Europaweit
Uni Passau koordiniert internationales Projekt: Wie man sich gegen Verschwörungstheorien wappnet

05.12.2024 | Stand 05.12.2024, 5:00 Uhr |

Projektkoordinatoren: Politikwissenschaftler Prof. Dr. Oliver Hidalgo (r.) und Pädagoge Dr. Hannes Birnkammerer − Foto: Universität Passau

Forscher haben sich europaweit unter Koordination eines Teams der Universität Passau zusammengeschlossen, um Verschwörungsglauben auf den Grund zu gehen. Die Wissenschaftler erhoffen sich neue Erkenntnisse, wie sich Demokratien widerstandsfähiger gegen Verschwörungstheorien machen lassen.

„Verschwörungsmythen untergraben demokratische Verfahren und das Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Sie nutzen dabei die in Demokratien angelegten Schwachstellen: ihre Offenheit und die Mehrdeutigkeit von Entscheidungsprozessen“, erklärt in einer Pressemitteilung der Universität Prof. Dr. Oliver Hidalgo, Inhaber des Lehrstuhls für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Politischer Theorie an der Universität Passau.

Gemeinsam mit dem Pädagogen Dr. Hannes Birnkammerer, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum für Lehrkräftebildung und Fachdidaktik (ZLF), hat er ein EU-Horizon-Projekt eingeworben, das erforscht, ob und wie man gegen Verschwörungstheorien durch Förderung von Resilienz und politischer Selbstwirksamkeit vorgehen kann.

Die Forscher haben sich mit 15 Organisationen europaweit zusammengetan. Zunächst untersuchen sie aus dem Blick verschiedener Disziplinen, darunter der Psychologie, der Soziologie und der Politikwissenschaft, übergreifende Merkmale, die die Verschwörungsmentalität überzeugter Anhänger ausmacht. Dazu führt der Verbund unter anderem Studien mit Aussteigern durch.

Geplant sind zudem vergleichende Studien in acht europäischen Ländern. Aufbauend auf den Erkenntnissen konzipiert das Forschungsteam Maßnahmen, die eine demokratische Gegenidentität herausbilden sollen.

„Wir sind überzeugt, dass Demokratie zwar einerseits besonders anfällig für Verschwörungsmythen ist, sie aber andererseits auch Mittel und Wege bereitstellt, um sich selbst zu heilen“, sagt Prof. Dr. Hidalgo. „Gerade wenn es darum geht, eine demokratische Haltung zu entwickeln, das Aushalten von vielfältigen Perspektiven, ist Schule ein guter Ort, das einzuüben“, sagt der Pädagoge Dr. Birnkammerer. Er entwickelt im Rahmen des Projekts gemeinsam mit Lehrkräften frei zugängliche Bildungsmaterialien und Spiele auf Basis der Erkenntnisse.

Glückwünsche zur Einwerbung kamen von Präsident Prof. Dr. Ulrich Bartosch, er erhoffe sich von dem Projekt wichtige Impulse für das Verständnis und die Stärkung demokratischer Strukturen liefern. In dem EU-Horizon-Projekt TaCT-FoRSED sind neben der Universität Passau als Koordinatorin im deutschsprachigen Raum noch die Universität Leipzig und das Demokratiezentrum Wien beteiligt. Die EU fördert das Projekt über eine Laufzeit von drei Jahren mit insgesamt mehr als drei Millionen Euro, knapp ein Drittel davon geht an die Universität Passau. Das Projekt startet im Februar 2025.

− red

Artikel kommentieren