Zehn Punkte Vorsprung
Frustrierte Konkurrenz, Schalding im Frühjahrs-Flow: Die stille Botschaft des Spitzenreiters

13.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:05 Uhr

Patrick Drofa (Mitte) brachte Schalding mit einem Doppelpack auf die Siegerstraße. Sturmpartner Markus Gallmaier (r.) bereitete das zweite Tor mustergültig vor (links Dominik Weiß). −Foto: Andreas Lakota

Ob das die beste Halbzeit des SV Schalding in dieser Saison gewesen sei? Trainer Stefan Köck überlegte kurz und entgegnete dann: „Ob es die beste war, weiß ich jetzt nicht. Aber es war sicher die Halbzeit mit der größten Überlegenheit.“

Tatsächlich ließ der Tabellenführer der Fußball-Bayernliga am Samstag den Vorletzten aus Hallbergmoos 45 Minuten lang ganz alt aussehen. Dass Schalding aber nur zwei der zahlreich vorhandenen dicken Chancen nutzen konnte, hätte sich am Ende beinahe noch gerächt. Ein zunächst völlig chancenloser Gegner kam kurz vor Schluss zum Anschlusstreffer und so mussten die 360 Zuschauer, die sich zum Heimauftakt des SVS bei wenig frühlingshaftem Wetter am Reuthinger Weg eingefunden hatten, sogar noch kurz um den sicher geglaubten Erfolg zittern, ehe der eingewechselte Walter Kirschner nach einem Konter mit dem 3:1 die endgültige Entscheidung besorgte (90+1).

Mit zwei Siegen aus zwei Spielen sind die Schaldinger perfekt ins Fußballjahr 2023 gestartet und richten damit auch eine deutliche Botschaft an die Konkurrenz. Diese patzte am 23. Spieltag gewaltig. Memmingen verlor 0:3 bei den kleinen Löwen, konnte sich dabei kaum eine Torchance erspielen. Nach dem 1:1 zum Start gegen Türkspor Augsburg also der nächste Tiefschlag für die Allgäuer, die im Frühjahr noch ihre Form aus dem Herbst suchen. „Wir haben nach der Winterpause fünf Punkte liegen gelassen“, stellte ein enttäuschter Coach Baierl fest, wohlwissend, dass man bei einer weitere Niederlage am Samstag gegen Schalding bereits raus ist aus dem Titelrennen.

Auf Meissner-Rücktritt folgt die Pleite

Frust pur herrschte auch beim TSV Landsberg. Nach dem Startsieg gegen das Schlusslicht aus Rosenheim folgte am Sonntag die Ernüchterung. 1:3-Pleite bei Schwaben Augsburg. Schon während der Woche hatte es mächtig Ärger gegeben beim TSV, Sportchef Jürgen Meissner warf nach einem Streit – wohl mit Spielertrainer Sascha Mölders – überraschend hin. Der Rückstand der Landsberger auf Schalding beträgt nun bereits 12 Punkte, der Druck ist noch größer geworden, denn auch Mölders und Co. dürfen sich eigentlich keinen Ausrutscher mehr erlauben.

Erster Verfolger des SV Schalding ist nun der TSV Kottern, der sich nach zwei Siegen im Frühjahr auf Platz zwei geschoben hat. Der Vorsprung des SVS auf den „Vize“ beträgt allerdings bereits satte zehn Punkte. Sollte auch das kommende schwere Auswärtsspiel beim Fünften Memmingen erfolgreich gemeistert werden, dann könne man fast schon für die Regionalliga planen, prophezeite am Samstag der ein oder andere Zuschauer. Es seien dann ja nur mehr zehn Partien zu absolvieren, da sollte der große Vorsprung schon reichen.

Trainer Köck will von solchen Überlegungen rein gar nichts wissen. Intern gelte weiter die klare Devise, den Fokus immer nur auf den nächsten Gegner zu legen. Es sei schließlich schwer genug, jeden Samstag die eigene Leistung abzurufen, vom Kopf her immer bereit zu sein. Daher brauche man weder auf die Konkurrenz zu schauen noch müsse man irgendwelche Ansagen machen. Vielmehr wissen sie am Reuthinger Weg aus der Hinrunde nur zu genau, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Auf zwei Start-Siege folgten im Sommer zwei Niederlagen und ein Unentschieden – inklusive der entsprechenden Begleiterscheinungen.

Gute Stimmung, großes Selbstvertrauen

Im Frühjahr 2023 präsentiert sich Schalding freilich wesentlich stabiler als zu Saisonbeginn. Die Mannschaft funktioniert, ist eingespielt und hat eine sehr gute Vorbereitung hinter sich. Die Stimmung im Team sei top, ist stets zu hören, das Selbstvertrauen groß. Das bekam Hallbergmoos deutlich zu spüren. Auf dem gut bespielbaren, aber auch unebenen Rasenplatz kam der VfB kaum aus der eigenen Hälfte. Gegen das aggressive SVS-Pressing fand der Vorletzte kein Mittel, machte immer wieder Fehler und hatte Glück, dass Chris Brückl und Markus Gallmaier nicht genauer zielten, sonst hätte es zur Pause auch schon 5:0 heißen können.

Doch das Tor traf an diesem Nachmittag zunächst nur Patrick Drofa, der erst eine schöne Stingl-Flanke am langen Pfosten sehenswert volley verwertete (11.) und dann bei einer überragenden Vorlage von Markus Gallmaier nur mehr den Fuß hinhalten musste (32.). „Bleibt auf dem Gas“, forderte Coach Köck draußen an der Linie immer wieder – und seine Mannschaft setzte die Anweisung um, startete einen Angriff um den anderen, zeigte sehenswerte Kombinationen. „Schalding war sehr dominant. Wir kamen kaum in die Zweikämpfe. Zum Teil war’s eine Lehrstunde“, urteilt hinterher VfB-Coach Florian Brachtel.

Sein Gegenüber Köck lobte seine Spieler für eine „super erste Halbzeit“, monierte aber auch, dass man zu wenig aus der überdeutlichen Überlegenheit gemach habe. Zudem werde man analysieren, warum sein Team in Durchgang zwei den Fuß deutlich vom Gaspedal nahm. Nach der Halbzeit kontrollierte Schalding zwar weiter das Geschehen, spielte aber längst nicht mehr so dominant nach vorne − und passte kurz vor Schluss bei einem weiten Abwurf von VfB-Keeper Dinkel nicht auf, so dass Tobias Krause auf 1:2 stellen konnte (86.). Es war einer der wenigen Fehler, daher wollte Köck auch nicht zu sehr hadern. „Da muss man auch mal Fünfe grade sein lassen“, meinte der Trainer mit Blick auf die Top-Leistung – und verabschiedete sich lächelnd Richtung Teamabend.