Ruhstorf
Rund um die Uhr regional shoppen

15 Direktvermarktungsbetriebe kooperieren – Projekt wird vom Landwirtschaftsministerium gefördert

24.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:46 Uhr
Hans Nöbauer

Sie machen beim Kleeberger Kistl mit: 15 Direktvermarktungsbetriebe des unteren Rott- und Inntals präsentieren am Kleeberger Kreisel rund um die Uhr regionale Spezialitäten aus eigener Produktion. −F.: Nöbauer

Das Kleeberger Kistl hat aufgesperrt: 15 Direktvermarktungsbetriebe bieten dort rund um die Uhr Waren an. Die Kunden zahlen bargeldlos oder mit einer „Vertrauenskasse“. Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber findet das Projekt gut und misst ihm eine wichtige Rolle zu. Denn schließlich soll am Ende des Jahres Bilanz über den Praxistest gezogen werden.

Erstellt wurde das Kleeberger Kistl vom Zimmerei-Fachbetrieb Huber. Zu finden ist es direkt neben dem Kleeberger Kreisel, am Schnittpunkt der stark frequentierten Kreisstraßen PA8 und PA10. Insgesamt 15 kooperativ verbandelte Direktvermarktungs-Betriebe des unteren Rott- und Inntals bieten in dem Verkaufsautomaten regionale Lebensmittel direkt vom Erzeuger feil.

Kistl wird per Video überwacht

Das Herzstück des klimatisierten Kleeberger Kistls bildet ein Automat mit technischer Vollausstattung, über den kühlpflichtige beziehungsweise höherpreisige Produkte wie Wurstwaren und Käsesorten, Wald- und Wiesenhonig, Bauerngeräuchertes oder diverse Gasthaus-Schmankerl vermarktet werden. Agrarerzeugnisse von Speisekartoffeln, Zwiebeln, Säfte, (Bio-)Mehl- und -Nudelsorten oder Speiseöle in Rohkostqualität finden die Kunden in den Holzregalen und Holztruhen.

Alle Einkäufe werden über den Automaten abgewickelt, so dass Kistl-Kunden stets die Wechselgeld-Funktion sowie das bargeldlose Bezahlen nutzen können.

Um Diebstahl und Vandalismus zu verhindern, kommen im Kleeberger Kistl flächendeckend Videokameras zum Einsatz.

Dank modernster Telematrie- Hightech könne das Betreuungsteam am benachbarten Ruhstorfer Standort der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) sowohl eine Fernanalyse als auch eine Fernüberwachung des Verkaufsautomaten samt der „Vertrauenskasse“ in Echtzeit durchführen. So können die aktuellen Warenbestände jederzeit gecheckt, nützliche Informationen über das Kundenverhalten eruiert und Störungen sofort erkannt werden. So ließen sich auch Service-Prozesse fortwährend optimieren.

Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber würdigt das Projekt, das eingebunden ist in die Förderung der Direktvermarktung. In einer Pressemitteilung misst sie dem Projekt ‚Kleeberger Kistl‘ maßgebliche Bedeutung des landesweit erstmals praktizierten Modells der kooperativen Direktvermarktung bei.

„Wichtiger Beitrag zur regionalen Nahversorgung“

Das Kistl-Modell werde laut Dr. Anja Hensel-Lieberth vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium im Rahmen eines eigens initiierten Ruhstorfer LfL-Innovations- und Forschungsprojekts im Arbeitsbereich Diversifizierung nicht nur finanziert, sondern darüber hinaus noch bis zum Jahresende wissenschaftlich begleitet. Konkret sollen dabei Praxisdaten zur Direktvermarktung mittels des Verkaufsautomaten und „Vertrauenskasse“ erhoben werden. Ein besonderes Augenmerk werde ferner auf den kooperativen Vertriebsweg mit digitalen und smarten Lösungen gelegt. Dadurch würden die technischen Möglichkeiten der Telemetrie (Fernüberwachung) und bargeldlosen Bezahlungsweise einem kontinuierlichen Praxistest unterzogen, wie die Ministeriumsvertreterin betonte.

„Ich bin überzeugt, dass kooperative Direktvermarktungsmodelle über Automaten und Vertrauenskassen gerade in ländlich strukturierten Regionen einen wichtigen Beitrag zur regionalen Nahversorgung leisten und zu deutlich höherer Wertschätzung und Wertschöpfung regional erzeugter Lebensmittel führen werden“, sagte Dr. Anja Hensel-Lieberth. Die dabei gesammelten Daten und Erfahrungswerte würden in Form praxisorientierter Leitlinien veröffentlicht und dienten als wertvolle Impulsgeber für weitere vergleichbare Projekte.

