Schlechte Aussichten
Schon wieder kein Wirt: Pockinger Pfingstfest vor dem endgültigen Aus?

Veranstalter-Familie sieht kaum Chancen für die Zukunft

20.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:54 Uhr

Der Event-Boxkampf war ein Zugpferd beim Pockinger Pfingstfest. Bei der traditionell am Pfingstmontag abgehaltenen Sportveranstaltung war das Festzelt stets voll. An den vier anderen Festtagen kamen in den letzten Jahren zu wenig Besucher. Im Jahr 2020 bremste Corona das Fest aus, außerdem lief der Vertrag mit Festwirtin Kornelia Kubitscheck aus. Nach der Corona-Zwangspause fand sich im letzten Jahr kein Festwirt mehr. −Foto: Archiv Georg Gerleigner

„Kein Wirt, kein Fest.“ So hatte es Renate Aigner schon im letzten Jahr formuliert, als das Pockinger Pfingstfest (Landkreis Passau) gestrichen werden musste. In diesem Jahr ist es nicht anders: Immer noch kein Wirt, wieder kein Fest.



Bei der Veranstalter-Familie Aigner schwindet zunehmend die Hoffnung, dass es in absehbarer Zeit wieder ein Pfingstfest geben wird. „Ich sehe wenig Chancen“, sagt Renate Aigner. Zuletzt hatte im Jahr 2019 ein Festzelt auf der Wiese zwischen Passauer Straße und Bahnhof gestanden. Mit dem Corona-Aus 2020 könnte nun das endgültige Aus eingeläutet worden sein.

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„Wir beobachten die Entwicklung mit zwei weinenden Augen, nicht nur mit einem“, betont Christian Hanusch, geschäftsleitender Beamter der Stadt Pocking. Es sei sehr schade, dass die fünftägige Veranstaltung nicht mehr zustande kommt. Aber das liege nicht in den Händen der Kommune.

Eine lange Volksfest-Tradition

Nicht zuletzt mit Blick auf die lange Pfingstfest-Tradition bedauert Hanusch, dass sich nichts mehr tut. Schon Ende des 19. Jahrhunderts wurde im Rahmen eines Pferderennens gefeiert, das Fest in der bekannten Form gab es etwa 60 Jahre.

Renate Aigner hätte sich seitens der Stadt mehr Unterstützung gewünscht. Man müsse aber auch „realistisch sein“. Sie räumt ein, „dass es für alle schwierig ist“. Die Energiekosten seien gestiegen, in den Pfingstferien seien viele Leute verreist und die Konkurrenz sei groß. Rundum gebe es viele Feste.

Dass es nach der Corona-Pandemie schwierig werden würde, das Pfingstfest neu zu beleben, war schon im Jahr 2020 bei der Pandemie-Absage absehbar. Bis dahin lief der Vertrag mit Festwirtin Kornelia Kubitscheck, 2020 sollte ihr drittes und letztes Pfingstfest in Pocking sein.

Die erfahrene Festwirtin aus Schönberg im Landkreis Freyung-Grafenau hatte 2018 die Regie von Franz Härtel aus Ruhstorf übernommen, der das Pfingstfest zuvor elf Mal in Folge betrieben hatte – mit der Erfahrung, dass der Feste-Wettbewerb an Pfingsten immens ist. Außerdem ist er mit seiner Fischbraterei auf vielen Festen in der Region vertreten, der Aufwand fürs Pockinger Pfingstfest wurde ihm zu viel.

Neuerungen brachten nichts

Das Glück zu diesem Zeitpunkt: Der Innstadt-Brauerei gelang es, mit Kornelia Kubitscheck eine erfahrene Festwirtin zu gewinnen. Unter anderem hatte sie 18 Jahre lang das Schönberger Volksfest betrieben. Zu lange wollte sie aus Altersgründen nicht mehr im Volksfest-Geschäft bleiben und schloss mit der Veranstalter-Familie Aigner einen Vertrag über drei Jahre ab. Ihr Plan war, das Pockinger Pfingstfest für die Jugend attraktiver zu machen. So gab’s zum Volksfest-Start am Donnerstag eine Partynacht. Und einige Kritikpunkte, etwa dass bekannte Bands fehlen, dass die Wegeführung am Festplatz schlecht und die Beleuchtung mangelhaft sei, ging sie mit der Veranstalter-Familie an. 2018 lief’s noch ganz passabel, 2019 war die Bilanz dann miserabel. Das einzige Zugpferd war der Event-Boxkampf am Pfingstmontag. Da war das Festzelt wie immer voll. Doch ein sehr gut besuchter Tag bei fünf Pfingstfest-Tagen reißt es nicht raus.

Nach zwei volksfestfreien Corona-Jahren 2020 und 2021 blieb die Suche nach einem Festwirt für die Zeit ab 2022 erfolglos. „Die Situation wird immer schlechter. Kein Wirt ist bereit, das Risiko einzugehen“, sagt Renate Aigner. Auf absehbare Zeit werde sich wohl nichts tun.

Einen Alternativplan zur Nutzung der Festwiese gibt es nach Auskunft von Renate Aigner momentan nicht. Im Sommer wird dort, wie schon im letzten Jahr, für etwa zwei Wochen ein Hüpfburgen-Funpark aufgebaut.