Bad Füssing
Fast 1.300 Läufer beim Thermen-Marathon

05.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:49 Uhr

Voller Elan stürzen sich die zehn bis 15 Jahre alten Schüler und Schülerinnen in ihren Schüler-Lauf. Beim Bad Füssinger Thermen-Marathon müssen sie dabei eine 1800-Meter-Strecke zurücklegen. −Fotos: Georg Gerleigner

Von Karin Seidl

Knapp unter Null Grad und fast wolkenloser blauer Himmel. Die Bedingungen für einen Winterlauf könnten in der Tat schlechter sein. „Vor ein paar Tagen hat es ja noch ganz anders ausgesehen“, sagt Bad Füssings Kur- und Tourismusmanagerin Daniela Leipelt. „Da ging noch die Sorge um, ob dieses Event auf den letzten Drücker nicht noch abgesagt werden muss.“ Doch der meiste Schnee hat sich wieder verzogen, die Straßen sind frei und fast 1.300 Läuferinnen und Läufer heiß darauf, ihre Kilometer abzuspulen. Der 28. Thermen-Marathon hat am gestrigen Sonntag ganz offiziell die deutsche Marathonsaison eröffnet.

Corona-Nachwehen: 20 bis 30 Prozent weniger Teilnehmer bei Sportevents

2020, wenige Wochen bevor in Deutschland der Corona-Lockdown sämtliche Veranstaltungen unmöglich gemacht hat, sind in Bad Füssing noch über 2.000 Sportler und Sportlerinnen an den Start des beliebten und etablierten Winter-Marathons gegangen. „An diese Teilnehmerzahl können wir leider heuer noch nicht anknüpfen“, bedauert Jürgen Knaus, Assistent der Geschäftsführung der Johannesbad-Hotels. „Aber wir haben immerhin fast 1.300 Anmeldungen“, und über diese Zahl freut er sich ehrlich.

Top-Event, bestens organisiert und doch viel weniger Anmeldungen wie gewohnt – damit teilt der Thermen-Marathon das gleiche Schicksal wie viele anderen Sportveranstaltungen: „Aktive, ambitionierte Läufer hatten in den letzten beiden Corona-Jahren keine Ziele mehr und somit auch keine Motivation, um zu trainieren. Die fehlen uns jetzt“, sagt Laufexperte Günter Pauli, der mit seinem Passauer Sportgeschäft seit 25 Jahren beim Thermen-Marathon vertreten ist. „Sportevents kämpfen alle mit 20 bis 30 Prozent weniger Teilnehmern.“ Corona hat zwar viele „Couch-Potatoes“ erst zum Laufen gebracht, „aber die laufen keine Wettkämpfe“.

„Dabei sein ist alles!“

Um den Wettkampf geht es Christina (46) aus dem mittelfränkischen Landkreis Roth im Nürnberger Land gar nicht. „Dabei sein ist alles“, sagt die sportlich durchtrainierte Frau und strahlt übers ganze Gesicht. „Wir sind eine ganze Gruppe. Die ersten von uns laufen hier in Bad Füssing bereits seit 20 Jahren mit.“ „Team4friends“ nennen sie sich. „Manchmal sind wir um die 16 Leute, heuer sind wir zu sechst.“ Drei laufen mit. Sie geht mit ihren Freunden beim Zehn-Kilometer-Lauf an den Start und stöbert vorher noch am Stand eines Sportgeschäftes. Bestzeiten jagten sie nicht mehr hinterher, „wir freuen uns einfach, dass wir hier zusammen sein können und eine gute Zeit haben“.

Genau das wünscht der Johannesbad-Vorstand Werner Weißenberger allen Sportlerinnen und Sportlern, als er sie auf der Tribüne kurz vorm Start begrüßt. „Habt richtig viel Spaß! Bringen wir unseren Winter-Marathon wieder in Schwung!“ Er selbst liefert dafür quasi Ganzkörpereinsatz – Werner Weißenberger hat seine Laufsachen schon an, er wird sich wieder die Halbmarathon-Distanz vorknöpfen. Kurz vorher ist er einem Spezl begegnet. „Laufen wir gemeinsam los?“ fragt er ihn. Der lacht und scherzt: „Ja, genau, das sagst immer. Und dann haxt mi wieder auf!“ Weißenbergers Bestzeit über die 21 Kilometer: eine Stunde und 31 Minuten. „Heute peile ich eine Zeit zwischen einer Stunde und 45 Minuten und einer Stunde und 50 Minuten an.“ Man wird ja nicht jünger.

Zu dem Song „If you want blood“ geht‘s los

Das Starterfeld wird dichter, die Läuferinnen und Läufer traben auf der Stelle warm. Moderator Peter Maisenbacher zählt von zehn abwärts, bei Null krachen die Böller der Aigener Hofmark-Böllerschützen, „If you want blood“ von AC/DC schallt aus den Lautsprechern, als sich das Starterfeld für den Zehn-Kilometer-Lauf in Bewegung setzt.

„Ich hab heute morgen leider meine Joggingschuhe nicht gefunden, sonst wäre ich dabei“, sagt Schirmherr und Bürgermeister Tobias Kurz. Ehrlich? „Naaa, natürlich nicht, spätestens beim zweiten Kreisverkehr müsste man mich vom Boden aufklauben.“ Aber man muss ja selbst nicht laufen, um zu wissen, welche Bereicherung der Thermen-Marathon für Bad Füssing ist. „Das ist ein Event mit überregionaler Strahlkraft“, sagt er. Hobbyläufer und Spitzenathleten kommen nicht nur aus der Region, sondern aus ganz Deutschland, aus Österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Ukraine, Italien und Polen. „Sport verbindet“, sagt er, „allen, die dieses Event nach der Corona-Pause wieder möglich machen, bin ich sehr dankbar“.

300 ehrenamtliche Helfer sind im Einsatz

Jürgen Knaus vom Johannesbad-Organisationsteam nennt die Zahlen: „300 Helfer insgesamt sind hier im Einsatz, ehrenamtlich wohlgemerkt!“ – Engagierte aus der Kampfrichtergemeinschaft Pocking/Ruhstorf/Passau, von den Eisstockschützen und Fußballerinnen des SC Egglfing, den Hubertusschützen Egglfing, vom Frauenbund Egglfing, von den Freiwilligen Feuerwehren Bad Füssing, Würding, Egglfing und Aigen sowie den Ortsgruppen des Roten Kreuzes Bad Füssing, Bad Griesbach und Pocking. „Vom Johannesbad sind heute hausintern 50 Leute da – neben der üblichen Mannschaft aus Küche und Restaurant.“

„Mich freut’s sehr, dass das Johannesbad diesen Thermen-Marathon wieder organisiert hat“, sagt Bezirksrätin Cornelia Wasner-Sommer, „mein großes Kompliment an alle Helfer und Helferinnen!“ Als stellvertretende Landrätin hegt sie die Hoffnung, dass die Sportler aus ganz Europa auch abseits dieses Sportevents nun Lust bekommen, den schönen Landkreis Passau näher kennenzulernen. Selbstverständlich gerne in Laufschuhen. Muss aber nicht sein. Wanderschuhe tun’s auch.