Passau
Blocks bleiben stehen: Beifall für WGP

Weil zwei Miethäuser in der Graf-Zeppelin-Straße erhalten werden, fließt Extra-Förderung

09.01.2023 | Stand 09.01.2023, 19:00 Uhr

Vor dem Block Graf-Zeppelin-Straße 21, 23 und 25 beraten WGP-Geschäftsführerin Andrea Gais (r.) und Lorena Lorenz (Chefsekretärin und zuständige Hausverwalterin) das weitere Vorgehen. −Foto: Danninger

Was macht man mit einem Mietsbau, knapp 100 Jahre alt – ohne Zentralheizung, ohne Dämmung, dafür ermöglichen Fenster und Türen ein luftiges Wohnerlebnis?



„Abreißen“, lautet wohl in neun von zehn Fällen das Urteil. Die WGP ist dieser zehnte Fall, denn die Wohnungs- und Grundstücksgesellschaft Passau will zwei alte Gebäuderiegel in der Graf-Zeppelin-Straße in Auerbach erhalten und lieber sanieren als neu bauen. Dafür wird sie nun belohnt, denn als einziges Wohnbau-Unternehmen in Niederbayern ist es mit diesem Vorhaben auserkoren, beim Modellprojekt „Weiternutzen. Weiterentwickeln. Weiterbauen“ mitzumachen.

Zehn Projekte in Bayern bekommen eine entsprechende Förderung, das Passauer gehört dazu. Und so werden die beiden Blöcke Graf-Zeppelin-Straße 14, 16, 18 und 21, 23 und 25 „klimafit gemacht“, wie es WGP-Geschäftsführerin Andrea Gais ausdrückt.

Bestehende Gebäude fit für die Zukunft machen und ihre Potenziale für neuen Wohnraum nutzen: Das ist das Ziel des Modellvorhabens des bayerischen Experimentellen Wohnungsbaus. Das Bayerische Bauministerium hat zehn Projekte in ganz Bayern ausgewählt, die in den kommenden Jahren mit Unterstützung des Freistaats modernisiert, klimagerechter gestaltet und gegebenenfalls standortverträglich baulich erweitert werden.

Eine Erweiterung ist im Fall der beiden Auerbacher Blöcke wohl schwierig, weil sie unter Ensembleschutz stehen, wie Gais gegenüber der PNP erklärt: „Aufstocken oder dranbauen ist aber nur begrenzt möglich.“ Doch will die WGP ohnehin möglichst viel Freifläche erhalten. Den schätzen sicher auch die jetzigen 23 Mieter, nur eine der 24 Wohnungen ist seit Jahreswechsel frei geworden, sagt Lorena Lorenz, Hausverwalterin und Chefsekretärin bei der WGP.

1929 sind die Zeppelin-Blöcke gebaut worden und seitdem eher sparsam modernisiert: Um die Beheizung muss sich jeder Mieter selbst kümmern, es gibt weder Zentral- noch Etagenheizung, Fenster und Türen lassen viel Frischluft zu. Warum die Wohnungen trotzdem begehrt sind? Weil sie zu den günstigsten gehören: 2,68 bis 4,50 Euro zahlt man pro Quadratmeter.

Diese Mieten werden nicht zu halten sein, wenn die Sanierung, die Mitte 2024 starten soll, fertig ist. „Aber uns ist wichtig, dass wir nicht an den Mietern vorbei sanieren und auch dann möglichst viele von ihnen hier wieder ein Platzerl finden“, gibt Andrea Gais die Marschrichtung vor. Eine Luxus-Sanierung schließt sie also aus, klar sei aber auch: „Es muss einiges passieren, damit die Wohnungen klimafit werden.“ Großteils handelt es sich um Zwei- und Drei-Zimmereinheiten mit engem Zuschnitt; der müsse sicher hier und da an moderne Ansprüche angepasst werden.

In der Sanierungs-Zeit müssen die Mieter raus, jedoch will ihnen die WGP jeweils eine Überbrückung im eigenen Bestand anbieten. Und am Ende hofft sie, dass möglichst viele wieder in ihre gewohnte Umgebung zurückkehren.

Das Projekt trägt den Titel: „Behutsames Update von einfachen Wohngebäuden der 1920er Jahre im Denkmalensemble“. Dazu Gais: „Die Betonung liegt auf dem Wort ,behutsam‘“. In einer ersten Mieterversammlung, in der den Bewohnern das Vorhaben vorgestellt wurde, sei klar geworden, dass die Mieter vor Ort gern leben – trotz Einzelöfen, alter Fenster und schwieriger Grundrisse. „Es gilt, den Charme der alten Bausubstanz herauszuarbeiten und zu erhalten und dennoch den Sprung in die energetische und ausstattungstechnische Gegenwart oder Zukunft zu schaffen.“