Vilshofen
Reparatur-Café wird Dauereinrichtung

Erfolgreiche Premiere im AWO-Seniorenzentrum – Fünf Reparateure aus dem Raum Vilshofen sind dabei

29.10.2023 | Stand 29.10.2023, 15:56 Uhr

Dass so viele Bastler vor Ort sind, hat Ilse Raster (v.l.) genutzt: Von einem Bild war der Haken abgegangen, wie sie Karin Polz vom Verein Selbstwerkstatt, Projekt-Initiatorin Andrea Barth sowie den Mitorganisatoren Brigitte Pollok-Will, Johannes Just und Silvia Ragaller zeigt. Und weil die Seniorin im Haus wohnt, wurde ihr das reparierte Bild nicht nur aufs Zimmer gebracht, sondern auch gleich wieder aufgehängt.  − Fotos: Laux

Von Carmen A. Laux

Das Reparatur-Café Vilshofen hat am Freitagnachmittag Premiere gehabt. Und am Samstagvormittag schon schon fest: Daraus wird eine Dauereinrichtung. Denn es hat sich gezeigt: Bedarf ist da und genügend Reparateure stehen auch parat. „Ab sofort können wir das Reparatur-Café einmal monatlich im AWO-Seniorenzentrum stattfinden lassen – immer am letzten Freitag im Monat von 15 bis 18 Uhr – außer im Dezember. Der nächste Termin ist also am 24. November“, informiert Stadtentwicklungsmanagerin Andrea Barth. Es ist ihr Abschiedsgeschenk – für Vilshofen und für sich persönlich. Denn heute ist, wie berichtet, ihr letzten Arbeitstag.

Freitag kurz vor 15 Uhr: Die Parkplätze vor dem AWO-Seniorenzentrum sind voll. Die Eingangstür steht offen. Schilder weisen den Weg zum Reparatur-Café. Noch bevor man den Raum sieht, hört man Stimmengewirr. Angekommen, bleibt erstmal jeder in der Tür stehen. Man muss sich orientieren angesichts der vielen Menschen. Doch die Organisatoren machen‘s einem leicht, bieten Plätze an der Kaffeetafel an, verteilen Anmeldezettel, schaffen Raum, um die defekten Mitbringsel abzustellen, rufen den nächsten auf, sobald einer der Reparateure wieder frei ist.

Das Warten vergeht bei Kaffee und Kuchen schnell. Einrichtungsleiter Johannes Just hat nicht nur Verpflegung und Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, sondern auch Haustechniker Thomas Röckl. Der kümmert sich gleich mal um einen defekten Videorecorder, der vorbeigebracht wurde. Nicht nur der Eigentümer schaut genau zu, wie das Gerät auseinandergebaut wird, sondern auch Alois Willmerdinger. Er war Fernmeldetechniker bei Siemens, hat sich bei den Organisatoren gemeldet, als er aus der Zeitung erfahren hat, dass fürs Reparatur-Café Mitmacher gesucht werden. „Meistens sieht man gleich, ob‘s weiter fehlt“, sagt der Rentner, der sich selbst als Bastler und Tüftler beschreibt. Doch bevor er „seine“ erste Kleinreparatur für andere macht, möchte er noch einmal zuschauen – bei Profi Thomas Röckl.

Am Nachbartisch geht es um eine defekte Akku-Bohrmaschine. Während ihr Mann auf das Urteil des Reparateurs wartet, unterhält sich Ernestine Madlindl an der Kaffeetafel, erzählt, dass die drei Jahre alte Bohrmaschine schon seit einem halben Jahr nicht mehr geht. „Wir haben niemanden gefunden, der sich die Maschine mal anschaut und uns sagen kann, ob sich eine Reparatur lohnt. Das erhoffen wir uns von hier“, erklärt sie. Keine halbe Stunde später ist es soweit: Eine Reparatur lohnt, ist aber im Reparatur-Café nicht möglich. Doch der Reparateur bietet an, sich in seiner Werkstatt daheim der Sache anzunehmen.

Weniger Glück hatte eine andere Dame: Ihre Kaffeemaschine war nicht mehr zu retten. „Jetzt kann ich sie wenigstens ruhigen Gewissens entsorgen“, sagt sie und wirft einen Obolus in die Spendenbox. Denn: „Es ist super, dass es so etwas gibt. Danke.“

Einen „Familienausflug“ ins Reparaturcafé hat Franziska Bachhuber gemacht: Während ihre Mutter mit einer defekten Stehlampe ankam, zeigte sie Näherin Christiane Straßer ihre Bauchtasche. Der Reißverschluss war schnell gerichtet, die Vilshofenerin froh: „Für mich ist das ein kostbares Lieblingsstück. Meine Lieblingstante hat mit die Tasche einmal geschenkt.“

Glücklich sind auch die Organisatoren mit der Premiere: „Der Bedarf ist absolut da. Der Ansturm war überwältigend“, sagt Karin Polz von der Selbstwerkstatt. Der Passauer Verein hat sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, Reparatur-Initiativen wie die in Vilshofen zu fördern und zu unterstützen. „Wir hatten drei Reparateure aus dem Verein für die Premiere in Vilshofen mitgebracht, fünf weitere aus dem Raum Vilshofen sind auch gekommen, wollen weitermachen. Das ist sehr gut“, so Karin Polz. Sie weiß aus ähnlichen Projekten in Passau, Ruhstorf und Aidenbach/Aldersbach, dass etwa zwei Drittel der defekten Gegenstände wieder funktionsfähig gemacht werden können.

„Ich mag Projekte, die die Nachhaltigkeit fördern“, sagt Anja Kröninger. Sie wird sich künftig unter anderem um die Anmeldungen kümmern. Denn bei den nächsten Reparatur-Cafés sollen auch Terminvereinbarungen möglich sein.


Anmeldungen werden unter www.bürgerforum-vilshofen. de entgegen genommen oder unter ✆08541/96590. Auch weitere passionierte Tüftler und Bastler, die ihre Talente einsetzen wollen, sind gefragt.