Passau
Verschollene Hunde: Weiterer Prozess gegen Tierheimleiterin

06.05.2020 | Stand 21.09.2023, 3:26 Uhr

Eng zusammengepfercht haben Bundespolizisten im März 2019 Hunde bei einem Tiertransport auf der A3 gefunden. −Foto: Bundespolizei Passau

Neues aus der Justiz zur Causa der Tierheimleiterin Bettina Mittler, nichts Neues über den Verbleib von vier beschlagnahmten Hunden: Das Amtsgericht hat Ende April über den Strafbefehl u.a. wegen Unterschlagung verhandelt. Die Staatsanwaltschaft ist mit dem Urteil nicht einverstanden. Deshalb wird es einen weiteren Prozess am Landgericht geben.

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Im März waren, wie berichtet, Hunde aus einem rumänischen Transporter an der Grenze beschlagnahmt und ins Tierheim zur amtlichen Verwahrung gebracht worden. Die Transportbedingungen wurden verbessert, Geld floss. Doch nur drei Hunde traten danach die geplante Reise nach Großbritannien an. Bei vier weiteren Tieren verweigerte die Tierheim-Leiterin eine Herausgabe. Einen Besuch der Polizei hatte Bettina Mittler per Handy dokumentiert und die Aufzeichnung im Internet veröffentlicht. Das ist, alles in allem, laut Strafgesetzbuch Unterschlagung, Verletzlichkeit der Vertraulichkeit des Wortes und Verwahrungsbruch.

90 Tagessätze Gesamtstrafe waren Staatsanwaltschaft zu niedrig

"Die Staatsanwaltschaft hat für alles zusammen einen Strafbefehl über 200 Tagessätze Gesamtgeldstrafe beantragt", erklärt Oberstaatsanwalt Walter Feiler dazu. Während im Internet ein Krieg tobt zwischen denen, die ihr die Stange halten, und ihren Gegnern, legte Mittler, wie im Vorfeld angekündigt, Einspruch ein. In der Verhandlung dazu im Amtsgericht beschränkte sie ihren Einspruch jedoch auf die Rechtsfolgen. Im Klartext: Sie gibt alle Vorwürfe unumwunden zu, möchte aber eine geringere Strafe erreichen. Der Amtsrichter hörte sich ihre Argumente an und beließ es bei 90 Tagessätzen Gesamtstrafe. Der Vorteil neben einem geringeren Betrag (die Zahl der Tagessätze wird mit dem pro Tag berechneten Verdienst multipliziert): In Deutschland gilt ein Verurteilter erst ab 91 Tagessätzen als vorbestraft, was sich negativ unter anderem auf Arbeitsplatz und Erlaubnis zum Ausbilden von Lehrlingen auswirken kann. Also tut jede Verurteilung über 90 Tagessätze nicht nur finanziell richtig weh.

Es kam, wie es abzusehen war: 90 Tagessätze Gesamtstrafe waren der Staatsanwaltschaft zu niedrig. Nun hat sie Berufung eingelegt. "Die Akten sind seit 30. April beim Landgericht", weiß Feiler. Also wird es einen weiteren Strafprozess gegen Bettina Mittler geben. Am immer noch geheimen Aufenthaltsort der vier Hunde ändert das aber wohl auch nichts.