Krimineller Nebenjob
Neue Telefonbetrugsfälle in Niederbayern: Polizei nimmt Kurier (17) fest

13.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:36 Uhr

−Symbolbild: Roland Weihrauch/dpa

Erneut haben Telefonbetrüger in Niederbayern ihr Unwesen getrieben. Im Landkreis Kelheim wurde ein 17-Jähriger festgenommen, der sich offensichtlich von Betrügern als Kurier anwerben ließ. In Passau übergab eine 82-Jährige Schmuck im Wert von mehreren tausend Euro.



Im Fall einer 78-jährigen Rentnerin gelang es der Polizei eigenen Angaben zufolge, einen 17-jährigen Polen beim Versuch, das Geld abzuholen, festzunehmen. Gegen Donnerstagmittag habe die Seniorin aus der Gemeinde Hausen (Landkreis Kelheim) einen Anruf, wonach ihr Sohn einen schweren Verkehrsunfall verursacht haben soll, bei dem ein Mädchen ums Leben gekommen sei. Um einer Haftstrafe zu entgehen, sollte sie eine Kautionszahlung in Höhe von rund 40.000 Euro sowie Schmuck und Wertgegenstände leisten.

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Haftbefehl gegen 17-Jährigen erlassen



„Die Seniorin erkannte die Betrugsmasche und verständigte die Polizei, die den 17-Jährigen etwa eine Stunde später festnehmen konnte“, berichtet das Polizeipräsidium Niederbayern am Freitag. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Regensburg erging gegen den 17-Jährigen mittlerweile Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts des gewerbsmäßigen Bandenbetruges. Er wurde am Freitag nach Vorführung beim Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Regensburg in eine Justizvollzugsanstalt gebracht.

Auch im Raum Passau waren die Telefonbetrüger erneut aktiv. So erhielt laut Polizei eine 82-jährige Frau einen anonymen Anruf ihres vermeintlichen Enkelsohnes. Er habe, wie im Fall in Hausen, einen schweren Verkehrsunfall verursacht, bei dem eine Person ums Leben gekommen sei. Zur Abwendung einer Haftstrafe sollte er 60.000 Euro Kaution hinterlegen. Auf Nachfrage des anonymen Anrufers nach Bargeld, Schmuck und sonstigen Wertsachen habe die Seniorin wenig später an einen unbekannten Abholer an der Haustüre Schmuck im Wert von mehreren tausend Euro übergeben.

Der Abholer wird folgendermaßen beschrieben:



Der unbekannte Mann sei etwa 30 Jahre alt, etwa 1,80 Meter groß, habe eine schlanke Statur sowie eine nordeuropäische Erscheinung und kurze Haare. Der Mann sei außerdem Brillenträger und mit einer schwarzen Zipp-Jacke bekleidet gewesen.

Wer am Donnerstag, 12.01.2023, zwischen 15 Uhr und 17.30 Uhr in Passau verdächtige Personen und oder Fahrzeuge im Bereich der Nibelungenstraße, zwischen Leopoldstraße und der Gabelsbergerstraße beobachtet hat, wird gebeten, sich mit der Polizei Passau, Tel. 0851/9511-0, oder jede andere Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen. Die Polizei richtet den Aufruf auch gezielt an Passauer Taxifahrer, die unter Umständen gegen 15 Uhr einen Mann in den Bereich gefahren oder gegen 17 Uhr von dort abgeholt hat.

Polizei: „Seien Sie misstrauisch bei Geldforderungen am Telefon“



Das Polizeipräsidium Niederbayern appelliert erneut, wachsam zu bleiben und sich von den Betrügern nicht täuschen zu lassen. „Seien Sie misstrauisch, wenn angebliche Verwandte sofortige finanzielle Hilfe fordern. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und beenden Sie das Gespräch, sobald sie auch nur den geringsten Verdacht schöpfen. Die Polizei erkundigt sich am Telefon nie nach Ihrem Vermögen oder Wertsachen bzw. fordert am Telefon Geldbeträge oder Wertsachen“, betont das Präsidium.

Polizei warnt vor leichtfertiger Übernahme von Kurierdiensten



Das Polizeipräsidium Niederbayern weist im Zusammenhang mit den aktuellen Fällen darauf hin, sich nicht leichtfertig für Hol- und Bringdienste von den Betrugsbanden anwerben zu lassen. „Schnelles Geld für einfache Hol- und Bringdienste – keine Vorkenntnisse notwendig“ – so oder ähnlich lauten laut Polizei die Jobangebote auf den einschlägigen Kleinanzeigen-Portalen im Internet, mit denen die Kriminellen ihre Opfer locken. „Das Polizeipräsidium Niederbayern warnt davor, sich auf dubiose Jobangebote mit dem Versprechen, leichtes Geld zu verdienen, vorschnell einzulassen.“

Die Polizei empfiehlt, die Seriosität zu prüfen, bevor man sich unter Umständen strafbar macht. „Seien Sie vorsichtig wenn Ihnen ein lukrativer Job angeboten wird, bei dem Sie unüblich viel Geld verdienen können ohne entsprechende Leistung zu erbringen, ist davon auszugehen, dass das Angebot unseriös ist“, so das Präsidium. Neben den möglichen strafrechtlichen Konsequenzen können dem Abholer unter Umständen zivilrechtliche Konsequenzen drohen, in dem die Opfer im Falle einer Weiterleitung der zu Unrecht erlangten Gelder, einklagen können.

− cav