„Glücksfall für Ruhstorf“

Auch Ruhstorfs Bürgermeister Andreas Jakob lobte das Kleeberger Kistl. Es setze „richtungsweisende Direktvermarktungsakzente für Erzeugnisse aus heimischer Produktion. Dass das Modellprojekt ministeriell gefördert werde, sei ein Glücksfall nicht nur für Ruhstorf, sondern auch die Region.

LfL-Standortleiter Dr. Markus Gandorfer freute sich, dass alles so reibungslos geklappt habe, vor allem die Zusammenarbeit mit dem benachbarten Handwerksbetrieb sowie mit der Ruhstorfer kommunalen Verwaltung. Außerdem hätten von Beginn an „erfreulich viele Landwirte das multifunktionale Kistl-Projekt in engem Schulterschluss mitgetragen“, sagte Dr. Markus Gandorfer. Er hofft, dass nun positive Mundpropaganda die gute Idee des Kleeberger Kistl weiterträgt.

„Kleeberger Kistl hat Alleinstellungsmerkmal“

Einer LfL-Erhebung zufolge gibt es landesweit 357 Direktvermarktungsbetriebe, die 512 Verkaufsautomaten zur flexiblen Rund-um-die-Uhr-Vermarktung hofeigener Produkte betreiben. Doch als „kooperativer Geschäftsansatz besitzt das Kleeberger Kistl im ganzen Freistaat ein absolutes Alleinstellungsmerkmal“, erklärte die Kleeberger LfL-Teamleiterin Dr. Sophia Goßner. Deshalb könne das Kleeberger Kistl „als vielseitig verwendbare Blaupause“ für gleichgelagerte Verkaufscontainer dienen.

Alles im Einklang mit der Natur und teilweise sogar in Bio-Qualität: „Das Kleeberger Kistl sensibilisiert und motiviert eine gesundheitsbewusste Kundschaft nach der Devise: Regional ist optimal“, sagte der Amshamer Biobauer Alois Egger stellvertretend für alle Kistl-Lieferanten. Es sei ein vielversprechendes landwirtschaftliches Marketing-Projekt mit beispielhaftem Nachhaltigkeitseffekt, das sicherlich die Wertschätzung als auch die Wertschöpfung für bäuerliche Betriebe spürbar optimieren werde.

KISTL–LIEFERANTEN

Marianne Jodlbauer aus Hilleröd (Bayerisch Popcorn). – Familie Bogner (beide Markt Fürstenzell/Eiernudeln). – „Grünsteff’l-Hofladen“ Familie Mörtlbauer (Ortenburg/Apfel-, Holler- und Quittensaft). – „Haindlhof“ Familie Huber aus Kurzeichet (Markt Fürstenzell/Natur- und Frucht-Joghurt, Quark, Käse). – „Hilkinger Ölmühle“ Kilian Peisl (Ortenburg/Speiseöle in Rohkostqualität). – Gasthaus Hölzlwimmer Familie Huber aus Kleeberg (Markt Ruhstorf/verschiedene Wirtshausgerichte). – Familie Kapsreiter aus Afham (Neuhaus am Inn/Süßkartoffeln). – „Keltengeist“ Ingrid Hopfinger aus Malching (verschiedene Frucht-Aufstriche, Pestos und Essige). – „Nachbar-Hof“ Familie Egger aus Bad Griesbach (Bio-Eier aus Mobilstallhaltung und Bio-Nudeln, -Apfelsaft und -Mehle sowie -Getreide). – Familie Reinl aus Reisting (Stadt Pocking/Eier aus mobiler Freilandhaltung). – Familie Schlömmer aus Rothof (Neuhaus am Inn/Knoblauch). – Familie Schütz aus Trostling (Markt Ruhstorf/Speisekartoffeln). – Familie Steinhuber aus Altasbach (Markt Rotthalmünster/Wurstwaren). – „Stichhof“ Familie Leeb aus Afham (Neuhaus am Inn/Zwiebeln). – Familie Winklhofer aus Kohlpoint (Markt Ruhstorf/Griebenschmalz, Bauerngeräuchertes). – Markus Zeindl aus Schmidham (Markt Ruhstorf/Blüten-, Creme- und Waldhonig).

− nö