Passau
Ein Leben für die Musik geht zu Ende: Manfred Herre mit 71 verstorben

30.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:18 Uhr

Als Dirigent der Stadtkapelle gab Manfred Herre 23 Jahre den Takt an, die Städtische Musikschule leitete er 31 Jahre lang. −Foto: Archiv

Meister, Mentor, Wegbereiter – und vor allem immer ein Musikbegeisterter, der die Liebe zum schönen Klang auch in anderen entfachen konnte. Das war Manfred Herre. Am Freitag, 27. Januar, ist er im Alter von 71 Jahren nach langer Krankheit verstorben. Er hinterlässt eine Lücke, die schwer zu füllen sein wird.

Über 40 Jahre lang prägte Herre die Passauer Musikszene wie kaum ein Zweiter. Seine Ära begann, als die Städtische Musikschule 1975 einen qualifizierten Blasmusiklehrer suchte, der zugleich die Stadtkapelle übernehmen sollte. Die Wahl fiel auf Manfred Herre. Niemand hätte damals ahnen können, dass dieser die Städtische Musikschule 31 Jahre lang leiten würde – von 1985 bis 2016. Als Kopf der Stadtkapelle schwang er bis 1998 den Taktstab.

Wer sich in dieser Ära in Passau mit der Blasmusik beschäftigte, kam nicht an ihm vorbei, schon gar nicht angehende Posaune-, Tenorhorn- und Tubaspieler, die er unterrichtete. Einer seiner Schüler steht heute als Leiter der Stadtkapelle in seinen Fußstapfen: Gottfried Wölfl.

„Ich war einer seiner ersten Schüler“, sagt Wölfl, „und er war mein Mentor. Er hat mich auf den Weg gebracht.“

Herre war weit mehr als ein Musikpädagoge und Kapellmeister, er tat sich auch als Initiator und Ideengeber hervor. 1990 initiierte er den Internationalen Wettbewerb für Blechbläser-Ensembles um den Preis der Europa-Stadt Passau, 1996 fand erstmals der von ihm ersonnene Wettbewerb „Einmal Bayerisch – Einmal Böhmisch statt“. Gottfried Wölfl könnte noch viel mehr aufzählen, „aber da weiß man ja gar nicht, wo man anfangen und aufhören soll“. Eines ist für den derzeitigen Stadtkapellmeister klar: „Es wird jetzt in Passau etwas fehlen, mir auf alle Fälle. Er ist untrennbar mit der Musik in Passau verbunden.“

Auch seine Nachfolgerin an der Musikschule, Leiterin Barbara Blumenstingl, sagt über Manfred Herre: „Er war ein Mensch, der sehr sehr viel aufgebaut hat, sowohl für die Musikschule als auch im Blechbläserbereich. Auch unsere Partnerschaft mit der Musikschule in Prag ist ihm zu verdanken. Er hat seine Spuren überall hinterlassen, und wir alle profitieren noch immer von seiner Arbeit.“ Gemeinsam mit Wölfl plane sie derzeit ein Konzert zu Herres Ehren, ein Datum steht aber noch nicht fest.

OB Jürgen Dupper würdigte Herres Lebenswerk ebenfalls. Dieser habe mit seiner beruflichen Lebensleistung „das regionale und überregionale Musikleben nachhaltig geprägt. Sein großartiger Einsatz ging dabei weit über die Tätigkeit in der städtischen Musikschule hinaus – so hat er mit viel Herzblut u.a. musikalische Talente in allen Blechblasinstrumenten entdeckt und gefördert.“ Das Stadtoberhaupt erinnerte auch daran, dass der Stadtrat 1996 auf Herres Anregung hin die Verleihung des Jugendmusikförderpreises und die Ehrung für besondere musikalische Leistungen beschlossen hat. „Manfred Herre gehörte zweifelsohne zu den führenden Persönlichkeiten in der bayerischen Blasmusik-Szene.“ Die Stadt würdigte seine Leistungen 2019 mit der Verleihung der kulturellen Ehrennadel.

Bereits drei Jahre zuvor, 2016, hatte Herre sein Amt als Musikschulleiter niedergelegt. Aus gesundheitlichen Gründen zog er sich damals weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Konzerte, vor allem wenn seine geliebte böhmische Blasmusik auf dem Programm stand, ließ er sich weiterhin nicht entgehen. Allerdings saß er am liebsten hinten, das Rampenlicht überließ er den anderen – und der Musik.

− jmu