Passau
Jung, feministisch und sozial engagiert

Moderne Studentenverbindung lässt sich in Passau nieder

17.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:48 Uhr
Madleine Mahring

Gründungsmitglieder sind u.a. Amrita (v.l.), Amelie und Jenny. −Foto: privat

Von Madleine Mahring

Delta-Psi-Omega – Veränderung, Achtsamkeit und das Streben nach Größe. Dafür stehen die griechischen Buchstaben, die Namensgeber sind für eine neue Studentenverbindung in Passau. Die wohl größte Veränderung: Es handelt sich um die erste feministische und zugleich karitative Verbindung in der Geschichte der Stadt.
Wer bei der Erwähnung des Wortes „feministisch“ nun das klischeehafte Bild einer Emanzen im Kopf hat, könnte falscher nicht liegen. Denn den Mädels von Delta-Psi-Omega geht es in erster Linie darum Chancengerechtigkeit zu schaffen, zumal es in Passau bisher noch keine Verbindung gibt, die ihre Türen für Frauen öffnet. Dabei bieten Studentenverbindungen ihren Mitgliedern häufig Netzwerke und Kontakte, die beim Berufsstart eine große Hilfe sein können. Passauer Studentinnen konnten von diesem Konzept bisher nicht profitieren. Ehe Delta-Psi-Omega ein derartiges Netzwerk aufgebaut hat, ist es ebenfalls noch ein langer Weg. Aber der Grundstein für mehr „Female Empowerment“, also mehr Unterstützung und Stärkung der Frau ist gelegt.
Neben „Female Empowerment“, steht bei Delta-Psi-Omega auch soziales Engagement im Mittelpunkt. Klara, der Kopf der Verbindung, verbrachte während ihres Studiums zwei Semester an einer Universität in den USA und stellte während ihres Aufenthalts fest, dass Verbindungen dort ganz anders funktionieren. „Viele Verbindungen sind dort karitativ ausgerichtet“, beschreibt sie, „In Deutschland ist das eher die Ausnahme als die Regel“.



Mit dem Gedanken, es besser zu machen, kam die Idee, in Passau eine Verbindung aufzubauen, die die deutsche und die US-amerikanische Tradition verbindet. Dies ist einer der Gründe, weshalb Delta-Psi-Omega gemeinnützig ausgerichtet ist und seine insgesamt neun Mitglieder von Delta-Psi-Omega dazu verpflichtet, jedes Semester mindestens zehn Stunden ehrenamtliches Engagement zu leisten.
Ein großer Teil des Engagements floss in diesem Semester in die Organisation des ersten sozialen Projekts, eines Kleiderflohmarkts, um Spenden für einen guten Zweck zu sammeln. Hierfür wurden die eigenen Kleiderschränke sorgfältig durchforstet und über den Instagram Account der Verbindung zu Kleiderspenden aufgerufen. Durch den Verkauf der Kleidung konnten über 1500 Euro eingenommen werden, die nun an Solwodi gespendet werden, eine internationale Frauenhilfsorganisation die Opfer von Menschenhandel, Zwangsprostitution und Beziehungsgewalt unterstützt. Das von Delta-Psi-Omega eingenommene Geld soll idealerweise dem Ausbau von Sicherheitswohnungen und Therapieplätzen sowie der Versorgungen für betroffene Frauen in Passau zugutekommen. Bei der Wahl des Spendenempfängers spielte die feministische Ausrichtung der Verbindung durchaus eine Rolle.
Delta-Psi-Omega ist vollkommen unabhängig und finanziert bisher alles aus den Mitgliedsbeiträgen. Es gibt weder einen Dachverband noch existieren ehemalige Mitglieder, die ihnen finanziell unter die Arme greifen könnten. Doch ganz im Sinne von Female Empowerment sind die Mädels dadurch dazu in der Lage ihre Verbindung komplett selbstbestimmt gemäß ihren eigenen Wünschen und Werten zu gestalten.