Rotthalmünster
Jahresbilanz: Warum der Jugendtreff so wichtig ist

10.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:23 Uhr

„Immer ein offenes Ohr“ hat Sozialpädagogin Tanja Panke (rechts) für die Jugendlichen, die mittwochs in den Jugendtreff kommen. Vor einem Jahr wurde die kommunale Einrichtung nach zwei Jahren Pause wiedereröffnet. Bürgermeister Günter Straußberger (links) freut sich, dass sich 20 bis 25 Jugendliche hier heimisch fühlen und regelmäßig dabei sind. Auch Victoria (12) kommt gerne – unter anderem zum Billardspielen. −Foto: Keller

Von Carmen Keller

Die Tür zum Jugendtreff fliegt auf. Ein Mädchen mit Trinkbecher in der Hand und Wut im Gesicht ist noch gar nicht richtig reingekommen – und schafft es schon, den raumfüllenden Hip-Hop-Sound zu übertönen: „Tanja, ich muss sofort mit Dir reden. Notfall mit meinem Exfreund!“ Ein paar Mädels und Jungs, die es sich auf den Sesseln vor dem eingeheizten Bollerofen gemütlich gemacht haben, blicken kurz auf, während Sozialpädagogin Tanja Panke die Hilfesuchende zur Seite nimmt und sich mit ihr an einen kleinen Tisch in der Ecke verzieht. Wenn „ihre“ Jugendlichen Rat brauchen, ist sie zur Stelle.


Seit Wiedereröffnung des Jugendtreffs auf dem ehemaligen Meier-Bau-Gelände in der Simbacher Straße vor einem Jahr betreut Tanja Panke die kommunale Einrichtung. Geöffnet ist jeden Mittwoch von 16 bis 20 Uhr. Fünf Wochenstunden hat der Markt Rotthalmünster die 33-Jährige über das Projekt PäPiG (Pädagogisches Personal in den Gemeinden) des Kreisjugendrings gebucht. Für Bürgermeister Günter Straußberger ist nicht nur die Kooperation mit dem Kreisjugendring eine super Sache. Viel mehr habe sich mit Betreuerin Tanja Panke die exakt Richtige für den Münsterer Jugendtreff gefunden.

Kooperation mit dem Kreisjugendring

„Dass es bestens funktioniert, liegt auch an Tanja“, ist Straußberger überzeugt. Es sei nicht zuletzt dem Engagement und Einfühlungsvermögen der Sozialpädagogin zu verdanken, dass regelmäßig 20 bis 25 Jugendliche in den Treff kommen. Sie habe genau das aufgebaut, was man angestrebt habe: Der Jugend mit dem rund 80 Quadratmeter großen Jugendtreff nicht nur einen Raum zu geben, sondern auch einen Raum zu schaffen, in dem sie sich wohlfühlen, gemeinsam chillen, reden, spielen, feiern, basteln, Projekte durchziehen und etwas lernen können.

Tanja Panke freut sich über „eine gute Gruppe“ in Rotthalmünster, einen „manchmal herausfordernden Flohhaufen“, wie sie lachend ergänzt. In ihrem ersten Jahr als Jugendtreff-Leiterin ist sie zur Vertrauensperson geworden. „Beziehungsarbeit“, wie sie es nennt, ist für die 33-Jährige eine Kernaufgabe. „Für viele Jugendliche ist es so: In der Schule mag ich nicht drüber reden, daheim kann ich nicht drüber reden“, erklärt sie, warum es wichtig ist, eine Anlaufstation zu bieten, in der die Heranwachsenden ihre kleinen und großen Probleme abladen können. So wie das Mädchen, das für den Notfall mit ihrem Exfreund nach Tanjas emotionalem Trostpflaster ruft.

