Neuburg am Inn
Fest steht: Die Schule für Neuburg wird neu gebaut

Keine Unterbringung im Pell-Stadl – Doch der Gemeinderat wünscht sich Rahmenplanung für gesamtes Areal

17.12.2022 | Stand 17.09.2023, 8:12 Uhr
Mirja-Leena Zauner

Einblick in den Stadl: Hier könnte sich der Bürgermeister einen Veranstaltungssaal vorstellen.

Ein wichtiges Zukunftsthema, den Neubau der Schule für die Gemeinde Neuburg am Inn (Landkreis Passau) sowie die Entwicklung des zentral liegenden Pell-Areals in Neukirchen, behandelten die Gemeinderäte in ihrer Abschlusssitzung des Jahres 2022. Dass die durchaus kontroverse Diskussion am Ende zu einem einstimmigen Ergebnis geriet, kann letztlich auch dem konzilianten Vorgehen des Bürgermeisters bei der Beschlussfassung zugerechnet werden. Und das, obwohl Wolfgang Lindmeiers Worte eingangs alles andere als beschwichtigend klangen.

„Wir müssen schauen, dass wir jetzt mit dem Schulhaus-Neubau schnellstens voran kommen. Der Druck ist gewaltig“, verwies der Rathauschef auf den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung, der ab 2026 kommt. Fest stehe, so Lindmeier, dass keine Generalsanierung der bestehenden Schule in Frage komme und sie auch nicht, wie in früheren Erwägungen, im alten Pell-Gebäude untergebracht werde. Der eingerichtete Arbeitskreis „Eine neue Schule“ habe sich mehrheitlich für den Neubau auf der angrenzenden Wiese des Pell-Anwesens ausgesprochen, fasste Lindmeier zusammen. Mehrere Schulbesichtigungstouren und Besprechungen waren dieser Entscheidung vorangegangen. Und auch im neuen Jahr werde der Arbeitskreis sich noch weitere Anregungen für den Neubau in Hauzenberg, Fürstenstein und Grafenau holen. Unproblematisch verlief zunächst die Abstimmung darüber, dass der in der Vergangenheit gestellte Förderantrag zur Generalsanierung zurückgenommen werde. Doch dann entbrannte eine Diskussion darüber, wie man einen Neubau unabhängig von einer Rahmenplanung des angrenzenden Areals wagen könne.

„Wichtig, dass wir die Schule in die Gänge bekommen“

Der Bürgermeister machte klar, dass man aus seiner Sicht das Anliegen, was nun aus dem Pell-Anwesen werde, zunächst einmal zurückstellen müsse. „Mir ist wichtig, dass wir die Schule in die Gänge bekommen und einen Proberaum für die Blaskapelle kriegen. Wenn wir jetzt Planer fürs gesamte Areal einschalten, ist in zwei Jahren noch nichts passiert.“ Genau dieses Vorgehen, nämlich sich sogar drei architektonische Entwürfe für ein Nutzungskonzept samt der Ideen eines Landschaftsplaners für das gesamte Pell-Areal anfertigen zu lassen, wurde zuletzt dennoch einstimmig gewählt. Lindmeier sowie einige Mitglieder des Gemeinderats stellten sich nicht gegen diesen mehrheitlichen Wunsch. Der Bürgermeister gab dennoch zu bedenken, dass ein Nutzungskonzept Zeit und Geld koste und empfahl, eine konkrete Planung das Pell-Anwesen betreffend erst im Nachgang an den Schulhaus-Neubau anzugehen, um keine Zeit zu verlieren, zumal bereits eine im Jahr 2021 erstellte Machbarkeitsstudie mit mehreren Varianten im Arbeitskreis abgehandelt worden sei.

