Deutsche Unesco-Kommission
Zirkus, Hip-Hop und Englmarisuchen: Das ist nun immaterielles Kulturerbe

15.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:57 Uhr

Das Chapiteau vom Circus Arena steht auf dem Platz vom Neuen Lustgarten im Stadtzentrum. −Foto: Jens Kalaene/dpa

Der Zirkus als eigenständige Form der Darstellenden Kunst, das Englmarisuchen im Landkreis Straubing-Bogen und die Hip-Hop-Kultur in Heidelberg gehören künftig zum Immateriellen Kulturerbe in Deutschland.



Die Kulturministerkonferenz bestätigte am Mittwoch die Empfehlungen des Fachkomitees Immaterielles Kulturerbe der deutschen Unesco-Kommission. Von 144 Einträgen im Bundesverzeichnis stammten 35 aus Bayern, teilte Bayerns Heimatminister Albert Füracker (CSU) mit. „Das zeigt, wie vielfältig Bräuche und traditionelle Handwerkstechniken bei uns gelebt und bewahrt werden.“ Die Aufnahme sei ein Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung.

Mit dem „Englmarisuchen“ wird den Angaben nach die Legende des seligen Engelmar erzählt. Er soll um das Jahr 1100 ermordet worden sein. Das Schauspiel in Sankt Engelmar (Landkreis Straubing-Bogen) ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts belegt und war bis 1906 in eine Fronleichnamsprozession eingebunden. Seitdem findet es jährlich an Pfingstmontag statt.

13 neue Einträge



Insgesamt wurde das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes um 13 Einträge erweitert, wie die Kulturministerkonferenz und die deutsche Unesco-Kommission mitteilten. Aufgenommen wurden auch das Brunnenfest in Bad Dürrenberg (Sachsen-Anhalt), die Gestaltung und traditionell handwerkliche Fertigung der Vorpommerschen Fischerteppiche sowie die Handweberei. Außerdem schafften es die Kindergartenidee nach Friedrich Fröbel als kulturelle Form frühkindlicher Erziehung und Bildung, die Klassische Reitlehre in Deutschland und die Pflege der Knicks (von Menschen errichtete Erdwälle) in Schleswig-Holstein auf die Liste.

Auch der Bau und die Nutzung des Spreewaldkahns und das Singen des Steigerlieds als „Hymne des Bergbaus“ wurden in das Verzeichnis aufgenommen. Darüber hinaus wurden zwei Modellprogramme gewürdigt, die beispielhaft zeigen, wie das Immaterielle Kulturerbe bewahrt werden kann: das Netzwerk Kachelofenbau - Traditioneller, handwerklicher Bau von Kachelöfen sowie Sail Training auf Traditionssegelschiffen.

Bundesweit 144 Kulturformen auf der Liste



„Mit der Neuaufnahme von 13 Kulturformen in das bundesweite Verzeichnis wird einmal mehr die kulturelle Vielfalt Deutschlands deutlich“, sagte der Vorsitzende der Kulturministerkonferenz und niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Falko Mohrs (SPD). „Sie gibt den Menschen die Möglichkeit, ihre Kultur und ihre Traditionen zu leben und weiterzuentwickeln. Solche Räume stiften Identität und Heimat und damit die Grundlage für ein gutes Zusammenleben in einer modernen offenen Gesellschaft.“ Das bundesweite Verzeichnis umfasst nun insgesamt 144 Kulturformen.

Über die Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis wird im zweijährigen Turnus entschieden. Die nächste Bewerbungsrunde startet nach Ministeriumsangaben am 1. April 2023.

− dpa