
Franz Menzl, einst katholischer Diplom-Theologe, ist zum evangelischen Glauben konvertiert und wird bald neuer Geistlicher in der evangelischen Pfarrei Aidenbach. −Foto: Dekanat Landshut
Das ist eine bemerkenswerte Personalie: Die evangelische Pfarrei Aidenbach bekommt bald nach längerer Vakanz einen neuen Pfarrer. Dabei handelt es sich um einen Diplom-Theologen, der über die römisch-katholische Kirche zu den Altkatholiken und schließlich zur evangelisch-lutherischen Kirche wechselte.
Franz Menzl heißt der neue Pfarrer. Der 51-Jährige arbeitete bis jetzt beim Hospizverein Landshut als Fachkraft Palliative Care (psychosozial) in der Begleitung Sterbender.
Vor fast genau einem Jahr, am 4. September 2022, war er in der evangelischen Erlöserkirche Landshut durch Regionalbischof Klaus Stiegler (Regensburg) zum „Pfarrer im Ehrenamt“ ordiniert worden. Der ursprüngliche katholische Diplom-Theologe war zwischenzeitlich im Dienst als alt-katholischer Priester und setzte dann bewusst den nächsten Schritt hin in die evangelisch-lutherische Kirche.
Anders als der Name „Altkatholiken“ vermuten lässt, ist diese katholische Glaubensrichtung eher modern orientiert. So lehnen die Altkatholiken die Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes ab, haben lange vor den römisch-katholischen Glaubensbrüdern ihre Messen in der jeweiligen Landessprache gehalten und erlauben ihren Priestern die Ehe. Heutzutage finden sich sogar Frauen in geistlichen Führungspositionen der Altkatholiken, von denen es im deutschsprachigen Raum etwas 35.000 gibt.
Gelegentlich wurden die von der altkatholischen Kirche vollzogenen Reformen als „Protestantisierungsprozess“ gewertet, doch gibt es durchaus Unterschiede zur evangelischen Kirche, etwa in der Liturgie. Die Altkatholiken werden von römisch-katholischer Seite mitunter als „Neuprotestanten“ verspöttelt.
Wie aus einer Mitteilung des evangelischen Dekanates hervorgeht, hätten die langjährigen Kontakte von Franz Menzl zur Communauté de Taizé (Frankreich/Burgund), die Vernetzungen und freundschaftlichen Verbindungen hinein ins evangelisch-lutherische Dekanat Landshut (seiner Heimatregion) und nicht zuletzt die Mitgliedschaft in der evangelischen Michaelsbruderschaft in ihm den Entschluss reifen lassen, sich kirchlich neu zu positionieren.
Auch das Bedürfnis, den christlichen Glauben alltäglich und in einer konkreten Gemeinde vor Ort zu leben und mitzugestalten, trugen zum Konfessionswechsel bei. Als Pfarrer mit knapp 20-jähriger Berufserfahrung war er im Einsatz in der allgemeinen Pfarrseelsorge und Gemeindeleitung, ebenso als Jugendseelsorger und Religionslehrer ebenso wie in der Kindergartenleitung und als stellvertretender Dekan.
Mit der Ordination (Berufung ins Pfarreramt) durch Regionalbischof Stiegler begann für ihn vor einem Jahr eine spannende Zeit, sich auch theologisch nochmals weiterzubilden und Akzente im explizit evangelisch-lutherischen Kirchenverständnis zu vertiefen. „Es motiviert mich, den Blick zu schärfen, angefangen von der Wortwahl der Lutherbibel, über die diakonischen Initiativen, bis hin zu den gottesdienstlichen Formen. Die bisherige und vielleicht auch gewohnte Routine zu überwinden, könnte durchaus andere, neue, wertvolle Sichtweisen und Impulse schenken“ zitiert das Dekanat den künftigen Aidenbacher Pfarrer der Kreuzkirche.
Amtseinführung ist am 17. September
Dort wird er aufgrund der geringen Größe der Pfarrei eine halbe Stelle besetzen. Am 1. September 2023 beginnt er seinen Dienst als Pfarrer der evangelische-lutherischen Kirchengemeinde Aidenbach. Die feierliche Einführung wird am 17. September ab 10 Uhr in der evangelischen Kreuzkirche Aidenbach durch den Passauer Dekan Jochen Wilde erfolgen.
Die evangelische Gemeinde Aidenbach hatte zuvor rund zehn Jahre mit Dr. Tanja Seidl eine Frau als Pfarrerin. Diese war jedoch nach der Geburt ihrer Kinder Samuel (6) und Johanna (3) beruflich kürzergetreten. Ende vergangenen Jahres übernahm die promovierte Pfarrerin die zweite Pfarrstelle in Pfarrkirche, so dass die lange Zeit vakante Stelle in Aidenbach neu ausgeschrieben und schließlich besetzt werden konnte. Dies ist nun mit Franz Menzl der Fall.