Die deutsche U20-Nationalmannschaft hat bei der Weltmeisterschaft ihr Minimalziel – den Klassenerhalt – mit einem knappen Sieg gegen Kasachstan erreicht. Nationaltrainer Tobias Abstreiter (54) lässt die WM im Mutterland des Eishockeys Revue passieren. Doch der Blick des Landshuters richtet sich bereits klar nach vorne. Dabei nimmt er auch die Vereine in die Pflicht und fordert noch mehr Vertrauen für die jungen Nachwuchstalente.
Herr Abstreiter, nach dem Klassenerhalt bleibt vor allem eine Situation in bleibender Erinnerung, nämlich Ihre Ansprache an die Mannschaft in der Kabine. Wieso waren Sie in diesem Moment so emotional ergriffen?
Tobias Abstreiter: Da spielten mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen war es ein sehr spannendes Spiel. Es ging um alles und die Begegnung war ein ständiges Auf und Ab. Ferner war die Anspannung vor dem Duell gegen Kasachstan groß, weil wir wussten, dass dieses Relegationsspiel kein Spaziergang wird. Kasachstan hatte in seiner Gruppe zwei gute Leistungen gezeigt. Hinzu kommt, dass dieser Jahrgang mit der U18 abgestiegen war. Das sollte sich nicht mehr wiederholen und somit ist eine Menge Druck nach dem Spiel abgefallen. Wir haben unser Ziel erreicht und dieser Jahrgang geht nun mit einem guten Gefühl aus der Nachwuchsnationalmannschaft heraus.
Der Klassenerhalt war das Minimalziel. Fehlte zu einem Sieg in der Vorrunde, der gleichbedeutend mit dem Viertelfinaleinzug gewesen wäre, eine konstante Leistung über 60 Minuten?
Abstreiter: Die Konstanz war tatsächlich ein Problem bei dieser Weltmeisterschaft. Im ersten Spiel hatten wir beim Stand von 2:3 gegen Amerika sogar mit einem Powerplay die Chance auf den Ausgleich. Danach waren wir zu gierig und haben uns auskontern lassen. Das darf natürlich nicht passieren. Auch die Duelle gegen Finnland und Kanada waren sehr eng. Und die erste Hälfte gegen Lettland haben wir auch sehr gut gespielt. Irgendwie fehlte uns in jedem Spiel diese absolute Topleistung, die man benötigt, um dann auch ein Spiel zu gewinnen.
Welche Lehren ziehen Sie aus der Weltmeisterschaft?
Abstreiter: Generell war die Herangehensweise mit dem frühen Flug nach Kanada und den Vorbereitungsspielen – zur Akklimatisierung – sehr gut. Wir haben als Trainerteam gelernt, dass es nicht falsch ist, wenn wir perspektivisch auch Spielern des jüngeren Jahrgangs die Chance geben. Die Mannschaft ist sehr gut zusammengewachsen, was auch an den gesteckten Zielen lag. Wir haben Wege aufzeigen können, wie wir gegen Top-Nationen mithalten können. Dies gilt es nun in die Köpfe der jüngeren Jahrgänge zu implementieren. Dann werden wir Schritt für Schritt wachsen.
Was muss letzten Endes passieren, dass der deutsche Eishockeynachwuchs noch näher an die Top-Nationen heranrücken kann?
Abstreiter: Da gibt es eine klare und einfache Antwort: Mehr Eiszeit für die jungen deutschen Spieler in den Profiligen. Je mehr, desto besser.
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