Bad Griesbach
Skiclub stöhnt: „Dieser Winter ist ein Trauerspiel“

Pistenfan aus der Kurstadt fahren im Januar nach Leutasch – Normal wäre dort Langlaufen angesagt

09.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:56 Uhr

Ein Screenshot von einer Webcam (aufgenommen am Montag, 9. Januar) zeigt zwei mit Kunstschnee gespurte Loipen in der Olympiaregion Seefeld. Aber zum Wintervergnügen gehört mehr als das. −Foto: Copyright Olympiaregion Seefeld

Von Karin Seidl

Weiße Weihnachten? Hatten wir nicht. Der kommt schon noch, der Schnee, tröstet man Kinder und sich selbst. Allerdings glauben momentan nicht einmal Meteorologen noch daran. „Ein Winter ist gerade nicht in Sicht“, heißt es in den Wetternachrichten. Den Skiclubs in der Region gefällt diese Prognose wenig, freuen sie sich doch ein ganzes Jahr darauf, endlich Schnee unter ihren Skiern – alpin oder Langlauf – zu spüren. Hans Hopper, der Präsident des Skiclubs Bad Griesbach, gibt sich hörbar zerknirscht am Telefon.

Herr Hopper, wenn Sie die Wetterprognosen hören, was fällt Ihnen da spontan ein?
Hans Hopper: Oh mei. Da wird mir spontan angst und bang. Schön ist das nicht.

Seinen geplanten Langlaufausflug mit Langlaufkurs in die Mauth hat der Skiclub abgesagt. Nicht mal im sonst schneesicheren Finsterau ist es weiß. Nun steht am Wochenende ein Skikurs im oberösterreichischen Hochficht an...
Hans Hopper: Aktuell sehe ich für den noch schwarz. Leider. Es ist ein Trauerspiel. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Wir würden uns das für unsere Kinder sehr wünschen, dass es klappen würde.

Normal ein Paradies für Langläufer

Und die Fahrt nach Leutasch vom 19. bis 22. Januar?
Hans Hopper: Ich hab mir heute schon wieder Bilder von dort angesehen. In Leutasch ist alles grün. Dabei liegt das auf 1200 Meter auf einem Hochplateau. Das ist – normal – ein traumhaftes Langlaufgebiet. 250 Kilometer Langlaufloipen warten dort auf uns Wintersportler. Solche Loipen findet man sonst nirgends. Für Langläufer ist das traumhaft. Man kann 50 Kilometer brettleben dahinlaufen. Skating oder klassisch. Wer es bergiger mag oder leicht hügelig – auch das ist möglich. Jeder findet seine Loipen. Und man hat Platz ohne Ende.

Der Skiclub war dort schon öfter?
Hans Hopper: Ja, wir waren dort bestimmt schon zehn Mal. Wir fahren in einem Bus mit 50 Leuten hin. Die Anmeldung dafür startet bereits bei der letzten Fahrt, also im Jahr davor. Auch weil der Wirt von unserem Hotel wissen will, ob wir wieder kommen. Der hält uns dann nämlich für eine komplette Woche das Hotel frei.

Absagen geht nicht mehr

Und was machen Sie, wenn bis 19. Januar tatsächlich Leutasch samt der Olympiaregion Seefeld grün bleibt?
Hans Hopper: Ich hab am Sonntag mit dem Wirt telefoniert. Wir können nicht so kurzfristig absagen. Da kämen auf jeden Stornogebühren von 250 Euro zu, für den ganzen Skiclub wären das 7000 Euro. Das ist eine Menge Geld. Ich habe am Sonntag auch gleich alle angeschrieben. Bis jetzt liegen mir keine Absagen vor. Wir werden trotzdem fahren. So blöd das jetzt ist – wir sind ja Wintersportler durch und durch und freuen uns ein ganzes Jahr lang auf unser Langlauf-Event in Leutasch.

Was ist ihr Alternativprogramm?
Hans Hopper: Wir könnten wandern gehen. Die Berghütten haben geöffnet, es gibt ein Hallenbad. Es wird halt ein bisschen mehr Wellness geben.

Wellness statt Piste: „Mir tut das in der Seele weh“

So richtig enthusiastisch klingen Sie da jetzt nicht...
Hans Hopper: Stimmt. Mir tut das in der Seele weh. Und mir tun unsere Leute leid. Wir sind ja alle intensive Skifahrer – alpin und Langlauf. Ich fürchte ehrlich, dass ein Wunder geschehen müsste, damit dort noch alles weiß wird. Obwohl ich mich erinnern kann, dass wir dort einmal fast im Schnee versunken sind.

Denken Sie, dass der Skiclub die Alpin-Fahrten durchführen kann? Dort liegen die Ziele ja meist höher.
Hans Hopper: Bei den Alpin-Fahrten mache ich mir keine so großen Sorgen. Was diese Fahrten angeht, bin ich ziemlich zuversichtlich, dass wir die durchführen können.