Rallye-Highlight im Dreiländereck
„Hab’ mir schon das eine oder andere Video angeschaut“: Star-Pilot Neuville über die WM in und um Passau

27.09.2023 | Stand 27.09.2023, 10:05 Uhr

Er peitscht seinen Hyundai über die Piste: Thierry Neuville kommt als Gesamt-Dritter des aktuellen WM-Rankings zur Central European Rally ins Dreiländereck − Fotos: Red Bull Content Pool

Der Belgier Thierry Neuville ist mit seinem Beifahrer Martijn Wydaeghe im Hyundai i20 Rally1 Hybrid der schärfste Verfolger der beiden Toyota-Piloten Kalle Rovanperä und Elvyn Evans im Kampf um die Rallye-Weltmeisterschaft. Dabei hat er den Blick bereits auf die Central European Rally (CER) vom 26. bis 29. Oktober in Niederbayern, Österreich und Tschechien gerichtet. Es soll zu einem Heimspiel werden für den 35-Jährigen, der aus Sankt Vith im deutschsprachigen Teil Belgiens stammt und der mit vielen seiner Fans an der Strecke rechnet. Ein Interview:

Thierry, der Countdown für die „Central European Rally“ läuft. Was wissen Sie über diesen neuen WM-Lauf?
Neuville: „Um ehrlich zu sein, gar nicht so viel. Okay, ich weiß, dass der Start in Prag ist und es erst über tschechische Strecken nach Bayern zum Rallyezentrum in Passau geht und wir am Samstag und Sonntag in Österreich und Deutschland fahren. Ich kann jedoch verraten, dass ich aus Neugierde schon das ein oder andere Video der CER angeschaut habe. Die eigentliche Vorbereitung beginnt aber erst nach dem WM-Lauf in Chile an diesem Wochenende.“

Haben Sie Rallyeerfahrung aus dem Dreiländereck?
Neuville: „In Bayern war ich noch nie unterwegs. In Tschechien bin ich in der IRC die Barum-Rallye gefahren. Und in Österreich war ich genau einmal, 2008 im Waldviertel bei der Pirelli-Star-Driver-Sichtung in einem Ford Fiesta ST. Das wird mir kaum helfen.“ (lacht)

Sie sind nur wenige Kilometer von der Rallye Deutschland im belgischen Grenzgebiet aufgewachsen. Ist die CER Ihre neue Heimrallye?
Neuville: „Nein, nur weil ich deutsch spreche, kann man das nicht Heimrallye nennen, dazu bin ich zu weit weg und in Belgien. Es ist etwas anderes, wenn wie zum Beispiel Sébastien Ogier in Gap aufgewachsen ist und dort die Monte Carlo gastiert, er also die Strecken vom täglichen Leben kennt. Das ist bei mir und den Prüfungen im Dreiländereck nicht der Fall. Allerdings bin ich ziemlich sicher, dass viele meiner Fans kommen werden.“

Sie sind ein bekennender Fan von Asphalt-Rallyes. Was ist das Besondere am Fahren auf Festbelag?
Neuville: „Es macht einfach Riesenspaß! Und ich mag die spezielle Herausforderung. Auf Asphalt ist vieles extremer, die Beschleunigung, das Bremsen, und nicht zuletzt das Kurventempo. Man muss sehr präzise fahren. Man hat einfach weniger Platz für Fehler, das macht es ungleich schwieriger, aber für mich umso reizvoller.“

Wie bereiten sich Sie und das Team auf die CER vor?
Neuville: „Ich werde – wie sonst auch – mit einem Testtag auskommen müssen. Ich denke und hoffe, dieser ist in Tschechien. Den von den drei Ländern, sind die Asphaltstrecken dort am speziellsten. In Bayern und Österreich dürfte das eher jenen von Kroatien entsprechen, mal selektiver, mal enger, mal weiter, mal schmutziger und so weiter. Die tschechischen Pisten sind viel buckliger und welliger, haben zumeist viele unterschiedliche Beläge und in manchen Passagen gar echte Flickenteppiche. Da braucht es nicht nur einen perfekten Aufschrieb, sondern auch das optimale Setup, um guten Grip zu haben.“

Was rechnen Sie sich aus, wie groß sind ihre Siegchancen?
Neuville: „Natürlich ist mein Ziel zu gewinnen, ich bin schließlich Rennfahrer, also muss man mich auf der Liste haben, gerade bei Asphalt-Rallyes. Allerdings sind da noch ein paar andere, die ganz vorne mitmischen werden. Das ist ja das schöne und spannende an der Rallye-WM. Die üblichen Verdächtigen sind bekannt: Es würde mich wundern, wenn Ogier, Rovanperä, Evans und Tänak nicht mit uns um den Sieg kämpfen würden. Und meine Hyundai-Teamkollegen sollte man auch auf dem Zettel haben. Esapekka Lappi und Teemu Suninen sind richtig schnell auf Asphalt.“

Was wünschen Sie sich für Wetterbedingungen?
Neuville: „Wenn ich die Wahl hätte, Sonnenschein und saubere Pisten. Aber darauf haben wir keinen Einfluss. Und zu der Jahreszeit ist leider alles drin. Das bringt zusätzlichen Nervenkitzel für die Fans, aber auch für uns. Irgendwie mag ich das ja. Wenn man sich aber verzockt, kann das einem die Rallye auf den Kopf stellen. So ist das in der Rallye-WM.“

− red


Die Central European Rally (CER) findet von 26. bis 29. Oktober in Niederbayern, Oberösterreich und Tschechien statt. Dreh- und Angelpunkt ist der Servicepark in Passau. In der Region gefahren wird am Samstag und Sonntag mit den Wertungsprüfungen Knaus Tabbert Bayerischer Wald (Neureichenau) und Passauer Land (Breitenberg). Die Test- und Einstellungsfahrt (Shakedown) findet bereits am Mittwoch, 25. Oktober, ab 15 Uhr in Tittling statt. Infos, Zeit- und Streckenpläne sowie Tickets auf www.centraleuropeanrally.eu