Untergriesbach
„Nur mit breiter Zustimmung der Bevölkerung“

Die SPD-Politiker Johannes Schätzl und Carsten Träger informieren sich über den Pumpspeicher

02.12.2022 | Stand 18.09.2023, 20:57 Uhr

Über das geplante Pumpspeicherkraftwerk Riedl haben sich von den Grenzkraftwerken Jurist Dr. Christian Kraus (r.), Projektleiter Christian Rucker (v.l.), Aufsichtsrat Dr. Albrecht Schleich und Werksgruppenleiter Andreas Auer sowie die SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Schätzl und Carsten Träger und SPD-Kreisrätin Evi Oberneder vor Ort in Riedl ausgetauscht. −Foto: SPD

Die gegenwärtige Energiekrise zeigt, dass Deutschland seine Energiegewinnung diversifizieren muss, um so unabhängiger von einzelnen Exporteuren wie Russland zu werden. Wie das vor Ort gelingen könnte, zeigt ein angestrebtes Bauprojekt in der Gemeinde Untergriesbach. Im Ortsteil Jochenstein/Riedl soll nach dem Willen der Donaukraftwerk Jochenstein AG ein Pumpspeicherkraftwerk entstehen. Das Projekt ist jedoch umstritten.

Der Passauer SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Schätzl hat sich nun mit seinem Fraktionskollegen und umweltpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Carsten Träger, sowie dem Untergriesbacher Bürgermeister Hermann Duschl vor Ort über das angestrebte Projekt informiert und gibt die Ergebnisse dieses Austauschs in einer Presseerklärung bekannt.

Geht es nach den Verantwortlichen der Donaukraftwerk Jochenstein AG rund um Projektleiter Christian Rucker, wird zwischen Jochenstein und Gottsdorf/Riedl in einer natürlichen Geländemulde ein Speichersee mit einem Fassungsvermögen von 4,23 Millionen Kubikmeter Wasser angelegt werden – das sogenannte Oberbecken. Die Donaukraftwerk Jochenstein AG kann hierbei auf Erfahrung und Wissen des Mehrheitseigentümers Verbund zurückgreifen.

Aus der Donau soll dann Wasser durch eine unterirdische Rohrverbindung nach oben gepumpt werden. Bei Bedarf zur Stromerzeugung fließt es wieder talwärts und treibt Turbinen an. Vorgesehen sind je zwei Pumpen und Turbinen mit einer Leistung von jeweils 150 Megawatt im Pump- beziehungsweise Turbinenbetrieb. Diese sollen in einem Krafthaus am Kraftwerksgelände Jochenstein installiert werden.

Die Donaukraftwerk Jochenstein AG will mit ihrem Projekt einen Beitrag zur Energiewende leisten, Strom aus erneuerbaren Quellen speichern und dann zur Verfügung stellen, wenn er gebraucht wird. Das sei insbesondere ein wichtiger Beitrag für die CO2-neutrale Energiegewinnung, heißt es in der Pressemitteilung der SPD. Und es sei ein wertvoller Beitrag zur Stabilität im europäischen Stromnetz. „Mit einer einzelnen Beckenfüllung könnte beispielsweise der Energiebedarf der Stadt Passau für zehn Tage gedeckt werden“, wird Christian Rucker zitiert. „Zudem setzen wir positive Impulse für die heimische Wirtschaft und nutzen mit dem Kraftwerk Jochenstein bereits vorhandene Infrastruktur“, so Rucker. Die Projektverantwortlichen sehen im Energiespeicher eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte in Niederbayern sowie einen unverzichtbaren Beitrag zur Energiewende und auch zur Versorgungssicherheit.

Aktuell befinden sich die Verantwortlichen am Ende des Planfeststellungsverfahrens. Danach wartet man auf den Erörterungstermin. Bei dieser vom Landratsamt Passau geleiteten Veranstaltung kommen alle Fragen auf den Tisch, die zum Beispiel betroffene Anwohner haben. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass das nicht wenige sein werden. Die Donaukraftwerk Jochenstein AG besitzt zwar rund 80 Prozent der benötigten Fläche. Allerdings wollen einige Eigentümer ihre Grundstücke nicht freigeben. Einen Baustopp fordert der bayerische Bund Naturschutz, weil er irreversible Eingriffe in den Naturhaushalt der Donau und der bestehenden Flora und Fauna befürchtet.

„Der Markt Untergriesbach wird das Verfahren auch weiterhin möglichst neutral begleiten. Wichtig ist jedoch, dass die Sorgen der Bürger ernst genommen werden“, erklärte Hermann Duschl. Ähnlich sieht es Carsten Träger. „Es kommt darauf an, dass alle Einwände bekannt sind und alle offenen Fragen lückenlos beantwortet werden. Für ein Gesamtbild muss also beispielsweise auch die Meinung des Bund Naturschutz relevant sein“, so der Fachpolitiker, der viele Bauprozesse dieser Art kennt. Auch wenn es manchmal schmerze, seien solche Energiespeicher dennoch ein wichtiger Baustein der notwendigen Energiewende, ergänzt Träger.

Und auch Johannes Schätzl forderte maximale Transparenz für die Bevölkerung. „Es müssen in jedem Fall alle Mittel in Betracht gezogen werden, um die Energiewende voranzutreiben. Dabei spielen Speichermöglichkeiten eine gewichtige Rolle. Die Umsetzung eines derartigen Projektes funktioniert allerdings nur mit breiter Zustimmung aus der Bevölkerung“, so Schätzl.

Nach dem Erörterungstermin wird mit einem Bescheid für 2024 oder 2025 gerechnet. Je nach Inhalt des Bescheids wird entschieden, ob mit dem Bau begonnen werden kann oder nicht. Der Bau würde laut Projektwerber viereinhalb Jahre dauern und rund 400 Millionen Euro kosten.

− red