„Du willst nicht in der Schusslinie stehen“
Brandt-Gefahr am Pulverturm: Top-Verteidiger könnte entscheidender Playoff-Faktor werden

23.03.2023 | Stand 25.10.2023, 11:04 Uhr

Die Sieger-Säge packte der überragende Marcel Brandt nach seinem Hammer-Tor zum 2:0 bei den Wolfsburg Grizzlys aus. −Foto: imago images

Er spielt gerade die Eishockey-Saison seines Lebens, lässt mit Speed, Offensivdrang und Abschlussstärke die Gegenspieler oft wie Slalomstangen aussehen und könnte für die Straubing Tigers in den Playoffs der Deutschen Eishockey-Liga zum entscheidenden Erfolgsfaktor werden: Marcel Brandt.

Der 30-Jährige hat sein Team in Spiel 4 der Best-of-7-Serie gegen die Wolfsburg Grizzlys mit einem frühen Doppelpack beim 3:1-Sieg am Mittwochabend in der VW-Stadt in die Erfolgsspur zurückgebracht. Spiel 5 steigt am Freitag (19.30 Uhr/Magenta Sport) im Eisstadion am Pulverturm – mit erhöhter Brandt-Gefahr. „Jetzt gehen wir mit einem sehr guten Gefühl in das Heimspiel am Freitag. Und da holen wir uns auch einen Sieg“, kündigte Straubings Matchwinner selbstbewusst vor laufenden TV-Kameras an.

„Wenn Brandt ausholt, willst du als Verteidiger besser nicht in der Schusslinie stehen“, meinte TV-Experte Sven Felski am Mittwochabend bei Magenta Sport anerkennend nach dem Schlagschuss-Hammer des Tigers-Defenders zur 2:0-Führung. Schon in der DEL-Hauptrunde war der gebürtige Dingolfinger Liga-weit der Mann mit den meisten (413) und schnellsten (161 km/h) Torschüssen – Fortsetzung folgt in den laufenden Playoffs: drei Tore und zwei Assists in den ersten vier Viertelfinalpartien, damit auf dem geteilten zweiten Platz der Topscorer-Liste – das macht den Fans neue Hoffnung auf eine erfolgreiche Serie gegen die Niedersachsen.

Minutenlang saß er auf der Bande und genoss die Sieggesänge der Fans



Zumindest haben Brandt und Parker Tuomie mit ihren Auswärtstreffern den Heimvorteil wieder zurück nach Niederbayern geholt – nachdem zwischenzeitlich schon die Sorge zu spüren war, dass Grizzlys-Coach Mike Stewart und sein Team bei ihren Erfolgen in Spiel 2 und 3 (3:1/2:1) mit aggressivem Forechecking und 100-prozentig konzentrierter Defensivarbeit den „Tigers-Code“ geknackt haben könnten. Doch in Spiel 4 überrollten Brandt und Kollegen mit ihrer Offensivpower und einem Schussverhältnis von 12:2 im ersten Drittel die Niedersachsen. „Da waren wir zu weit weg vom Gegner, hatten keinen Zugriff aufs Spiel“, kritisierte Stewart die offenbar zu lasche Einstellung seiner Truppe.

Auf Tigers-Coach Tom Pokel und seine Jungs kommt in jedem Fall noch ein hartes Stück Arbeit zu – wie zum Beweis dafür, saß der völlig abgekämpfte Marcel Brandt noch Minuten nach der Schlusssirene auf der Bande und genoss die Sieggesänge und Anfeuerungsrufe von hunderten mitgereister Tigers-Anhänger. Der muskelbepackte Verteidiger steht für Einsatzwille und Kampfkraft genauso wie für Spielfreude, Schnelligkeit, starke Schlittschuh- und Schusstechnik – und ist zum Glück damit im Tigers-Team nicht allein. Vor allem der letztjährige DEL-Topscorer Jason Akeson sprüht in den bisherigen Playoffpartien vor Spielfreude, legte am Mittwoch in Wolfsburg alle drei Treffer auf und steht schon bei sechs Scorerpunkten (2 Tore, 4 Assists) in den vier Viertelfinal-Matches. Auch die quirligen Taylor Leier, Travis St. Denis, JC Lipon oder Luke Adam bereiteten den Grizzlys massive Zugriffsprobleme. Nun müssen die Jungs um Kapitän Sandro Schönberger diese Qualitäten am besten schon in den beiden nächsten Duellen aufs Eis bringen, um ins Halbfinale einzuziehen – notfalls auch in einem siebten Spiel am heimischen Pulverturm. Die Grizzlys jedenfalls werden fokussierter denn je aufs Eis kommen – oder wie Wolfsburg-Coach Stewart es formulierte: „Mund abwischen, weiter geht’s. Wir haben jetzt eine Serie Best-of-Three.“


Linktipp: Musterprofi, Trainer, Hobbykicker – Marcel Brandt erklärt Marcel Brandt im Interview