Auftritt im Zauberberg Passau
Eva Karl Faltermeier: Senkrechtstarterin des Kabaretts

Eva Karl Faltermeier mit preiswürdigen Pointen im Passauer Zauberberg

01.12.2022 | Stand 18.09.2023, 21:27 Uhr
Gabriele Blachnik

„Des war ganz greislig“ – sagt die hoch gehandelte Oberpfälzer Kabarettistin Eva Karl Faltermeier über den missglückten Auftritt beim Passauer Scharfrichterbeil. Im Liveclub Zauberberg lief es bessern. −Foto: Blachnik

Es war nicht anders zu erwarten: Bevor Eva Karl Faltermeier in Passau ihr Kabarettprogramm „Es geht dahi“ spielte, braucht es einen kurzen Seitenhieb auf ihren letzten Passau-Auftritt. Da war sie unter den Kandidaten für das Scharfrichterbeil 2021 (der Wettbewerb wurde im Mai 2022 nachgeholt) und ging leer aus. Dabei wurde die Oberpfälzerin, die offiziell erst seit April 2020 freischaffende Kabarettistin ist, 2021 als Senkrechtstarterin beim Bayerischen Kabarettpreis geehrt. Seitdem war sie mehrfach im Fernsehen und im Rundfunk präsent.

„Des war ganz greislig“, ist Faltermeiers Anmerkung zum Scharfrichterauftritt. Er sei misslungen, nachdem ihr vorab eine Journalistin seltsame Fragen gestellt hatte. „Offenbar wurde die ausgetauscht“, wendet sie sich an die diesmal präsente Berichterstatterin. Neue Bühne, neues Spiel hat also das Motto an diesem Abend im Liveclub Zauberberg zu heißen. Dieses Mal wird langer Applaus von einem amüsierten Publikum die Ernte, so viel vorneweg.

Anfangs klingt die 39-Jährige ein bisschen verhalten. Doch bald füllt sie die autobiografisch modellierte Bühnenfigur lustvoll aus, mit der sie sich bislang etabliert hat. Dazu gehören selbstironische Äußerungen zu ihrer knabenhaften Figur und ausführlich zu ihrer Herkunft in der südlichen Oberpfalz unweit Regensburg.

Geprägt von Nebel und Finsternis und von indirekt benannter Inzucht stellt sie diese ihre Heimat dar. Der Hinweis auf den typisch Oberpfälzer Diphthong darf auch nicht fehlen. Warum auch immer amüsieren sich alle anderen Bayern immer wieder gerne über den Doppellaut „oi“. Dabei gäbe es zum Beispiel Waidler-Diphtonge, die den oberpfälzischen nicht nachstehen.

Einen großen Teil ihres Programms füttert Eva Karl Faltermeier mit ihrem Leben als Frau und Mutter. Schildert, wie sie von den Äußerungen und Instagramauftritten anderer Mütter irritiert wird. Oder wie man mit Handwerkern umgehen muss, damit der Ausbau des Eigenheims vorangeht.

Mit dem ihr eigenen Humor und sprachgewand pulvert sie etliche Bonmots heraus, die durchaus preiswürdig sind. Den roten Faden ihres Programms knüpft die regelmäßige Frage ihrer Therapeutin „Und was fühlen Sie jetzt?“ Denn wegen einer Angststörung besuche sie Sitzungen, die sie in die Erleuchtung führen sollen. Für Peaks in ihrem insgesamt zweistündigen Sprechprogramm sorgen Wutanfälle, kurz, heftig und laut. Dazu kleine musikalische Einlagen an einer „Zither für Bleede“.

In der zweiten Hälfte wird es für Momente betreten still im Publikum. Da streift Faltermeier bitterernst unter anderem die wieder aufgetauchte Nazigesinnung in Deutschland. In der Zugabe, entnommen ihrem Buch „Der Grant der Frauen“, wird sie dann wieder eine zur Rage gereizte Mutter.

Gabriele Blachnik


Das Programm „Es geht dahi“ ist noch am 3. Dezember in Dorfen zu sehen. Am 7. Dezember hat das neue Programm „Taxi – Uhr läuft“ Vorpremiere in Arnstorf im Rottal, am 17. Dezember ist Premiere im Lustspielhaus in München, am 12. Januar spielt sie in Zwiesel, am 22. Februar in Salzburg