Jubiläumsgala in Landshut
Landestheater Niederbayern: 70 Jahre Lachen und Weinen

20.11.2022 | Stand 25.10.2023, 10:53 Uhr

Bis Mitternacht feierten Theaterleute und Galagäste ausgelassen das Jubiläum im Foyer des Theaterzelts in Landshut. −Fotos: Peter Litvai

Dass das Landestheater Niederbayern im 70. Jahr seines Bestehens am Zenit der Opernliteratur angekommen ist, hat die Bühne Ostbayerns mit den drei Spielstätten Landshut, Passau und Straubing am Freitagabend, 18. November, im Theaterzelt in Landshut eindrucksvoll demonstriert: Zu Beginn der Gala spielte die Niederbayerische Philharmonie unter Generalmusikdirektor Basil H. E. Coleman die Ouvertüre von Richard Wagners Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“; Höhepunkt war am Ende der Gala die Erweckung Brünhildes und die Feier der Liebe aus der aktuellen Produktion „Siegfried“ mit Peggy Steiner und Michael Heim. Der Tenor hatte wegen Krankheit die Premiere abbrechen müssen. An diesem Abend zeigte er sich als strahlender Held, dessen Liebe und Leidenschaft von einer anderen Galaxie ist.

Als Städtebundtheater 1952 gegründet

Zwischen den beiden Musikstücken lag eine unterhaltsame Gala – erfreulicherweise ohne Grußworte und Reden –, die Kulturjournalist, Regisseur und Autor Thomas Ecker moderierte: 70 Jahre Lachen und Weinen, Emotion und Diskussion, Anregung und Aufregung, Begeisterung und Kritik. Dass Theater per se die Menschen in andere Welten entführt, machte der Einspieler deutlich, der zu Musik aus dem „Rosenkavalier“ die 70 Jahre mit Inszenierungsfotos Revue passieren ließ.

Der Moderator verpackte die Geschichte des Theaters, das am 5. Oktober 1952 unter dem Namen Städtebundtheater aus der Taufe gehoben wurde, in kurze Anmoderationen, bevor er ausgewählte Gäste zu abwechslungsreichen Gesprächen auf das Sofa bat.

Im Eiltempo ließ Ecker die Intendanten und Musikdirektoren vorbeiziehen, zählte markante Ereignisse von „70 Jahren kultureller Grundversorgung von einer Millionen Menschen“ auf und beschrieb, wie das Theater zu einem Sprungbrett für Talente und zu einer Heimat für große Künstler wurde. Heute hat es über 200 Angestellte, einen 60-köpfigen Laienchor. Der Vorhang hebt sich 340 mal pro Spielzeit.

Nach dem Mauerfall wurde das Landestheater Niederbayern Beispiel und Referenz für viele Bühnen Ostdeutschlands. Zweckverbandspräsident Thomas Pröckl lobte die „herausragend gute Arbeit“ des Landestheaters. Als Vision nannte er, dass „wir in zehn Jahren nicht mehr hier im Zelt sitzen, sondern im renovierten Bernlochner“.

Intendant Stefan Tilch erinnerte sich an eine Art Kulturclash, als er vor 20 Jahren von München an die Bühne kam. Neue Räume galt es nach dem Hochwasser in Passau und der Schließung des Bernlochner in Landshut zu bespielen – und dadurch auch das Repertoire zu erweitern. „Wir brauchen uns nicht zu verstecken.“

Tilch, dessen Vertrag, ebenso wie der von Basil H. E. Coleman in dreieinhalb Jahre endet, versprach: „Wir werden drei Jahre unter Volldampf arbeiten.“ Viele Herzensprojekte würden noch verwirklicht. Und dann gab es etwas Konkretes: Am Gründonnerstag 2026 wird Wagners Bühnenweihefestspiel „Parsifal“ zur Aufführung kommen. Spontaner Applaus für diesen Höhepunkt zum Ende der Ära Tilch-Coleman, die nach der Spielzeit 2025/2026 das Landestheater verlassen.

Schauspielerin Katharina Elisabeth Kram erzählte, wie schwierig es ist, als zweifache Mutter Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen – und wie sehr sie die Flexibilität des Landestheaters schätzt. Statist und Kleindarsteller Paul Färber brachte das Theater zum Schmunzeln, als er über seine Nöte als Schlangendarsteller plauderte. Einen Sonderapplaus gab es für einen weiteren Jubilar: Rudi Senff ist seit 40 Jahren Betriebsdirektor des Landshuter Hauses und Geschäftsführer des Zweckverbands.

Am Rande heftig diskutiert wurde das Fernbleiben der Landshuter Stadtspitze, die kurzfristig abgesagt hatte. Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr zeigte seine Wertschätzung und kam nach Landshut. Der Passauer OB schickte den Kulturreferenten als seinen Vertreter.

Edith Rabenstein