Aigen am Inn
Samtene Königsgewänder für die Sternsinger

29.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:36 Uhr

Am Donnerstag, 5. Januar, kommen die neu eingekleideten Aigener Sternsinger in die Häuser. Mit auf dem Bild (v.l.) die Hobbyschneiderin Hannelore Bamba und die ehemalige Vorsitzende des Frauenvereins, Heidi Buchinger, sowie (v.r.) die beiden Ministrantenbetreuerinnen Sonja Langlechner und Claudia Jodlbauer. −Foto: Diet

Gut 60 unentgeltliche Arbeitsstunden, viel Liebe und Geschick hat Hobbyschneiderin Hannelore Bamba seit März in die Anfertigung von acht neuen Gewändern und die Aufhübschung der bereits vorhandenen Sternsingergewänder investiert. „Ich habe diese Arbeit gerne gemacht“, freut sie sich über das gelungene Werk. Die Anschaffung der dunkelblauen, grünen und weinroten Samtstoffe und der Borten ermöglichte eine Spende von 300 Euro des inzwischen aufgelösten Frauenvereins.

Am 5. Januar ziehen Sternsinger von Haus zu Haus

In den schmucken Gewändern werden nach zweijähriger Corona-Pause die 17 Aigener Sternsinger aus der Ministrantenschar bei der heurigen Sternsingeraktion unter dem Motto „ Kinder stärken, Kinder schützen“ am Donnerstag, 5. Januar, von Haus zu Haus ziehen. Ihre Aussendung erfolgt beim Gottesdienst am Neujahrsabend um 18.30 Uhr. Dabei bringen sie zu Beginn des neuen Jahres den Segen Gottes in die Häuser und sammeln Spenden für das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, der seit 1958 größten Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder weltweit.

Angeregt wurde das Kindermissionswerk „Der Sternsinger“ als Hilfe für Buben und Mädchen in aller Welt 1846 nach französischem Vorbild unter dem Namen „Verein der heiligen Kindheit“ von der 15-jährigen Aachnerin und späteren Ordensfrau Auguste von Sartorius. Noch heute hat es seinen Sitz in Aachen.

Brauch reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück

An den Haustüren tragen die Aigener Sternsinger den Spruch vor: „ Wir kommen daher aus dem Morgenland. Wir kommen geführt von Gottes Hand. Wir wünschen euch ein gesegnetes neues Jahr, Kaspar, Melchior und Baltasar.“ Zudem schreiben sie an die Türen: „20*C+M+B+23“. Dabei symbolisiert der Stern den Stern von Bethlehem, der die drei Weisen an die Krippe führte, die drei Kreuze stehen für die die Dreifaltigkeit und die Buchstaben für „Christus mansionem benedicat“ (Christus segne dieses Haus).

Der Heischebrauch des Sternsingens reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. 1541 ist erstmals von einem Sternsingen im Salzburger Stift Sankt Peter die Rede. Als der Brauch gegen Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr in eine Bettelei ausartete, wurde das Sternsingen vielerorts von den Behörden verboten, wie sich auch im Amtsblatt des Bezirkes Griesbach nachlesen lässt.

Spendensammeln für Kinder in Not

Allein in den deutschen Diözesen sind mehr als 300000 Sternsinger mit rund 90000 Begleitpersonen in den Tagen nach Neujahr unterwegs, um Spenden für kranke, verlassene und ausgebeutete Kinder zu sammeln. Es geht darum, Kinder vor Ausbeutung und Unterdrückung zu schützen und Armut und Perspektivlosigkeit zu bekämpfen. Globale Ziele dabei sind die Verbesserung der Bildung, die Ermöglichung der sozialen Integration, Kinderschutz, pastorale Aufgaben, die Sicherung der Ernährung und die Förderung der Gesundheit.

2022 sammelten die Sternsinger allein in Deutschland fast 39 Millionen Euro. In der Diözese Passau trugen die 243 Gruppen 204000 Euro zusammen. Da im Pfarrverband Bad Füssing wegen Corona die Sternsinger nicht unterwegs gewesen waren, kamen bei den Kirchensammlungen 2700 Euro zusammen.

Damit Kinder mit Hoffnung in die Zukunft blicken und ihre Talente frei entfalten können, werden Kinder in aller Welt, jeden Glaubens, jeder Kultur und jeder Hautfarbe unterstützt. 2021 wurden 1600 Projekten in über 100 Ländern gefördert. Dabei flossen 19 Millionen in 477 Projekte in Afrika und im Nahen Osten, acht Millionen in 325 Projekte in Asien und Ozeanien, 19 Millionen in 406 Projekte in Lateinamerika und der Karibik und zwei Millionen in 85 Projekte in Mittel- und Osteuropa.

Im Blickfeld steht heuer Indonesien

Im Blickfeld des heurigen Dreikönigssingens, der 65. Sternsingeraktion, steht Indonesien mit seinen 275 Millionen Einwohnern, seinen 18000 Inseln, fünfeinhalb Mal so groß wie Deutschland und seinen drei Prozent Katholiken. Es ist bekannt durch seine 700 Sprachen und Dialekte, seine Tierwelt, seine Vulkane, durch das auch bei uns beliebte Nasi Goreng, das Urlaubsparadies Bali und die Rodung der Urwälder für die Palmölgewinnung. Bekannt ist aber auch, dass Indonesien weltweit auf Platz 2 liegt, was den sexuellen Missbrauch von Kindern anbelangt. Von 2005 bis 2015 wurden 1,5 Millionen von Kinderrechtsverletzungen registriert. Häufig werden Kinder von Lehrern und älteren Mitschülern misshandelt und Mädchen oft nach ihrer ersten Menstruation verheiratet.

− di