Vilshofen
„Lieder gegen den Krieg sind immer gute Lieder“: Pippo Pollina in Vilshofen

06.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:43 Uhr

Pippo Pollina ist einer der beliebtesten italienischen Liedermacher. Er besticht durch seine unbändige Kreativität.

„Canzoni Segrete“ – geheime Lieder, so nennt Pippo Pollina sein aktuelles Album, das er und seine Musiker auf der Tournee durch Italien, die Schweiz, Österreich und Deutschland vorstellen. Am Sonntagabend verwandelte das Palermo Acoustic Quintett und der italienische Liedermacher das Vilshofener Atrium in eine sizilianische, sommerliche Piazza.

Pippo Pollina hat eine große Fangemeinde. Die weiblichen Fans sind bei seinem ersten Konzert in Vilshofen augenscheinlich in der Überzahl. Er ist kein Unbekannter in der Region, hat er doch mit Konstantin Wecker und Charly Mariano oder auch Werner Schmidbauer schon öfter im Eulenspiegel-Zelt in Passau gespielt.

In seinen Liedern singt Pollina – wen wundert es – über Liebe, Zweifel, Sehnsucht, Ungesagtes, seine Träume und den Frieden. Er liest aus seinem Mafia-Krimi „Der Andere“ einige Zeilen vor. Seine Musiker des Palermo Acoustic Quintetts kommen alle aus Sizilien und ergänzen Pippo Pollina mit ihrer Freude an der Musik wunderbar.

Bassist Mario Rivera aus Palermo, ein Hüne mit fast zwei Metern, sorgt für ein solides Fundament, singt an vielen Stellen mit und sucht immer wieder das Duell mit Gitarrist Edoardo Musumeci und Roberto Petrolli, dem Multiinstrumentalisten mit Saxophonen, Klarinette und Querflöte.

Fabrizio Giambanco thront souverän hinter seinem Schlagzeug und zaubert mitreißende Beats, aber auch gefühlvolle Klangwolken in das gut besuchte Atrium. Vervollständigt wird das Quintett von Gianvito Di Maio an den Keyboards und dem Akkordeon.

Nicht nur die Musiker, auch die Techniker im Hintergrund haben an diesem Sonntagabend einen tollen Job geleistet. Die Bühne im Atrium war mit Instrumenten, Lautsprechern und Scheinwerfern voll, der Sound satt, die Lichtregie effektiv und beeindruckend. Als besonderen Service gab es für einige Lieder die deutschen Texte als Projektion.

Pippo Pollina steht in der Tradition der politischen Liedermacher wie Konstantin Wecker und Hannes Wader, spielte schon mit Georges Moustaki, Werner Schmidbauer oder der norwegischen Sängerin Rebekka Bakken, thematisiert den Kampf gegen die Mafia und Cosa Nostra auf Sizilien, singt gegen Krieg und Gewalt an, lässt aber auch dem Dolce Vita Raum, wenn er im zweiten Teil des Konzerts „Mare, Mare, Mare“ anstimmt.

Bei seinem wohl bekannteste Song „Camminando“ hält es keinen mehr auf den Sitzen, im Atrium wird getanzt und gesungen. Die Soli der Musiker des Palermo Acoustic Quintetts werden mit reichlich Applaus bedacht. Das Publikum erklatscht sich zwei Zugaben.

Danach verlassen die Musiker die Bühne und Pippo Pollina setzt sich ein letztes Mal an diesem Abend an sein E-Piano und stimmt „Bella Ciao“, das italienische Partisanenlied, an. „Lieder gegen den Krieg sind immer gute Lieder“, sagt er. Zuerst begleitet er sich noch selber am Piano, singt dann a capella , steht auf und geht singend durch die Stuhlreihen, um dann sein fasziniertes Publikum mit Gänsehaut im dunklen Atrium zurückzulassen.