DIE DISKUSSION
Eike Hallitzky (Grüne): „Ich nehme zur Kenntnis, dass der Pell-Stadl nicht für die Errichtung der Schule geeignet ist und widerspreche nicht. Aber ich glaube, die Gesamtplanung für das Areal muss gemeinsam mit der Schule erfolgen. Es ist nicht unabhängig denkbar, sonst haben wir da in der Ortsmitte 500 Quadratmeter, die einfach leerstehen. Ich möchte eine Vorstellung der Gesamtentwicklung haben. Gerne grob. Wie wollen wir das gesamte Areal nutzen?“
Dorothee Hartmann (Grüne): „Es ist wichtig, die gesamte Entwicklung zu betrachten, für welche Nutzung auch immer. Es gab doch mal die Idee, einen Architektenwettbewerb zu machen? Wir vergeben uns doch nichts, wenn wir nicht nur an die Schule denken und uns eine Rahmenplanung mit Ideen entwickeln lassen. Denken wir auch an grüne Flächen, Naturerfahrungsgelände mit Hochbeeten. Ich bin dafür, dass wir drei Architekten fragen und einen Landschaftsarchitekten dazu nehmen.“
Bürgermeister Lindmeier (CSU): „Ich denke nicht nur an die Schule, sondern auch an den dringend benötigten Musikraum. Ich könnte mir durchaus vorstellen, den Pell-Stadl wie in Egglham im Rottal für Kultur und Vereine wie die Blaskapelle zu nutzen und das Gewölbe gleichzeitig für Caterer bereitzustellen.“
Peter Prinz-Hufnagel (Bündnis Bannwald/ÖDP): „Das geht mir alles viel zu schnell. Wir sollten das Wohl der Gemeinde im Auge haben und das genauer überlegen, auch von finanzieller Seite her, sonst haben wir bald zwei Wirtshaus-Ruinen neben dem Neubau.“
Helmut Schneemayer (FWG): „Ich bin anderer Meinung. Wir zögern gerade alles raus, und uns läuft die Zeit davon. Jedes halbe Jahr, das vergeht, ist problematisch. Dabei müssen wir die Schule vorantreiben. Natürlich muss es für das Hofareal ein Konzept geben, aber die Schule muss separat stehen. Und zwar eine, die mindestens 60 Jahre steht. Für den Stadl und die Hofstelle jetzt ein Konzept finden zu wollen, ist der falsche Zeitpunkt.“
Christine Walter (BB/ÖDP): „Lieber jetzt gescheit planen, als später ein Geschachtlert haben. Natürlich müssen wir das Gesamtkonzept und die Infrastruktur vorher planen. Auch weil wir alle nicht genau wissen, wie das geht, plädiere ich für Architekten-Vorschläge.“
Franz Wimmer (CSU): „Die Schule muss ein Zweckbau sein, aber wenn wir sie bauen, brauchen wir ein Konzept, wie wir die ganzen Außenanlagen und das Pell-Areal nutzen wollen. Das Großgerüst gehört gelöst, darum brauchen wir eine grobe Vorplanung, wie wir die Fläche aufteilen wollen. Vorplanung geht vor Detailplanung.“
Sieglinde Hofreiter-Scheibenzuber (CSU): „Ich bin dafür, dass wir den Schulhaus-Neubau zügig angehen. Der offene Ganztag kommt bald. Ein Neubau mit guten Architekten ist das beste.“
Ursula Raida (FWG): „Ich hab e nichts dagegen, dass Architekten ein Konzept erstellen, aber alles was jetzt länger als drei Monate dauert, ist zu lang.“
Bernhard Zöls (CSU): „Wir haben doch schon sechs Entwürfe angeschaut. Warum fangen wir jetzt wieder von vorne an? Es gab doch schon die Machbarkeitsstudie für das Pell-Areal. Mein Handwerkerverstand sagt: Wir müssen draufdrücken und nicht jetzt schon wieder anfangen, Gänseblümchen anpflanzen zu wollen. Ich bin auch für die Vereine, ich bin auch für einen Probenraum. Aber das wichtigste jetzt ist die Schule.“

DER ARCHITEKT
Erwin Wenzl: „Um ein charakteristisches Ortszentrum zu erhalten, sollte diese alte Bausubstanz mitten im Ort ernst genommen und etwas daraus gemacht werden. Genauso sollte die seit Jahrhunderten frei gehaltene Grünfläche ernst genommen werden. Ich sehe einen kompletten Neubau durchaus etwas kritisch, denn was geschieht dann wieder mit den alten, leer gewordenen Gebäuden? Was den Pell-Stadl betrifft, ist dieser einer der größten Stadl im Landkreis und man braucht hier ein sehr gutes Gespür, um nicht an der Sache vorbeizusanieren. Auf jeden Fall ist das ganze Anwesen sehr erhaltenswert. Man muss bei dieser aktuellen Planung alle Aspekte in Erwägung ziehen – nicht nur Geld und Zeit.“