Holzkirchen/Bogenberg
Die „lange Stang“ ist am Ziel: Die Kerzenwallfahrer erfüllen wieder das 500 Jahre alte Gelübde

29.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:16 Uhr

Was für ein Bild: Vorneweg die 13 Meter „lange Stang“, dahinter die rund 200 Wallfahrer, auf dem Weg nach Hofkirchen. Das Wetter hätte mit 25 Grad und einer sanften Briese entlang der Donau nicht passender sein können. „In Niederalteich hat die Sonne schon ganz schön gebrannt“, erzählt Thomas Haslinger. Aber Kenner wissen: Die Kerzenwallfahrer bestreiten den Weg – bei Hitze sowie bei strömenden Regen. −Fotos: Laudi

Die „lange Stang“ steht wieder am Bogenberg. Den Holzkirchener Kerzenwallfahrern ist es am Pfingstwochenende wieder gelungen, ihr Gelübde, der Muttergottes ein Kerzenopfer darzubringen, zu erfüllen.

Die Wallfahrer brachten den 50 Kilo schweren und 13 Meter langen, mit rotem Kerzenwachs umwickelten Fichtenstamm, unbeschadet an sein Ziel, was jedes Mal für große Erleichterung bei den Teilnehmern und Fans, die mitfiebern, sorgt. „Guter Gang! Bringt sie heil zur Mutter Gottes“ und „Gottes Segen für Euren Weg“: Diese Worte gaben ihnen Freunde aus nah und fern mit auf den Weg. „Es fällt einem jedes Mal ein Stein von den Schultern, wenn die Kerze am Bogenberg steht“, sagt Wallfahrtsleiter Thomas Haslinger. Er bedauert, dass die „Zeit so schnell vergangen ist“.

Rund 200 Wallfahrer waren es beim Start. Immer mehr Leute schlossen sich an, sodass am Ende um die 350 Menschen mitgingen.

Freitagmorgen wurde der Stamm der Fichte hergerichtet. „Der Stamm wird erst viereckig, dann achteckig geschlagen. Dann kommt die Wachsschicht drauf“, erklärt Haslinger. Samstagmorgen, 5 Uhr, startete der Tag mit einem Gottesdienst in Holzkirchen. Anschließend ging‘s los in Richtung Vilshofen, wo eine kurze Pause gemacht wurde. Vilshofens Bürgermeister Florian Gams und Landrat Raimund Kneidinger trugen den Stamm von Vilshofen nach Hofkirchen. Zwischendurch gab‘s ein Mittagessen in Winzer.

Die Reise führte weiter nach Niederalteich und Deggendorf, von wo aus Busse die Wallfahrer wieder zurück nach Holzkirchen brachten. Am nächsten Tag holten Busse die Wallfahrer wieder ab und brachten sie nach Deggendorf. Von dort aus führte der Weg wieder zu Fuß nach Neuhausen, Niederwinkling und Pfelling. Nächste Station war Bogen, von wo aus noch der Aufstieg auf den Bogenberg zu bewältigen war.

Seit März 2022 darf sich die Holzkirchener Kerzenwallfahrt offiziell „immaterielles Kulturerbe“ nennen. Die Wallfahrt, die seit 500 Jahren durchgeführt wird, wurde in die Unesco-Liste aufgenommen. Erfreut nahmen Wallfahrtsleiter Thomas Haslinger und sein Vater, der 35 Jahre Jahre lang Wallfahrtsleiter wahr, die Auszeichnung bei einem Festakt in der Münchner Residenz in Empfang.

354 Tage sind es bis zur nächsten Kerzenwallfahrt am 18. und 19. Mai 2024. „Der Fichtenstamm liegt schon in seinem Lager in Schöfbach“, sagt Haslinger – vorfreudig auf nächstes Jahr.

− ekj