir wollen uns in der Spitze verstärken und Spieler holen, die uns sofort weiterhelfen. Dazu kommen aber auch junge Talente.“ Aus der eigenen Jugend rückt Bayernauswahlspieler Leandro Miller in den Kader der Ersten.

Die Trainerfrage



Anders als viele andere Vereine hat der FC Passau auf der Trainerposition noch keine Klarheit. Nicht schlimm, urteilt Wolf. Man habe sich bereits im Februar mit den aktuellen Coaches Johannes Hofer und Christian Nußhart zusammengesetzt und vereinbart, bis Mitte, Ende April abzuwarten, ehe finale Gespräche folgen. „Wir haben da keine Eile und die Trainer auch nicht. Wir sind ohnehin im ständigen Austausch, von daher lag der Fokus zunächst auf der Kaderplanung“, sagt Wolf.

Bekannte „Neuzugänge“



Während die Trainerfrage offen ist, gibt es auf Vorstandsebene bereits konkrete Pläne. Auf der Jahreshauptversammlung im April dürften Philipp Roos und Michael Pillmeier als 2. Vorstände gewählt werden. Die beiden höherklassig erprobten Fußballer lösen Roland Bilz und Gerhard Kazimi ab. Für Roman Holzinger wird mit Patrik Weber ebenfalls ein bekannter Kicker für den Posten des Sportvorstands kandidieren. „Wie in jedem Verein ist es nicht leicht, Personen zu finden, die sich ehrenamtlich engagieren. Der FC Passau hat zuletzt ganze Generationen verloren, die nicht mehr beim Verein tätig sind. Das wollen wir ändern. Umso mehr freut es uns, dass wir jetzt Unterstützung von sehr bekannten und motivierten Kräften erhalten“, sagt Wolf. Besonders erfreulich sei, dass die drei ausscheidenden Vorstände dem Verein verbunden bleiben und weiter mitarbeiten. „Das ist ganz, ganz wichtig. Sie haben hervorragende Arbeit gemacht“, sagt Wolf. Für den Herrenbereich habe vor allem Holzinger in den letzten Jahren eine sehr wichtige Rolle gespielt, „es wäre eine Katastrophe, wenn er nicht mehr dabei wäre. Er gibt zwar sein Amt ab, wird Patrik aber unterstützen“. Kazimi werde weiter als Coach der erfolgreichen Nachwuchsfußballerinnen tätig sein, auch Bilz soll weiter eingebunden werden. Als dessen Nachfolger in der Jugendleitung fungiert künftig Stephan Reichardt.

Das Willsch-Gerücht



Seit längerem schon geistert der Name Marius Willsch durchs Dreiflüssestadion. Der Vertrag des Profis bei 1860 München läuft am Saisonende aus, über kurz oder lang wird der 32-Jährige seinen Lebensmittelpunkt wieder in seine Heimat Neukirchen am Inn (Lkr. Passau) verlegen. Da Willsch mit einigen FC-lern gut befreundet ist, könnte er seine Karriere bei Passau ausklingen lassen, ist immer wieder zu hören. „Marius hat noch Vertrag bei 1860. Stand jetzt können wir dazu leider nicht mehr sagen“, gibt Wolf zu Protokoll. Willsch spielt seit 2018 bei den Löwen. Im Saisonfinish 2020/21 setzte er für den Aufstiegstraum der Blauen seine Gesundheit aufs Spiel, fiel danach monatelang mit Schambeinentzündung aus. Er kämpfte sich zwar zurück, wurde aber in der Winterpause von Ex-Trainer Köllner aussortiert. Seither ist die sportliche Zukunft des Außenbahnspielers offen.

Passaus Zukunftspläne



Der Aufstieg in die Landesliga ist das große Ziel. „Keine Frage“, sagt Wolf, „wir alle wollen rauf“. Damit es klappt, müsse man aber Woche für Woche die eigenen PS auf den Platz bringen. „Wenn uns das gelingt, sind wir schwer zu schlagen. Von der Qualität her haben wir auf jeden Fall das Potenzial für den Aufstieg. Aber jeder muss wissen, dass er – wie ich schon gesagt habe – ans Limit gehen muss“, sagt Wolf. Allerdings wäre es auch kein „Weltuntergang“, sollte es heuer nicht klappen mit der Landesliga. „Dann greifen wir in der neuen Saison wieder an. Gott sei Dank besteht unsere Mannschaft mittlerweile fast nur aus FC-lern, die sich mit dem Verein identifizieren und gerne hier Fußball spielen“, sagt Wolf. Grundsätzlich habe man die Philosophie, „ein ganz normaler Fußballverein“ zu sein. „Wir wollen in der Region natürlich weiter leistungsorientiert arbeiten. Allerdings werden wir keine utopischen Ziele ausgeben oder finanzielle Abenteuer eingehen. Wir wollen in ganz geregelten und geordneten Bahnen bleiben und einfach in Ruhe arbeiten. So wie wir es zuletzt auch schon gemacht haben. Erfolg ist, was dann folgt“, sagt Wolf.


21. Spieltag / Samstag, 14 Uhr: 1.FC Passau – Türk Gücü Straubing (Hinspiel 2:1); 15 Uhr: Perlesreut – Künzing (2:5), Grafenau – Vornbach (2:2); 16 Uhr: Regen – Hutthurm (1:4), Grainet – Ruhmannsfelden (1:1), Oberpolling – Mauth (2:3); 17 Uhr: Salzweg – Schöfweg (0:2); Sonntag, 16 Uhr: Kirchroth – SV Schalding II (0:4).