Bis 26. Mai täglich im Café Museum
Begegnung mit der Klavier-Legende Kirk Lightsey in Passau

23.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:42 Uhr

Kirk Lightsey fühlt sich zu Hause in Passau – und am roten Flügel des Jazzclubs Café Museum in der Altstadt, in der Bräugasse 17. −Foto: Tilmann Wensky

Kirk Lightsey sitzt am Nachmittag vor seinem ersten Auftritt an seinem Stammplatz im Café Museum in Passau mit überschlagenen Beinen zurückgelehnt und trinkt Prosecco.

Er ist seit den 50er Jahren als Jazz-Pianist aktiv und blickt auf eine bewegte Karriere voller Erlebnisse zurück. Er ist seit jeher Teil der New Yorker Jazzszene und hat mit einigen der größten Künstler seiner Zeit musiziert. Unter anderem: Chet Baker, Dexter Gordon oder Freddie Hubbard. Nun ist Lightsey wieder zu Besuch in Passau und fühlt sich wohl: „Es ist wie Familie hier.“

Auch mit 86 Jahren versprüht er eine jugendliche Energie, wenn er sich scherzend und mit ausladender Gestik ausdrückt. Seine Hände sind ständig in Bewegung, unabhängig davon, ob er nun auf dem Klavier in die Tasten greift oder nicht. Lightsey ist zudem ein eindrucksvoller Geschichtenerzähler: Er kam 1937 in Detroit auf die Welt, wo er als Kind seine Liebe zur Musik entdeckte. Nahezu jeder seiner Sätze enthält Referenzen an seine Weggefährten: Da wäre der Jazzpiano-Pionier Earl Hines, dessen Spiel er in der Stammkneipe seiner Eltern lauschte, während sie Karten spielten und tanzten. Oder seine erste Klavierlehrerin an der Grundschule, die ihn ab dem Alter von fünf Jahren unterrichtete.

Als Lightsey ein junger Erwachsener war, stand Detroit in der wirtschaftlichen wie kulturellen Blüte: Der Automarkt boomte und das Musiklabel Motown begann, Hit um Hit vom Fließband zu liefern. Hier fand er eine Anstellung als Studiopianist und nahm beispielsweise für Marvin Gaye oder The Temptations auf. Schließlich zog es ihn nach New York, wo er sich in der Jazzszene etablierte.

Lightsey ist ein emotionaler Mensch; er bricht bei der Erinnerung in schallendes Gelächter aus, wie er sich mit dem Trompeter Dizzy Gillespie anfreundete, als dieser Feuerwerkskörper vor dem Konzerthaus Carnegie Hall auf den Straßen New Yorks zündete, und er wird tieftraurig, als er von einem talentierten 18-jährigen Drummer erzählt, dessen tödliche Drogenüberdosis er erlebte.

Inzwischen hat Lightsey den USA größtenteils den Rücken zugekehrt und lebt seit den 90er Jahren in Paris. Ob er nach über 80 Jahren am Klavier immer noch Neues lernen könne? „Oh ja, selbstverständlich!”, meint er überzeugt.

Zu Hause scheint er sich auch im Café Museum in Passau zu fühlen. Seit über zehn Jahren ist er hier regelmäßig zum Musizieren zu Besuch. Den Jazz-Motor der Region Paul Zauner lernte er in New York kennen, seitdem verbindet die beiden eine langjährige Freundschaft.

„Mercy, Saint Paul!“, ruft Lightsey, als Zauner ihm ein zweites Glas Prosecco reicht.

Tilmann Wensky


Lightsey ist am Klavier im Café Museum von Dienstag, 23. Mai, bis Freitag, 26. Mai, jeweils ab 20 Uhr zu hören. Begleitet wird er von seinen vertrauten Kollaborateuren in Passau, Paul Zauner an der Posaune, Wolfram Derschmidt am Bass und Dusan Novakov an den Drums.