Raum zum Wohlfühlen für die Jugend


In der Atmosphäre des Jugendtreffs mit Billardtisch, Kicker, Spielkonsole, Kreativecke und vielen Sitzgelegenheiten kommt das Vertrauen zur Betreuerin meist ganz von selbst. „Es wird gekickert und parallel über Sorgen und Nöte geredet“, sagt Tanja Panke. Mit Problemthemen, die etwa einen Kontakt zu Einrichtungen der Jugendhilfe nötig machen, ist sie in Rotthalmünster erfreulicherweise bisher nicht konfrontiert worden.

In ihrem ersten Jahr hat die Sozialpädagogin gleich mehrere Projekte realisiert. Ihr ist es wichtig, dass die Initiativen für einen Workshop oder eine besondere Aktion nicht nur von ihr ausgehen. Die Ideen sollen in erst Linie von den Jugendlichen kommen. So wie der Vorschlag von Anna Rosa (15), die schon seit zehn Jahren in einer Pockinger Tanzakademie aktiv ist. „Wir haben übers Tanzen geredet. Ich hab’ erzählt, dass ich schon seit drei Jahren unterrichte. Da sind wir drauf gekommen, dass wir einen Hip-Hop-Workshop machen könnten“, berichtet Anna Rosa. Gesagt, getan. Zum Workshop im Januar lud Tanja Panke dann noch ihre Kollegin Janina Bär mit deren Aidenbacher Jugendtreff-Gruppe ein. So ging’s richtig ab mit Anna Rosa und Hip-Hop. „Es wird auf jeden Fall einen zweiten Workshop geben, wahrscheinlich beim Gegenbesuch in Aidenbach“, ist Anna Rosa voller Tatendrang.

Jugendliche entwickeln Eigeninitiative

Tanja Panke und dem Jugendtreff kam im ersten Jahr zu Gute, dass es vom Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales Fördergelder für Einrichtungen der Jugendhilfe gab. Bis zu 1500 Euro konnten über das Projekt „Let’s meet again“, das die Jugendarbeit nach der Corona-Pandemie fördern sollte, beantragt werden. So konnte Tanja Panke über den Kreisjugendring 800 Euro für einen Mädchennachmittag generieren, der im Herbst zu einem landkreisweiten Projekt wurde. 40 Mädchen aus dem ganzen Landkreis kamen nach Rotthalmünster, widmeten sich Frauenrechts-Themen und bastelten miteinander.

Von weiteren 1300 Euro aus dem Fördertopf konnte ein Herbstfest auf die Beine gestellt werden. Mit Cocktailbar und Kreativecke. Dafür hat sich auch Sara (15) ins Zeug gelegt. Sie hat das Bemalen von Stofftaschen, Notizheften, Armbändern und CDs angeleitet. „Das war das Highlight des Jahres“, ist sich Sara mit Tanja Panke einig. In bester Erinnerung blieben auch ein Ausflug mit dem Kreisjugendring zum Oben-ohne-Festival nach München und gemeinsame Koch-Aktionen. Einmal stellte eine Jugendliche mit syrischen WurzelnGerichte aus ihrer Heimat vor.

Vom Freistaat gab’s Fördergeld für Projekte

Dass es Extra-Geld vom Staat gab, habe dem ersten Jugendtreff-Jahr natürlich einen Schub gegeben, betont die Sozialpädagogin. Jüngst hat Tanja Panke im Marktgemeinderat die Bilanz fürs erste Jahr gezogen. „Das hat gezeigt, dass unser Geld von der Markgemeinde gut angelegt ist“, sagt Bürgermeister Straußberger. 2022 wurde die Betreuerin für zwei Jahre gebucht. 9000 Euro müssen aufgewendet werden. Dazu kommen etwa 10.000 Euro Kosten für das Jugendtreff-Gebäude. Für Straußberger steht außer Frage, dass es das Angebot für die Jugend auch weiter in dieser Form geben wird. „Da kann einfach keiner dagegen sein“, findet der Bürgermeister.


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