Sessel aus geschlossenem Metropolis
Kino im Scharfrichterhaus öffnet wieder nach Renovierung am 23. Februar

08.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:34 Uhr

Im Scharfrichterkino wird demnächst die neue Bestuhlung eingebaut, am 23. Februar laufen dort wieder Filme. −Fotos: Meisenberger

Schlechte Nachricht zuerst: Die Stadt Passau hat ein Traditionskino weniger. Das Metropolis an der Dr.-Hans-Kapfinger-Straße ist geschlossen seit Ende 2022.



Grund dafür ist zum einen die schlechte Isolierung des Gebäudes, zweiter Grund ist diese gute Nachricht: Passau hat wieder ein Traditionskino mehr. Nach drei Jahren der Schließung wegen Corona laufen im Kino im Scharfrichterhaus in der Milchgasse bald wieder künstlerisch wertvolle Filme. Das Programm beginnt am Donnerstag, 23. Februar, mit Sonja Heiss’ Verfilmung des Romans „Wann wird es endlich wieder so wie es nie war“ von Joachim Meyerhoff über eine Familie, die in einer Villa auf dem Gelände einer Kinder- und Jugendpsychiatrie lebt.

Jahr für Jahr Preise für Arthouse-Programm



Jahr für Jahr hatte das Scharfrichterkino Preise bekommen für sein Arthouse-Programm, daran will die Betreiberfamilie nun wieder anschließen. Längst ist der Generationenwechsel vollzogen von Susanne und Manfred Vesper zu deren Söhne Sebastian und Andreas und dessen Frau Julia Marie „Juli“ Vesper in der Geschäftsführung sowie Tochter Julia Vesper, die das Programm disponiert.

„Wir sind die einzigen Kinobetreiber in Passau und haben einen kulturellen Auftrag“, sagt Juli Vesper. „Das Scharfrichterkino ist kein Objekt, mit dem man wirtschaftlich arbeiten kann – wir betreiben es rein aus Liebhaberei.“ Ohne das Entgegenkommen des Eigentümers Matthias Ziegler wäre es nicht möglich gewesen, das aparte Lichtspielhaus im Gewölbe des Scharfrichter-Innenhofes neu zu eröffnen, sagt sie. Ziegler sei bei der Miete weit entgegenbekommen, habe sich an der Lüftung beteiligt, nehme das Kino ins gedruckte Programm des Scharfrichterhauses auf. „Er macht uns das Leben so leicht wie möglich“, sagt Andreas Vesper.

Sessel aus geschlossenem Metropolis



Das Erste, was auffällt beim Betreten des kleinen Kinos – außer, dass es aktuell leer ist: Der Fußboden ist neu, rutschfestes Laminat im Stil von gebeizter Eiche wurde verlegt. Die Abstände zwischen den Reihen werden größer, statt 72 Plätzen gibt es künftig nur noch 48, sodass Langbeinige schmerzfrei Filme sehen können – ein bisher ungeahntes Ereignis in diesem Kino. Vor allem werden die Holzklappsessel ersetzt durch die roten Polstersessel aus dem geschlossenen Metropolis-Kino; die Ledersofas, die dort im Foyer standen, werden ebenso als Doppelsitz installiert. Auch die Elektrik wurde erneuert, der Projektor sei seit 2013 bereits auf neuem digitalen Stand. „Gut fünfstellig“ habe man investiert, sagen die Vespers. „Wir wollten es moderner machen – und dennoch soll es das kultige Scharfrichterkino bleiben.“

Neu ist schließlich auch, dass nicht mehr der gewinnt, der zuerst kommt, künftig lassen sich die Wunschplätze online buchen. Zu sehen sind wie vor der Pandemie ausschließlich Arthouse-Produktionen, auch Regisseure sollen wider regelmäßig zu Gast sein. Sogar ein gedrucktes Monatsprogramm soll es wieder geben – die gute alte Zeit des Kinos beginnt neu.


Platzkarten für die Vorstellungen ab 23. Februar sind voraussichtlich nächste Woche reservierbar: cineplex.de/programm/passau